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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sah er kleine leuchtende Punkte von Dörfern und Ortschaften und dort, wo die Straßenbeleuchtung eingeschaltet war, Perlenschnüre aus Licht.
    Matsson hatte sich vielleicht dem Suff ergeben und pfiff auf die Zeitschrift. Wieder ausgenüchtert, würde er pleite und reumütig sein und keine andere Wahl haben, als sich zu melden. Nein, das war ebenfalls nicht sehr wahrscheinlich. Der Mann trank zwar manchmal, soff sich aber nie um den Verstand und vernachlässigte auch seine Arbeit nie.
    Vielleicht hatte er sich das Leben genommen, oder ihm war ein Unglück zugestoßen, er war in die Donau gefallen und ertrunken, oder er war Opfer eines Raubmords geworden. War das wahrscheinlicher? Kaum.
    Irgendwo hatte Martin Beck gelesen, dass von allen Hauptstädten der Welt Budapest diejenige mit der niedrigsten Kriminalitätsrate sei.
    Vielleicht saß Matsson gerade im Hotelrestaurant beim Essen, dann könnte Martin Beck am nächsten Tag zurückfliegen und seinen Urlaub fortsetzen.
    Die Leuchtschilder gingen an. No smoking. Please fasten seat belts. Und dann dasselbe auf Russisch.
    Nachdem das Flugzeug ausgerollt war, nahm er seine Aktentasche und ging die kurze Strecke zum Abfertigungsgebäude zu Fuß. Die Luft war mild und warm, obwohl es schon später Abend war.
    Er musste ziemlich lange auf seine Reisetasche warten, aber dafür waren die Pass- und Zollformalitäten schnell überstanden. Er ging durch eine riesige Halle mit Geschäften und trat auf die Treppe vor der Ankunftshalle hinaus. Der Flughafen schien weit außerhalb der Stadt zu liegen, er sah keine anderen Lichter als die, die zum Flugplatz gehörten.
    Während er so dastand, bestiegen zwei ältere Damen das einzige Taxi auf dem Wendeplatz vor der Treppe.
    Es dauerte ziemlich lange, bis das nächste Taxi kam, und auf der Fahrt durch Vorstädte und dunkle Industriegebiete spürte Martin Beck, dass er Hunger hatte. Von dem Hotel, in dem er übernachten würde, wusste er nur den Namen und dass Alf Matsson vor seinem Verschwinden dort gewohnt hatte. Er hoffte aber, dass er dort etwas zu essen bekam.
    Das Taxi kam in eine Gegend, die das Zentrum der Stadt zu sein schien.
    Es fuhr durch breite Straßen und um große offene Plätze herum. Es waren nicht viele Leute unterwegs, und die meisten Straßen waren leer und ziemlich dunkel. Eine Weile ging es eine breite Geschäftsstraße mit erleuchteten Schaufenstern entlang, bevor sie dann in schmalere und dunklere Sträßchen einbogen. Martin Beck hatte nicht die leiseste Ahnung, wo in dieser Stadt er sich befand, hielt aber ständig Ausschau nach dem Fluss.
    Das Taxi hielt vor dem erleuchteten Hoteleingang. Martin Beck beugte sich vor und las die rote Leuchtanzeige ab, ehe er bezahlte. Es kam ihm teuer vor, mehr als ein Hunderter in der Landeswährung. Er hatte vergessen, wie viel ein Forint in schwedischem Geld war, aber er begriff, dass es nicht sehr viel sein konnte.
    Ein älterer Mann mit grauem Schnurrbart und in grüner Uniform und Schirmmütze öffnete die Wagentür und nahm ihm seine Tasche ab.
    Martin Beck folgte ihm durch die Drehtür ins Hotel.
    Die Eingangshalle war groß und hoch. Die Rezeption lag in der linken Ecke der Halle und verlief im Winkel. Der Nachtportier sprach Englisch.
    Martin Beck gab ihm seinen Pass und fragte, ob er noch etwas zu essen bekommen könne. Der Portier wies auf eine Glastür weiter hinten in der Halle und erklärte, dass das Restaurant bis Mitternacht geöffnet sei. Den Zimmerschlüssel reichte er einem wartenden Fahrstuhlführer, der Martin Becks Tasche nahm und vor ihm zum Aufzug ging. Der arbeitete sich ächzend in die erste Etage empor. Der Mann schien mindestens so alt zu sein wie der Aufzug, den er bediente, und Martin Beck versuchte vergebens, ihn von seiner Tasche zu befreien. Sie gingen durch einen langen Flur, der zweimal nach links abbog, dann schloss der alte Mann eine gigantische Doppeltür auf und stellte die Tasche ins Zimmer.
    Der Raum war mindestens vier Meter hoch, sehr groß und mit dunklen, wuchtigen Mahagonimöbeln ausgestattet. Martin Beck öffnete die Tür zum Badezimmer. Die geräumige Badewanne hatte große, altmodische Hähne und eine Handbrause. Er legte sich aufs Bett. Es war bequem, knarrte aber mächtig. Die hohen Fenster waren auf der Innenseite mit Läden versehen, und vor den Fensternischen hingen schwere weiße Spitzengardinen. Er öffnete einen Fensterladen und schaute hinaus.
    Unmittelbar unter seinem Zimmer brannte eine Gaslaterne mit gelbgrünem

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