Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
sagte:
    »Es war Ihre Andeutung über eine Beschattung. Natürlich waren nicht wir es, die Sie überwacht haben. Warum sollten wir?«
    Martin Beck griff sich ein wenig schuldbewusst an die Nase. »Die Leute bilden sich ja so vieles ein«, sagte Szluka. »Aber Sie sind Polizist, und Polizisten tun das selten. Also haben wir denjenigen beschattet, der Sie beschattet hat. Backtailing nennen die Amerikaner das, wenn ich mich recht erinnere. Heute Nachmittag entdeckte unser Mann, dass es zwei Männer waren, die Sie überwachten. Er fand das merkwürdig und schlug Alarm. So einfach war das.«
    Martin Beck nickte. Szluka sah ihn nachdenklich an. »Trotzdem ging alles so schnell, dass wir mit Müh und Not hinterherkamen.«
    Er trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse vorsichtig ab.
    »Backtailing«, sagte er und ließ sich das Wort gleichsam auf der Zunge zergehen. »Waren Sie schon mal in Amerika?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich habe mit den Amerikanern vor zwei Jahren in einem Fall zusammengearbeitet. Mit einem Mann namens Kafka.«
    »Klingt tschechisch.«
    »Eine amerikanische Touristin war in Schweden ermordet worden.
    Hässliche Geschichte. Und eine komplizierte Ermittlung.«
    Szluka schwieg eine Weile. Dann fragte er: »Wie lief die Sache damals?«
    »Gut«, antwortete Martin Beck.
    »Ich habe über amerikanische Polizisten nur gelesen. Sie haben eine eigenartige Organisationsstruktur. Schwer zu verstehen.«
    Martin Beck nickte.
    »Und sie haben viel zu tun«, sagte Szluka. »In New York passieren in einer Woche so viele Morde wie in ganz Ungarn in einem Jahr.«
    Ein uniformierter Polizeioffizier mit zwei Sternen auf den Schulterklappen betrat das Zimmer. Er diskutierte mit Szluka über etwas, salutierte vor Martin Beck und verließ den Raum wieder. Als er die Tür öffnete, ging draußen auf dem Flur Ari Boeck in Begleitung einer Beamtin vorbei. Sie trug dasselbe weiße Kleid und dieselben Sandalen wie am Tag zuvor, hatte jetzt aber ein Tuch um die Schultern geschlungen. Sie sah Martin Beck mit flachem, leerem Blick an. »Die Hausdurchsuchung in Üjpest hat nichts ergeben«, sagte Szluka. »Wir nehmen jetzt das Auto auseinander. Wenn Radeberger wieder bei Bewusstsein und der andere verarztet ist, werde ich mir die beiden vorknöpfen. Da gibt es einiges, was ich noch nicht verstehe.« Er verstummte unschlüssig. »Aber das wird sich bald klären«, sagte er. Das Telefon klingelte, und Szluka war eine Weile in Anspruch genommen. Martin Beck verstand kein Wort von dem, was er sagte, außer hin und wieder »Sved« und »Svedorszäg«, was, wie er wusste, »schwedisch« und »Schweden« hieß. Szluka legte auf und sagte:
    »Die Sache muss etwas mit Ihrem Landsmann Matsson zu tun haben.«
    »Ja, natürlich.«
    »Die junge Frau hat Sie übrigens angelogen. Sie studiert weder an der Universität, noch arbeitet sie in einem Museum. Sie scheint eigentlich gar nichts zu tun. Als Wettkampfschwimmerin wurde sie suspendiert, weil sie ihr Training vernachlässigt hat.«
    »Da muss es einen Zusammenhang geben.«
    »Ja, aber welchen? Naja, warten wir es ab.« Szluka zuckte mit den Schultern. Martin Beck drehte und wendete seinen geräderten Körper.
    Ihm taten Schultern und Arme weh, und auch der Kopf war bei weitem nicht so, wie er sein sollte. Er war sehr müde, und das Denken fiel ihm schwer, aber er wollte trotzdem nicht in sein Hotel zurück und sich hinlegen.
    Wieder klingelte das Telefon. Szluka hörte zu, die Augenbrauen gerunzelt. Dann hellte sich sein Blick auf.
    »Es kommt Bewegung in die Sache«, sagte er. »Wir haben etwas gefunden. Und einer der beiden ist jetzt so weit, der Große.
    Fröbe heißt er übrigens. Jetzt werden wir ja sehen. Kommen Sie mit?«
    Martin Beck erhob sich langsam.
    »Oder wollen Sie sich vielleicht lieber ein bisschen ausruhen?«
    »Nein danke«, sagte Martin Beck.

15
    Szluka setzte sich an den Schreibtisch und faltete locker die Hände.
    Neben seinem rechten Unterarm lag ein Pass mit grünem Einband.
    Der große Mann, der Szluka gegenübersaß, hatte dunkle Schatten unter den Augen. Kein Wunder, schließlich hat er in den letzten Tagen nicht viel Schlaf bekommen, dachte Martin Beck. Der Mann saß kerzengerade auf dem Stuhl und blickte auf seine Hände hinunter.
    Szluka nickte dem Stenografen zu und fing an: »Ihr Name?«
    Der Mann hob den Blick und sah Szluka an. »Theodor Fröbe.«
    Sz: Wann sind Sie geboren?
    F: Am 21. April 1936 in Hannover.
    Sz: Und Sie sind westdeutscher

Weitere Kostenlose Bücher