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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Flughafen, eingereist ist. Die Nacht hat er auf der Buda-Seite in einer Art Jugendhotel namens Ifjüsäg verbracht. Am nächsten Morgen ist er in dieses Hotel hier umgezogen. Ungefähr eine halbe Stunde später ist er weggegangen und hat den Zimmerschlüssel mitgenommen. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen.«
    »Was sagt die Polizei?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Die Beamten, mit denen ich gesprochen habe, wirkten desinteressiert.
    Rein formal ist an dieser Haltung nichts auszusetzen. Matsson besitzt ein gültiges Visum und hat in diesem Hotel einen Meldezettel ausgefüllt. Die Polizei hat keinen Grund, sich mit ihm zu befassen, vorausgesetzt, er reist vor Ablauf seiner Aufenthaltserlaubnis wieder aus.«
    »Könnte er das Land nicht verlassen haben?«
    »Völlig undenkbar. Und selbst wenn es ihm gelungen sein sollte, illegal über die Grenze zu gehen, wo sollte er denn hin, ohne Pass? Wir haben im Übrigen Erkundigungen bei den Vertretungen in Prag, Belgrad, Bukarest und Wien eingezogen. Sicherheitshalber sogar in Moskau. Keiner weiß etwas.«
    »Nach Informationen seines Arbeitgebers wollte er hier ein Interview mit dem Boxer Läszlö Papp führen und eine Reportage über das jüdische Museum schreiben.«
    »Er ist bei keinem der beiden gewesen. Wir haben ein paar kleinere Nachforschungen angestellt. Er hatte dem Museumsdirektor, einem Doktor Sos, von Schweden aus einen Brief geschrieben, ihn aber nicht aufgesucht. Und wir haben mit Papps Mutter gesprochen. Sie hat den Namen Matsson noch nie gehört, und Papp selbst ist nicht einmal in der Stadt.«
    »Steht Matssons Gepäck noch auf dem Hotelzimmer?«
    »Seine Sachen sind noch im Hotel. Aber nicht auf dem Zimmer. Das hatte er lediglich für drei Nächte gebucht. Die Hoteldirektion hat es zwar auf unsere Bitte hin frei gehalten, aber das Gepäck in ihr Büro gebracht. Hier draußen, hinter der Rezeption.
    Er hatte seine Sachen übrigens noch nicht einmal ausgepackt. Wir haben die Rechnung beglichen.«
    Der Mann schwieg ein Weilchen, als dächte er über etwas nach. Dann sagte er ernst:
    »Wir werden den Betrag natürlich von seinem Arbeitgeber einfordern.«
    »Oder aus seinem Nachlass«, sagte Martin Beck. »Ja, wenn es sich als so schlimm herausstellen sollte.«
    »Wo ist sein Pass?«
    »Den habe ich«, antwortete der Mann von der Botschaft. Er öffnete den Reißverschluss seiner flachen Aktentasche, nahm den Pass heraus, übergab ihn Martin Beck und zog gleichzeitig einen Füller aus der Innentasche.
    »Bitte sehr. Wären Sie so freundlich, den Empfang zu quittieren?«
    Martin Beck unterschrieb. Der Mann steckte seinen Füller und die Quittung ein.
    »So, das hätten wir. Was war noch? Ach ja, Ihre Hotelrechnung. Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wir haben Anweisung erhalten, für alle Kosten aufzukommen. Ziemlich ungewöhnlich, wie ich finde.
    Selbstverständlich hätte Ihnen wie üblich Tagegeld zugestanden. Wenn Sie also Bargeld benötigen, können Sie es sich in der Botschaft auszahlen lassen.«
    »Danke.«
    »Das wäre es dann wohl. Sie können seine Sachen durchsehen, wenn Sie wollen. Ich habe Bescheid gesagt.« Der Mann erhob sich.
    »Sie wohnen übrigens im selben Zimmer, das Matsson hatte«, sagte er beiläufig. »105, nicht wahr? Wenn wir nicht darauf bestanden hätten, dass das Zimmer weiterhin auf Matssons Namen geführt wird, hätten Sie vermutlich in einem anderen Hotel wohnen müssen. Es ist mitten in der Hochsaison.«
    Bevor sie sich verabschiedeten, fragte Martin Beck:
    »Was meinen Sie persönlich? Wohin ist er verschwunden?«
    Der Mann von der Botschaft sah ihn ausdruckslos an.
    »Falls ich überhaupt eine Meinung habe, ziehe ich es vor, sie für mich zu behalten.«
    Einen Augenblick später fügte er hinzu: »Die Sache ist sehr unangenehm.«
    Martin Beck ging auf sein Zimmer. Es war bereits gemacht. Er sah sich um. Hier also hatte Alf Matsson gewohnt. Für höchstens eine Stunde. Zu erwarten, dass er in dieser kurzen Zeit irgendwelche Spuren hinterlassen hatte, wäre zweifellos zu viel verlangt.
    Womit hatte sich Alf Matsson in dieser Stunde beschäftigt? Hatte er ebenfalls am Fenster gestanden und die Schiffe beobachtet? Vielleicht.
    Hatte er jemanden oder etwas gesehen, der oder das ihn veranlasste, das Hotel derart schnell zu verlassen, dass er vergaß, den Schlüssel auf den Empfangstresen zu legen? Denkbar. Wenn ja, was war es gewesen?
    Unmöglich zu sagen. Wäre er auf der Straße angefahren worden, hätte man das umgehend

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