Der Mann, der sich in Luft auflöste
mit einem Messer verletzt worden?«
»Tja, diese Frage wurde in einem früheren Abschnitt behandelt. Mal sehen. Hier ist es. Matsson gibt an, dass er irgendwann kurz vor 23.00 Uhr mit Bengt Jönsson in ein Handgemenge geriet und dass ihm dabei vermutlich mit einem Messer, das er zuvor in Jönssons Haus gesehen hatte, eine Verletzung am linken Arm zugefügt wurde. Da seht ihr es. Kurz vor 23.00 Uhr! 01.15 Uhr! Eine Differenz von zwei Stunden und zwanzig Minuten! Wir haben auch einen Bericht des Arztes im Allgemeinen Krankenhaus erhalten. Er beschreibt die Verletzung als einen fünf Zentimeter langen Schnitt in der Haut, der stark blutete. Die Wundränder ...«
Kollberg beugte sich vor und starrte den Mann mit dem Bericht intensiv an.
»Das interessiert uns nicht so. Was meinst du selbst? Irgendetwas ist jedenfalls passiert. Warum? Und wie ist es zugegangen?«
Der andere konnte seine Irritation nicht länger verbergen. Er nahm seine Brille ab und putzte sie fieberhaft. »Was, wie, warum!«, rief er aus. »Was passiert ist, wurde alles eingehend untersucht und hier in diesem Vorgang festgehalten.
Wenn ich ihn nicht darlegen darf, dann weiß ich auch nicht, wie ich den Fall erklären soll. Ihr könnt das Material ja selbst durchgehen, wenn ihr wollt.«
Er schob den Bericht an den Rand des Tisches. Martin Beck blätterte ihn lustlos durch und schaute sich ganz hinten die eingehefteten Tatortfotos an. Die Bilder zeigten eine Küche, ein Wohnzimmer und eine Steintreppe. Alles sehr sauber und ordentlich aufgeräumt. Auf der Treppe waren ein paar kleine dunkle Flecken erkennbar, kaum größer als i-Ore-Stücke. Wären sie nicht mit weißen Pfeilen gekennzeichnet gewesen, hätte man sie kaum bemerkt. Er reichte Kollberg das Dokument, trommelte mit den Fingern auf die Armlehne und fragte:
»Wurde Matsson hier vernommen?«
»Ja, in diesem Raum.«
»Ihr habt sicher lange miteinander geredet.«
»Ja, er musste eine detaillierte Darstellung abgeben.«
»Was machte er für einen Eindruck, als Mensch, meine ich?« Backlund war jetzt so gereizt, dass er nicht still sitzen konnte. Andauernd verrückte er die wenigen Gegenstände auf der kahlen, glänzenden Tischplatte und legte sie dann wieder in dieselbe mustergültige Ordnung zurück.
»Was heißt Eindruck?«, entgegnete er. »Alles findet sich genauestens protokolliert in diesem Vorgang. Das habe ich bereits gesagt. Im Übrigen fand der Vorfall auf privatem Gelände statt, und als es darauf ankam, weigerte Matsson sich, Anzeige zu erstatten. Ich verstehe nicht, worauf ihr hinauswollt.« Kollberg legte den Bericht beiseite, ohne überhaupt hineingesehen zu haben. Dann unternahm er einen letzten Versuch.
»Wir wollen deine persönliche Einschätzung über Alf Matsson hören.«
»Ich habe keine«, sagte Backlund abweisend.
Als sie ihn verließen, saß er am Tisch und las in dem Vorgang.
Seine Miene war starr und gekränkt.
»Mein lieber Schwan«, sagte Kollberg im Aufzug.
Bengt Jönssons Haus war ein ziemlich kleiner Bungalow mit offener Veranda und Garten. Die Zaunpforte stand offen, und auf dem Kiesweg dahinter hockte ein braungebrannter blonder Mann vor einem Kinderfahrrad. Er hatte ölverschmierte Hände und versuchte gerade, die Kette aufzuziehen, die heruntergesprungen war. Ein etwa fünfjähriger Junge mit einem verstellbaren Schraubenschlüssel in der Hand stand daneben und schaute zu.
Als Kollberg und Martin Beck durch die Gartentür kamen, stand der Mann auf und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. Er war in den Dreißigern und trug ein kariertes Hemd, eine schmutzige Khakihose und Clogs. »Bengt Jönsson?«, fragte Kollberg. »Ja, das bin ich.«
Der Mann sah sie misstrauisch an.
»Mein Kollege und ich sind von der Kripo Stockholm«, erklärte Martin Beck. »Wir möchten Sie um ein paar Informationen über einen Freund von Ihnen bitten, Alf Matsson.«
»Freund?«, sagte der Blonde. »Das kann man kaum behaupten. Geht es um diese Geschichte vom vergangenen Winter? Ich dachte, die ist längst vergessen und begraben.«
»Ist sie auch.
Die Angelegenheit ist abgeschlossen und wird nicht wieder aufgerollt.
Uns interessiert nicht Ihr Anteil an dieser Geschichte, sondern der von Alf Matsson«, erklärte Martin Beck.
»Ich habe in der Zeitung gelesen, dass er verschwunden ist«, sagte Bengt Jönsson. »Er soll irgendeinem Drogenring angehört haben, stand da. Ich wusste gar nicht, dass er Rauschgift genommen hat.«
»Das hat er wahrscheinlich auch
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