Der Mann, der sich in Luft auflöste
Staatsbürger. Wohnhaft?
F: In Hamburg, Hermannstraße 12.
Sz: Was sind Sie von Beruf?
F: Reiseleiter. Oder genauer, Reisebüroangestellter.
Sz: Wo sind Sie angestellt?
F: Beim Reisebüro Winklers.
Sz: Wo wohnen Sie in Budapest?
F: In einer Pension in Üjpest. Venetianer üt 6.
Sz: Und warum sind Sie in Budapest?
F: Ich betreue die Reisegruppen, die mit Winklers-Reisen nach Budapest kommen.
Sz: Heute Nacht wurden Sie und ein Mann namens Tetz Radeberger auf frischer Tat ertappt, als Sie auf der Gröza Peter rakpart einen Mann überfallen haben. Sie waren beide bewaffnet, und Ihre Absicht, den Mann zu verletzen oder zu töten, war offenkundig. Kennen Sie diesen Mann?
F: Nein.
Sz: Haben Sie ihn schon einmal gesehen?
Sz: Antworten Sie!
F: Nein.
Sz: Wissen Sie, wer er ist?
F: Nein.
Sz: Sie kennen den Mann nicht, haben ihn noch nie gesehen und wissen nicht, wer er ist. Warum haben Sie ihn überfallen?
Sz: Erklären Sie mir, warum Sie ihn überfallen haben!
F: Wir ... brauchten Geld und ...
Sz: Und?
F: Und dann haben wir ihn dort auf dem Kai gesehen ...
Sz: Sie lügen. Bitte lügen Sie mich nicht an, das ist nicht gut. Der Überfall war geplant, und Sie waren bewaffnet. Außerdem ist es eine Lüge, dass Sie ihn noch nie gesehen haben. Sie haben ihn mehr als zwei Tage lang verfolgt. Warum? Antworten Sie!
F: Wir haben ihn für jemand anderen gehalten.
Sz: Für wen?
F: Einen, der ... der ...
Sz: Der?
F: Der uns Geld schuldet.
Sz: Und deshalb haben Sie ihn verfolgt und überfallen?
F:Ja.
Sz: Ich habe Sie gewarnt. Es ist außerordentlich unklug von Ihnen, zu lügen. Ich weiß nämlich genau, wann Sie lügen. Kennen Sie einen Schweden namens Alf Matsson?
F: Nein.
Sz: Ihre Freunde Radeberger und Boeck haben bereits ausgesagt, dass Sie ihn kennen.
F: Ich kenne ihn nur flüchtig. Ich wusste nicht mehr, dass er so heißt.
Sz: Wann haben Sie Alf Matsson zuletzt gesehen?
F: Im Mai, glaube ich.
Sz: Wo haben Sie ihn getroffen?
F: Hier in Budapest.
Sz: Und seitdem haben Sie ihn nicht mehr gesehen?
F: Nein.
Sz: Vor drei Tagen war dieser Mann in Ihrer Pension und hat nach Alf Matsson gefragt. Seitdem sind Sie ihm gefolgt, und heute Nacht haben Sie versucht, ihn zu töten. Warum?
F: Nicht zu töten!
Sz: Warum?
F: Wir haben nicht versucht, ihn zu töten!
Sz: Aber Sie haben ihn überfallen, nicht wahr? Und Sie waren mit einem Messer bewaffnet.
F: Ja, aber es war ein Irrtum. Es ist ihm ja nichts passiert, oder? Er wurde doch nicht verletzt. Sie haben kein Recht, mich so auszufragen.
Sz: Wie lange kennen Sie Alf Matsson schon?
F: Ungefähr ein Jahr. Ich weiß nicht mehr so genau.
Sz: Wie und wo haben Sie sich kennengelernt?
F: Bei einer gemeinsamen Bekannten hier in Budapest.
Sz: Wie heißt die Bekannte?
F: Ari Boeck.
Sz: Haben Sie ihn seitdem öfter getroffen?
F: Ein paarmal. Nicht sehr oft.
Sz: Haben Sie sich immer hier in Budapest getroffen?
F: Manchmal auch in Prag. Und in Warschau.
Sz: Und in Bratislava?
F:Ja.
Sz: Und in Konstanza?
Sz: Ich höre nichts!
F:Ja.
Sz: Wie kommt es, dass Sie sich in all diesen Städten getroffen haben, in denen keiner von Ihnen wohnt?
F: Ich bin viel unterwegs. Das ist mein Beruf. Und Alf reist ebenfalls viel. Also haben wir uns dort getroffen.
Sz: Warum haben Sie sich getroffen?
F: Einfach so. Wir sind gut befreundet.
Sz: Jetzt sagen Sie, dass Sie ihn im Laufe eines Jahres in mindestens fünf verschiedenen Städten getroffen haben, weil Sie gut befreundet sind. Vorhin haben Sie gesagt, dass Sie ihn nur flüchtig kennen. Warum wollten Sie nicht zugeben, dass Sie ihn gut kennen?
F: Es macht mich nervös, hier zu sitzen und ausgefragt zu werden. Und ich bin fürchterlich müde. Außerdem tut mir das Bein weh.
Sz: Aha. Sie sind fürchterlich müde. War Tetz Radeberger auch dabei, wenn Sie sich mit Alf Matsson an den verschiedenen Orten getroffen haben?
F: Ja, wir arbeiten für dasselbe Reisebüro und sind oft zusammen unterwegs.
Sz: Wie kommt es Ihrer Meinung nach, dass Radeberger ebenfalls nicht gleich zugeben wollte, Alf Matsson zu kennen? War er vielleicht auch fürchterlich müde?
F: Woher soll ich das wissen?
Sz: Ist Ihnen bekannt, wo sich Alf Matsson derzeit aufhält?
F: Nein, keine Ahnung.
Sz: Soll ich es Ihnen sagen?
F:Ja.
Sz: Das werde ich aber nicht tun. Wie lange sind Sie schon bei diesem Reisebüro Winklers angestellt?
F: Sechs Jahre.
Sz: Verdienen Sie gut?
F: Nicht besonders. Aber ich bekomme auf den Reisen alles umsonst:
Weitere Kostenlose Bücher