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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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ernste und zugleich feierliche Miene auf. »Ich bitte um Entschuldigung, meine Damen. Ich fürchte, den Auftritt dieser Herren haben Sie mir zu verdanken. So unwahrscheinlich es auch klingen mag, aber diese Männer haben tatsächlich Informationen, die für das Wohl der ganzen Nation entscheidend sein könnten.«
    Ein ehrfürchtiges Raunen ging durch die Damen, und Crittenden deutete eine leichte Verbeugung vor Adah Temple an, einer eleganten dunkelhaarigen Dame von Anfang vierzig. »Ich weiß, ich kann nicht einfach so über Ihren Salon verfügen, Madam. Aber ich hoffe auf Ihr Verständnis.«
    Mrs Temple versuchte offensichtlich ihre Aufregung zu bezähmen, sie straffte sich und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Selbstverständlich, Major. Wenn es um das Wohl der Nation geht, steht Ihnen mein Salon natürlich zur Verfügung.«
    Crittenden nickte lächelnd, und Mrs Temple deutete, an die Damen gerichtet, mit einer einladenden Geste zu einer gläsernen Schwingtür auf der anderen Seite des Raumes. »Lassen Sie uns auf die Terrasse hinter dem Haus gehen, Ladys. Der Tag ist ohnehin zu schön, um ihn in dieser düsteren Höhle zu verbringen.«
    Sie lachte etwas bemüht über ihren eigenen Scherz und führte die Damen nach draußen, wobei sie den Indianern einen argwöhnischen Blick über die Schulter zuwarf und mit sorgenvoller Miene ihre teuren, schweren Teppiche und dann die schlammverschmierten Hosenaufschläge der Männer musterte.
    Als die Schwingtür sich endlich hinter den Frauen geschlossen hatte, bezog Shipshewano Posten neben dem Hauseingang. Tom riss sich die Perücke aus Schafwolle vom Kopf und stürmte auf Crittenden zu. »Ich brauche Ihre Hilfe, Major! Und zwar sofort!«
    Crittenden bückte sich, griff nach seiner Teetasse und goss verschütteten Tee aus der Untertasse zurück in die Tasse. Seine kleinen Augen blitzten hinter der Brille hervor. »Mr Sawyer, Sie haben einen ungewöhnlichen Geschmack, was Ihre Bekleidung angeht. Ich nehme an, das hat mit den Schwierigkeiten zu tun, in denen Sie stecken. Stimmt es, dass Sie einem entlaufenen Mörder helfen?«
    Tom schüttelte energisch den Kopf. »Huck ist kein Mörder. Der Mob will ihn hängen. Jetzt! Wir haben es gesehen! Sie bringen ihn gerade zu der alten Eiche neben dem Friedhof! Sie müssen das verhindern, Major! Wo sind Ihre Männer?«
    Crittenden schlürfte seinen Tee. Er nickte zur Decke des Salons, wo ein Kronleuchter hing. »Sie sind oben und packen unsere Sachen. In einer Stunde kommt das Dampfschiff, das uns den Fluss hinaufbringt. Ich hatte gehofft, Sie würden uns begleiten.«
    Tom packte Crittenden an der Uniformjacke. »Das werden Sie nicht tun, Major! Sie können nicht gehen. Nehmen Sie Ihre Männer, reiten Sie sofort los, und hindern Sie die Meute daran, einen Unschuldigen zu hängen! Bitte!«
    Crittenden blickte befremdet auf Toms Hände an seinem Revers, und Tom ließ ihn los. Dann lächelte der massige Mann wieder. »Warum sollte ich das tun, Mr Sawyer? Rechtssprechung ist nicht meine Sache, und ich habe auch nicht die Absicht, mich in die Angelegenheiten des örtlichen Sheriffs zu mischen.«
    »Der Sheriff ist halb tot! Er wurde von dem wahren Mörder angegriffen. Huck kann es nicht gewesen sein! Bitte, Sir! Sie müssen mir helfen!«
    Crittenden schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht tun, Mr Sawyer. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie setzen dieses Ding wieder auf …«, Crittenden deutete auf die Schafwolle in Toms Händen, »und ich nehme Sie mit auf das Dampfschiff und bringe Sie sicher aus dieser Stadt, wo man Sie vermutlich ebenfalls hängen wird, wenn man Sie fassen sollte. Der Einfluss von Minister Welles wird ausreichen, Gras über diese Sache wachsen zu lassen, wenn Sie erst einmal im fernen Washington sind. Und dort werden Sie mir helfen, Minister Stanton zur Strecke zu bringen. Was halten Sie von meinem Vorschlag?«
    Tom atmete tief ein, dann sagte er: »Ich halte nichts davon. Sie rufen Ihre Männer, und ich bringe Stanton für Sie zur Strecke. Und zwar hier und jetzt.«
    Crittenden blinzelte verwirrt. »Wie meinen Sie das, Mr Sawyer: ›Hier und jetzt‹? Wie in Gottes Namen wollen Sie das denn anstellen?«
    Tom griff in die Lederjacke und zog ein paar zusammengeknüllte Handschuhe hervor, die er wenige Minuten zuvor in Pollys Haus in der Hooper Street aus seinem Koffer hervorgewühlt hatte. Sie waren mit Blut befleckt. Wie die von Joe. Er warf sie vor Crittenden auf das Teetischchen. »So will ich das

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