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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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hinter Lucy her. Über jeder der Türen, hinter denen die Huren ihre Kunden bedienten, war eine Schiefertafel angebracht, auf denen der Name des jeweiligen Mädchens stand.
    Clytie, Eileen, Molly, Marya.
    Irgendetwas klingelte in Toms Kopf, als er die Schilder sah, aber er wusste nicht, was es war.
    Eine Tür tauchte vor ihm auf, darüber eine Tafel, ein Name, irgendwas, Tom kam nicht darauf, es war ja auch egal.
    Lucy blieb vor der letzten Tür stehen und hielt sie ihm auf. »Nicht ins Zimmer kotzen«, sagte sie. »Das kostet extra.«
    Tom trat ein und setzte sich auf das Messingbett, das den Großteil des kargen Raums einnahm und von dessen Matratze ein säuerlicher Geruch ausging.
    Sitzen war schwer, weil das Zimmer sich um ihn drehte. Tom versuchte das Ölbild einer nackten Frau mit riesigem Hinterteil zu fixieren, damit der Schwindel sich legte, aber es gelang ihm nicht. Das Bild machte es eher noch schlimmer. Als er stattdessen zu Boden blickte, sah er dort zwischen den Sägespänen Lucys kleine Füße.
    Viel zu kleine Füße. Tom schüttelte sich. Lucy zündete eine Lampe an, und Tom spürte, wie ihm die Whiskeyflasche aus den Fingern glitt und unter das Bett rollte.
    »Mist.«
    Er ließ sich rücklings auf das Bett fallen, und plötzlich war da wieder Becky. Nicht im Raum. Sondern irgendwo da oben. Was machte sie nur da in seinem Kopf? Sie hatte da nichts zu suchen, schließlich wollte er es jetzt mit dieser kleinen Chinesin treiben, und da konnte er Becky in seinem Kopf nicht gebrauchen, so viel stand fest.
    »Geh raus! V’schwinde«, murmelte er und fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum.
    Lucy, die das Seidenkleid gerade über die Schultern streifte, sah ihn verärgert an. »Was ist? Hast du’s dir anders überlegt? Ins Zimmer gehen kostet schon einen Dollar; ob du gleich wieder rausgehst oder eine Stunde bleibst, ist egal.«
    Tom schüttelte im Liegen den Kopf. »Nich’ du. Die andere.«
    Lucy musterte ihn skeptisch, stieg aus dem Kleid, das um ihre Füße lag, und stand nackt vor ihm. Toms Lider waren schwer geworden, und verschwommen nahm er ihre kleinen Brüste wahr und die dunklen Warzen, als sie sich über ihn beugte und seinen Gürtel öffnete. Sie roch ungewöhnlich gut, Madame Pauline schien ihre Mädchen regelmäßig zum Baden anzuhalten.
    Lucy zog ihm die Hose herunter. Jetzt war Becky nicht mehr in seinem Kopf, dafür war da plötzlich etwas anderes. Ein dunkles Loch mit einer Pritsche.
    »Huck geh’s nich gut«, lallte Tom. »W’müssen’ns ummin kümmern.«
    »Bin ja schon dabei. Huck? So nennst du deinen Pimmel?«
    Tom konnte die Augen nur mit Mühe offen halten. »Neee. Huck Finn. ’n Kumpel. Ihm geh’s b’schissen. Sollte nach’m sehen.«
    »Jetzt? Oder sollen wir uns erst um dich kümmern?«
    Tom versuchte, sich aufzurichten, aber er schaffte es nicht, weil Lucy gleichzeitig an seinen Stiefeln zog. Er fiel wieder zurück aufs Bett und seufzte. »Kennsu Huck? Wa’ma hier?«
    Lucy zog ihm gerade die Stiefel von den Füßen, als sie innehielt.
    »Hucky? Dieser versoffene, zottelige Waldschrat? Der im Gefängnis sitzt, weil er die alte Lady umgebracht hat?«
    Tom versuchte zu nicken, ließ es aber sogleich wieder, als sein Kopf sich zu drehen begann. »Mja, genau der. Aber er hatie Lady nich ummebracht.«
    »Klar. Und ich bin noch Jungfrau, Schnuckel.« Sie zog ihm die Long Johns aus, betrachtete, was sie sah, und legte die Stirn in Falten. »Oje. Ist das traurig. Na, da muss man aber was machen, hm?«
    Tom hatte keine Ahnung, wovon sie redete, sah sie nur mit dem Kopf zwischen seinen Schenkeln verschwinden und spürte dann, wie sie sich hingabevoll seinem Pimmel widmete. Er hob den Zeigefinger und schwenkte ihn tadelnd gegen das Bild der nackten Frau mit dem riesigen Hinterteil. »Oja, ma mussas machen! Weg’n Polly unner Frau vom Fischer un ihrn Püppchen und Hattie, dassie bein Sid un’ Becky sauba macht und wegn Sally Aussin un ihrn Kaninchen unnen Sommerschbrossn auch.«
    Lucys Kopf tauchte zwischen seinen Schenkeln auf. »Sally Austin? Die Kleine von Mr Austin, dem Gemischtwarenhändler?«
    »Mhm. Hat tolle Sommerschbrossn. Kennse die?«
    »Ja, das Miststück behandelt mich wie den letzten Dreck, wenn ich bei ihrem Vater einkaufe und sie hinter dem Tresen steht. Dabei ist sie ein Flittchen, ich hab sie im Laden mal mit ’nem Herrn erwischt, der war glatt doppelt so alt wie sie. Feines Mädchen. Wenn die mal groß ist, lässt die die komplette Tennessee-Armee an

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