Der Mann, der sich in Luft auflöste
Namen des Hotels zeigte. Sie fuhren über die Brücke an der grünen Insel vorbei, auf der er zwischen den Bäumen eine hohe Fontäne hindurchschimmern sah, dann eine Geschäftsstraße entlang und immer weiter bergauf durch steile, schmale Straßen, bis sie einen offenen Platz mit Rasenfläche und einer modernistischen Bronzegruppe erreichten. Die Plastik stellte einen Mann und eine Frau dar, die dasaßen und einander anstarrten.
Hier hielt das Taxi an, und Martin Beck bezahlte, vermutlich viel zu viel, denn der Fahrer bedankte sich überschwänglich in seiner unverständlichen Sprache.
Das Hotel war niedrig und zog sich an dem Platz entlang, der eher eine verbreiterte Straße mit Grünanlagen und Parkplätzen war. Das Gebäude schien im Gegensatz zu den anderen Häusern ringsum neu errichtet zu sein. Es hatte eine moderne Architektur, und die gesamte Fassade wurde von Balkonen eingenommen. Die Treppe, die zur Eingangstür führte, war breit und kurz.
Hinter den Glastüren erstreckte sich ein helles, langes Foyer. Hier gab es einen Andenkenkiosk, der geschlossen hatte, Aufzugtüren, zwei Sitzgruppen und eine Rezeption. Sie war unbesetzt und das Foyer menschenleer.
An die Empfangshalle schloss sich ein riesiger Aufenthaltsraum mit Sesseln und Tischen und großen Fenstern an der hinteren Längsseite an.
Auch dieser Raum war leer. Martin Beck trat an die Fensterwand und schaute hinaus. Draußen auf dem Rasen lagen ein paar junge Leute im Badezeug und sonnten sich.
Das Hotel stand auf einer Anhöhe mit Aussicht über Pest. Die Häuser am Hang zwischen dem Hotel und dem Fluss wirkten alt und lädiert. Vom Taxi aus hatte Martin Beck an den meisten Fassaden Einschusslöcher gesehen, und an etlichen Häusern war der Putz fast ganz abgeschossen.
Er schaute ins Foyer, das noch immer verwaist war, und ließ sich in einem der Sessel im Aufenthaltsraum nieder. Er versprach sich nicht viel von dem Besuch im Ifjüsäg. Alf Matsson hatte für eine Nacht hier gewohnt, Hotelzimmer waren im Sommer knapp in Budapest, und dass ausgerechnet dieses Hotel noch ein Zimmer frei hatte, war sicherlich nur ein Zufall gewesen. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sich jemand an einen Gast erinnerte, der mitten in der Hochsaison spätabends angekommen und gleich am nächsten Morgen wieder ausgezogen war. Er drückte seine letzte Florida aus und betrachtete missmutig die braungebrannten jungen Leute draußen auf dem Rasen. Es kam ihm plötzlich völlig idiotisch vor, durch Budapest zu laufen und zu versuchen, eine ihm absolut gleichgültige Person ausfindig zu machen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor einen so aussichtslosen und sinnlosen Auftrag gehabt zu haben.
Im Foyer waren Schritte zu hören, und Martin Beck erhob sich und ging zurück. Hinter dem Empfangstresen stand ein junger Mann mit einem Telefonhörer in der Hand. Er starrte zur Decke und kaute auf seinem Daumennagel, während er in den Hörer lauschte. Dann begann er zu sprechen, und Martin Beck glaubte zuerst, es sei Finnisch, aber dann fiel ihm ein, dass Finnisch und Ungarisch derselben Sprachfamilie angehörten. Der junge Mann legte auf und sah Martin Beck fragend an, der zögerte, weil er nicht recht wusste, in welcher Sprache er anfangen sollte.
»Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte der junge Mann zu Martin Becks Erleichterung in perfektem Englisch.
»Es geht um einen Gast, der in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli hier im Hotel gewohnt hat. Sie wissen nicht zufällig, wer in dieser Nacht Dienst hatte?«
Der Empfangschef schaute auf den Wandkalender. »Das weiß ich wirklich nicht mehr«, sagte er. »Das ist ja mehr als zwei Wochen her.
Augenblick, ich werde mal nachsehen.«
Er suchte eine Weile in dem Regal unter dem Tresen, fand schließlich ein kleines schwarzes Buch und blätterte darin. Dann sagte er:
»Das war ich. In der Nacht von Freitag auf Samstag, ja. Was für ein Gast soll das gewesen sein? Hat er nur diese eine Nacht hier gewohnt?«
»Soweit ich weiß, ja«, antwortete Martin Beck. »Er kann natürlich auch später nochmal hier gewohnt haben. Ein schwedischer Journalist namens Alf Matsson.«
Der junge Mann starrte Nägel kauend zur Decke. Dann schüttelte er den Kopf.
»Ich kann mich an keinen Schweden erinnern. Wir haben sehr wenige Schweden hier. Wie sah er denn aus?«
Martin Beck zeigte ihm Alf Matssons Passfoto. Der junge Mann betrachtete es eine Weile und sagte dann zögernd:
»Ich bin mir nicht sicher. Kann sein, dass ich ihn
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