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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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Geschäftsführer sprechen. Er griff zum Telefon, feilschte eine Weile auf Arabisch und notierte sich dann ein paar Zahlen, bevor er das Gespräch beendete und eine Nummer in Abu Dhabi anrief. Mitten in diesem zweiten Telefonat erklang von einer nahe gelegenen Moschee der Gebetsruf des Muezzins, der von einem halben Dutzend anderer Minarette in Westbeirut aus wiederholt wurde. Sadiki bat seinen Gesprächspartner um Entschuldigung, brach das Gespräch ab und zog sich zurück, um zu beten.
    Als er zurückkam, wirkte er erfrischt. Er war wirklich gläubig, daran bestand kein Zweifel. Er entschuldigte sich für die Unterbrechung und setzte seine Telefonate fort. Nachdem er zwei Subunternehmer in den Emiraten in die Mangel genommen hatte, beugte er sich noch ein paar Minuten über sein Angebot und bot Ferris dann einen Preisnachlass an, der etwa die Hälfte dessen betrug, was der Amerikaner gefordert hatte. Ferris, der in etwa mit diesem Ergebnis gerechnet hatte, stimmte zu und schlug eine weitere Besprechung vor, um über die endgültigen Kostenvoranschläge und erste Planungsentwürfe zu sprechen. Sie vereinbarten, sich in zwei Wochen in Amman zu treffen. Eine Zusammenkunft in Jordanien widersprach zwar den Richtlinien, die Hoffman ihm für diese Operation gegeben hatte, aber es würde ja nur dieses eine Mal sein, und Ferris wollte Alice nicht öfter als nötig allein lassen.
    »Nur eines noch«, sagte er, nachdem sie das Geschäft mit Handschlag besiegelt hatten. »Wo Sie schon einmal in Beirut sind, würde ich mich freuen, wenn Sie sich mit unserem Sicherheitsberater Hussein Hanafi treffen könnten. Er ist ein ungewöhnlicher Mann. Ich glaube, er hatte früher einmal etwas mit den … nun ja, mit den Extremisten zu tun, aber inzwischen berät er internationale Firmen in Sicherheitsfragen.«
    Hanafi, so erklärte Ferris weiter, wisse alles über die Sicherheit von Kommunikationseinrichtungen in Gebäuden, weshalb er auch die endgültigen Baupläne absegnen müsse. Aus diesem Grund sei es vielleicht ratsam, sich bereits jetzt mit ihm in Verbindung zu setzen. Sadiki nickte und lächelte. Nichts schien ihn nun mehr aus der Ruhe zu bringen.
    Der Sicherheitsberater arbeitete im Westbeiruter Stadtteil Fakhani, wo sich vor langer Zeit einmal das Hauptquartier von Jassir Arafats Guerillatruppe befunden hatte. In den vergangenen Jahren war das Viertel damit zum Sammelbecken für Beiruts nicht allzu zahlreiche sunnitische Fundamentalisten geworden. Sadiki wirkte ein wenig nervös, als der Fahrer den Wagen immer tiefer in ein Labyrinth aus schmalen Straßen hineinsteuerte. Vermutlich machte er sich dabei weniger Sorgen um sich selbst als um seinen Gastgeber. Dieses Viertel war kein Ort für einen Amerikaner wie Mr. Brad Scanion.
    Hanafis Büro lag im zweiten Stock eines kleinen Bürogebäudes und war an einem Schild im Fenster mit der Aufschrift »HH Global Solutions« zu erkennen. Sadiki nahm Ferris beschützend am Arm und zog ihn in das Haus und eine Treppe hinauf. Wer steuert hier eigentlich wen?, fragte sich Ferris, überließ aber Sadiki die Führung. Das Büro war hell erleuchtet und frisch gestrichen, die Möbel waren neu und sauber. An einem Schreibtisch saß eine Frau mit Kopftuch, die ihr Kommen über eine Gegensprechanlage weitermeldete. Kurze Zeit später kam ein Araber mit dicker Brille und kleinen Augen ins Vorzimmer und begrüßte Sadiki und Ferris. Er stellte sich als Hussein Hanafi vor und führte sie in sein Büro, in dem mehrere Computer standen sowie ein Regal mit Handbüchern von Microsoft, Oracle und Symantec.
    Hanafi war ein Computerfreak – wenigstens das war keine Illusion. Als er 1998 aus Afghanistan zurückgekehrt war, hatte ihn der libanesische Geheimdienst unter Beobachtung gestellt und herausgefunden, dass er sich sein Geld mit der Erstellung von Websites für dschihadistische Gruppierungen verdiente. Dadurch war Sami Azhar auf ihn aufmerksam geworden und hatte ihn für sein geheimes Netzwerk angeworben, und falls Hanafi irgendeinen Verdacht gehabt haben sollte, für wen er  wirklich arbeitete, so hatte er ihn noch nie geäußert. Er war ein großartiger Fang – sein Gesicht und sein Name waren bei den Extremisten bestens bekannt. Hoffmans Team hatte in seinem Büro zwei winzige Kameras und ein Mikrofon versteckt.
    Hanafi sprach mit dem Architekten in einer Mischung aus Arabisch und Englisch über eine Reihe von kommunikationstechnischen Vorsichtsmaßnahmen, die beim Neubau des Gebäudes

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