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Der Mann, der seine Frau vergaß

Der Mann, der seine Frau vergaß

Titel: Der Mann, der seine Frau vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John O'Farrell
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hypernervösen Amerikanerin, die das Haus nur zu verlassen schien, um zu den wöchentlichen Treffen der Nachbarschaftswache zu gehen.
    »Ich dachte, es ist ein Terrorangriff«, stammelte sie. »Ich dachte, das ist mein 11. September.« Nach dem Unfall hatte sie sich minutenlang nicht aus dem Haus gewagt. Wahrscheinlich hatte sie darauf gewartet, dass ein zweiter Wagen in die andere Mauer krachte.
    Kurz darauf erschienen zwei Polizeibeamte, wenn auch nicht die Antiterroreinheit, die ein anonymer Nachbar angefordert hatte. Der eine machte sich umständlich an dem neuen Laptop zu schaffen, auf dem er den Unfallhergang protokollieren sollte, und der andere machte ein ratloses Gesicht, weil mein Alkoholtest negativ ausfiel und ich allem Anschein nach auch nicht mit meinem Handy telefoniert hatte.
    »Es war also kein anderes Fahrzeug beteiligt«, fasste der ältere Polizist zusammen, »und Sie fuhren am helllichten Tag auf einer schnurgeraden Straße … Ich versuche nur zu begreifen, wie es Ihnen gelungen ist, in eine Gartenmauer zu rasen.«
    »Nun ja, ich habe das Autofahren wohl schlicht und einfach verlernt.«
    »Sie haben das Autofahren verlernt?«
    Er betrachtete den zerbeulten Honda Jazz, der die Ziermauer zur Hälfte durchbrochen hatte.
    »Äh, Dave, dafür gibt’s hier kein Kästchen …«
    »Was?«
    »Auf dem neuen Formular – da gibt’s kein Kästchen für ›Hat das Autofahren verlernt‹.«
    »Lass mal sehen. Hmmm … Sind Sie sicher, dass Sie keinem ›Fußgänger oder Tier ausgewichen‹ sind, Sir?«
    »Hundertprozentig.«
    »Sie sind auch nicht zufällig ›auf rutschiger Fahrbahn ins Schleudern geraten‹?«
    »Nein, nein – es war einzig und allein meine Schuld. Ich weiß genau, dass ich mal Auto fahren konnte, habe aber offenbar vergessen, wie es geht.«
    »Und wann genau haben Sie das vergessen?«
    »Am 22. Oktober.«
    Der ältere Polizist sah mich zweifelnd an. »Ich würde Ihnen raten, sich vorerst nicht noch einmal ans Steuer zu setzen.«
    »Danke. Ich werd’s mir merken.«
    Der Polizist am Computer kicherte über diesen unfreiwilligen Scherz, doch sein Lächeln verflog im Nu, als sein Kollege ihm einen strafenden Blick zuwarf. Es war höchste Zeit, die Sache zu einem würdigen Abschluss zu bringen. »Schreib, er wäre einer Katze ausgewichen.«
    »Alles klar.«
    »Getigert, nicht, Sir?«
    »Nein.«
    »Einem Tier ausgewichen«, murmelte der zweite Polizist, setzte einen Haken in das entsprechende Kästchen, und wieder war ein winziges Stück Geschichte geschrieben.
    »Was hast du dir bloß dabei gedacht?«, fragte Maddy mich am Telefon, nachdem ich beschlossen hatte, ihr reinen Wein einzuschenken, was den klitzekleinen Kratzer an ihrem Wagen anging. »Wie bist du auf die aberwitzige Idee gekommen, dass du Auto fahren kannst?«
    »Soll das heißen, ich konnte gar nicht fahren?«
    »Nein. Du warst aus Prinzip dagegen. Dafür hätte ich dich erwürgen können. Du hast einen auf öko und pro- ÖPNV gemacht, und ich durfte dich überall hinkutschieren, wenn ich nicht gerade den Chauffeur für die Kinder spielen musste.«
    »Das tut mir leid, es war so ein schöner Wagen …«
    »Was heißt hier war ?«
    Als der Honda schließlich aus der Werkstatt kam, unterzog ich ihn auf der Straße einer gründlichen Reinigung, was den schrulligen Nachbarn, der sich unsere elektrische Heckenschere geliehen hatte, dazu veranlasste, auf einen ausgiebigen Plausch herüberzukommen.
    »Hallöchen, Vaughan. Einmal Waschen und Legen, was?«
    »Haha!« Ich kicherte höflich. »Ja … in den Geschirrspüler hat er leider nicht gepasst.«
    Der Nachbar kriegte sich gar nicht mehr ein vor Lachen, und ich wusste nicht recht, ob ich weiterschrubben oder damit warten sollte, bis er sich wieder beruhigt hatte. Ich versuchte, so elegant wie möglich auf dem schmalen Grat zwischen Höflichkeit und Anbiederung zu balancieren, doch in einem unkonzentrierten Augenblick gab ich eine etwas zu weitschweifige Antwort und sah ihn etwas zu lange an, und diese Gelegenheit ließ sich der Nachbar nicht entgehen.
    »Jetzt, wo Maddy verreist ist, müssen Sie mit den Kindern unbedingt mal zum Abendessen rüberkommen. Arabella könnte den beiden ein paar Fischstäbchen in die Pfanne hauen. Was halten Sie davon?«
    Plötzlich tauchten Jamie und Dillie hinter ihm auf, die mit dem Hund Gassi gegangen waren. Ihre Mimik war unmissverständlich: Mit den Lippen formten sie immer wieder lautlos das Wort »Nein!«, während sie so taten, als würden sie

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