Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der seine Frau vergaß

Der Mann, der seine Frau vergaß

Titel: Der Mann, der seine Frau vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John O'Farrell
Vom Netzwerk:
»Wirklich wunderschön.«
    Auf dem Heimweg sah ich die Welt plötzlich mit anderen Augen. Das bunte Feuerwerk, das am Himmel explodierte, galt mir, mir ganz allein. Ich wollte wildfremden Passanten mitteilen, dass ich soeben der schönsten Frau der Welt begegnet war; im Zeitungsladen hielt ich einer jungen Mutter mit Kinderwagen die Tür auf. Dann beschleunigte ich meine Schritte, verfiel erst in einen leichten Trab und rannte schließlich die ganze Strecke, bis ich keuchend, aber überglücklich in der Wohnung ankam. Gary saß in der Küche und hatte das Innenleben eines Laptops auf dem Kiefernholztisch ausgebreitet.
    »Gary! Es ist etwas Unglaubliches passiert! Ich glaube, ich habe mich verliebt!«
    »Wow, Alter! Das ist ja toll. Und wer ist die Glückliche?«
    »Maddy, Madeleine. Ich habe soeben meine Frau kennengelernt. Sie ist was ganz Besonderes, findest du nicht?«
    Stöhnend legte Gary seinen winzigen Schraubenzieher beiseite.
    »Ja, sie ist allerdings was ganz Besonderes , Vaughan – nämlich deine Exfrau. Ihr habt euch getrennt, oder hast du das vergessen?«
    »Ja.«
    »Du kannst dich nicht in Maddy verlieben, du dämlicher Trottel – du lässt dich gerade von ihr scheiden.«
    »Ich weiß – und schon haben wir etwas gemeinsam. Sie hat so eine hinreißende kleine Stupsnase, und ihre Augen, diese herrlichen haselnussbraunen Augen …«
    »Das muss irgendwie mit deiner Krankheit zusammenhängen.« Gary deutete auf die Computerplatinen, die auf dem Tisch verstreut lagen. »Deine Festplatte hat schlappgemacht, und jetzt ist eine emotionale Erinnerung oder was weiß ich zurückgekehrt. Wie auch immer, mach keinen Scheiß – das geht vorbei.«
    »Nein, das geht nicht vorbei, Gary. Das ist für die Ewigkeit, da bin ich hundertprozentig sicher! Es kommt mir vor, als hätte ich mein ganzes Leben auf die Richtige gewartet, und jetzt bin ich ihr begegnet.«
    »Mag sein. Nur warst du zufällig fünfzehn Jahre mit ihr verheiratet, bevor du beschlossen hast, dass sie die Falsche ist.«
    »Ja, gut, ich weiß, dass wir mitten in der Scheidung stecken et cetera pp. Aber in jeder Beziehung muss man die eine oder andere Hürde überwinden – denk nur an Romeo und Julia.«
    »Ja, und am Ende sind sie beide tot … Du liebst sie nicht, das ist nur eine Phase.«
    »Unsinn. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir füreinander bestimmt sind. Am liebsten würde ich mir ein Tattoo machen lassen. Ein großes Herz auf dem Unterarm, in dem › Maddy ‹ steht.«
    »Ja, prima Idee! Du könntest dir natürlich auch › Idiot ‹ auf die Stirn stechen lassen. Du redest wirr. Ich glaube, du brauchst was Ordentliches zwischen die Rippen. Ich mach dir ein Sandwich.«
    Gary setzte mich an den Küchentisch, und ich erzählte ihm von meiner Erinnerung an die Zugfahrt. Er bestätigte die Geschichte. »Ja, so was hat sie ständig gemacht.« Er lachte. »Zum Beispiel, als dieser ungehobelte Lackaffe sie vor dem Pub zugeparkt und sich strikt geweigert hat, seinen Wagen wegzufahren.«
    »Was hat sie denn gemacht?«
    »Nun ja, nachdem sie ihren Wagen aus der Lücke manövriert hatte, stieg sie aus und kratzte mit ihrem Schlüssel drei Worte in seine Kühlerhaube.«
    »Nämlich welche?«
    » Etwas freundlicher bitte. «
    Ich musste laut lachen.
    »Ein höfliches ›Bitte‹ hat schließlich noch nie geschadet«, setzte Gary hinzu.
    »Wohl wahr. Maddy ist super, nicht?«
    Gary schob seinen Teller beiseite. »Pass mal gut auf, mein kleiner Freund. Da draußen laufen Millionen Mädels herum. Wenn du jemanden suchst, der eventuell geneigt wäre, sich mit dir eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, ist die Frau, die fünfzehn Jahre mit dir verheiratet war, bis sie deinen Anblick nicht mehr ertragen konnte, so ziemlich die Letzte im ganzen Land, der du nachsteigen solltest.«
    »Aber das ist doch Quatsch. Du kennst Maddy nicht halb so gut wie ich …«
    »Nein – ich kenne sie besser. Daraus wird nichts, Vaughan. Du musst nach vorne schauen.«
    Schmollend stieß ich mein jungfräuliches Sandwich von mir. »Was machst du eigentlich mit dem Laptop?«, fragte ich nach einer Weile. Er schien dankbar, dass ich endlich das Thema wechselte.
    »Ach, ich erweitere nur den RAM .«
    »Den was?«
    » RAM . Das steht für, äh … Random Access … na ja, das ist ein technischer Begriff, mach dir darüber keine Gedanken. Ach, übrigens, ich hätte da eine geniale Idee, wie du mehr über deine Vergangenheit herausfinden kannst …«

9. KAPITEL
    Liebe Alle,
    wie

Weitere Kostenlose Bücher