Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der seine Frau vergaß

Der Mann, der seine Frau vergaß

Titel: Der Mann, der seine Frau vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John O'Farrell
Vom Netzwerk:
Sex gehabt zu haben. Ich habe völlig vergessen, wie das ist.«
    Gary fiel vor Lachen fast vom Hocker. »Wow, du musst im Bett ja echt ’ne Vollniete gewesen sein.« Und dann lachte er weiter, bis ich keine Lust mehr hatte, den Trottel zu spielen, das Lächeln einstellte und darauf wartete, dass er sich beruhigte.
    »O Gott, ist dir eigentlich klar, was das heißt? Du bist praktisch noch Jungfrau!«
    Just in diesem Moment war die Jukebox verstummt, und nun wandten diverse Stammgäste den Kopf, um besagte Jungfrau ausgiebig in Augenschein zu nehmen.
    »Red keinen Quatsch. Ich habe zwei Kinder.«
    »Na und? Du bist eine wiedergeborene Jungfrau . Du hast keinen Schimmer, wie es ist, mit einer Frau zu schlafen. Du weißt es nicht, du armer Wicht.« Gary hatte offensichtlich einen Heidenspaß und hackte wie wild auf sein Handy ein, um die Adressen geeigneter Single-Bars und Abschleppläden in Erfahrung zu bringen.
    »Was machst du denn da?«
    »Heute Nacht, mein kleiner Freund, lassen wir’s ordentlich krachen. Wir machen einen Mann aus dir.«
    Bevor wir gingen, verschwand Gary kurz auf der Toilette. Als er wiederkam, drückte er mir ein kleines folienverschweißtes Tütchen in die Hand.
    »Was ist das?«
    »Ein Kondom. Allzeit bereit . War das nicht das Motto der Pfadfinder?«
    »Keine Ahnung, das Rammlerabzeichen habe ich nie gemacht.«
    »Na los, steck’s ein. Du wirst es mir noch danken. Das ist eine einmalige Gelegenheit! Die meisten Männer deines Alters würden wer weiß was dafür geben.«
    Wäre ich nicht so erschöpft gewesen, hätte ich mich vielleicht zur Wehr gesetzt, doch Garys geradezu missionarischer Eifer machte jeden Widerstand zwecklos. Obwohl ich keineswegs die Absicht hatte, mit der erstbesten Frau ins Bett zu springen, ließ ich Gary seinen Willen. Vielleicht war ein kleiner Flirt mit einer interessanten, sensiblen jungen Dame ja ein geeignetes Mittel gegen die Nachwirkungen der vernichtenden Abfuhr, die Madeleine mir erteilt hatte.
    »Alles klar, Alter? Für jemanden, der kurz davor steht, seine Unschuld zu verlieren, machst du einen ziemlich deprimierten Eindruck.«
    »Ja – ich weiß auch nicht. Ich fange gerade erst an, das alles zu verdauen. Wie es aussieht, waren Maddy und Vaughan die beiden Zeltstangen, die mein Leben getragen haben.«
    »Zeltstangen?«
    »Ja – wir hatten so ein altes Zweimannzelt, das von nur zwei Stangen getragen wurde. Und wenn der Wind noch so sehr an den Leinen zerrte, solange die beiden Stangen hielten, stand das Zelt wie eine Eins.«
    »Äh, ich verstehe kein Wort. Unser Zelt hat oben so ’ne große, biegsame Kunststoffstange. Du willst doch nicht etwa campen?«
    »Vergiss es … Ohne Maddy ist das gesamte Zelt meines Lebens zusammengebrochen – Familie, Finanzen, das Haus, die Arbeit …«
    Gary dachte eine Weile über meine Worte nach und sagte dann: »Auf eBay findest du bestimmt ’ne Ersatzzeltstange. Aber du brauchst doch nicht im Zelt zu pennen, Alter – du kannst jederzeit wieder bei uns einziehen.«
    Ich dankte ihm für seine verständnisvolle Unterstützung und redete mir ein, dass es irgendwo dort draußen eine andere Frau für mich geben musste, auch wenn es mich Zeit, Geduld und nicht zuletzt etliche Fehlversuche kosten würde, sie zu finden. Ich hatte jedoch leise Zweifel, dass die Richtige ausgerechnet im Secret Whispers auf mich wartete, dem »exclusiven Herrenclub«, in den Gary mich geschleppt hatte. Ich stand auf der Schwelle und betrachtete den neonblauen Umriss einer nackten Frau, die ihre blinkenden Brüste wippen ließ.
    »Da kann ich unmöglich reingehen. Was soll Maddy von mir denken?«
    »Vaughan, es ist vorbei. Das hast du selbst gesagt. Es geht doch nur darum, dich in Stimmung zu bringen. Guck mal, hier gibt’s ›Mädels satt‹!«
    »Na, wenigstens müssen sie nicht hungern. Und was ist überhaupt mit Linda?«
    »Was soll Linda denn in einem Stripschuppen?«
    »Nur ihr beide?«, grunzte einer der kahlköpfigen Türsteher und hakte die Samtkordel vor dem Eingang aus.
    »Nein, ich kann da nicht reingehen. Das ist … sexistisch.«
    »Sexistisch? Wo lebst du eigentlich, Vaughan? Sexistisch war einmal. Hast du das Fernsehinterview mit dieser Stripperin nicht gesehen? Es gibt den Frauen ein Gefühl der Macht … die Situation unter Kontrolle zu haben … bla bla bla. Ich hab, ehrlich gesagt, nicht richtig zugehört, ihre Titten waren im Weg.«
    »Na, was jetzt? Rein oder raus?«, fragte der Türsteher mit drohender Stimme.
    »Finden

Weitere Kostenlose Bücher