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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Ich hatte gar kein Messer. Den Rest der Nacht saß ich dann zur Vernehmung bei der Polizei. Das war vielleicht eine beschissene Geschichte.«
    »Sind Sie Alf Matsson nach dieser Nacht noch einmal begegnet?«, fragte Kollberg.
    »Nein, bewahre! Seit dem Morgen bei der Polizei nicht mehr. Er saß auf dem Flur, als ich aus dem Zimmer von dem Bullen ... Entschuldigung, dem Polizisten kam, der mich vernommen hat, und da hatte dieses Aas doch glatt die Stirn zu sagen: Hey, du hast doch noch was von dem Sprit übrig. Wir fahren nachher zu dir und saufen ihn aus. Ich habe gar nicht darauf reagiert. Danach habe ich ihn Gott sei Dank nie wieder gesehen.«
    Bengt Jönsson stand auf und ging zu dem Jungen, der mit dem Schraubenschlüssel auf das Fahrrad einschlug. Er hockte sich neben ihn und setzte seine Arbeit an der Fahrradkette fort. »Mehr habe ich darüber nicht zu erzählen. Genau so ist es passiert«, rief er über die Schulter.
    Martin Beck und Kollberg erhoben sich, und er nickte ihnen zu, als sie zur Gartentür hinausgingen. Auf dem Rückweg nach Malmö sagte Kollberg: »Netter Kerl, unser Matsson. Die Menschheit scheint keinen großen Verlust erlitten zu haben, falls ihm tatsächlich etwas zugestoßen sein sollte. Das Einzige, was in diesem Fall gelitten hat, ist dein Urlaub.«

21
    Kollberg wohnte im Hotel St. Jörgen am Gustav Adolfs torg, und nachdem sie im Polizeipräsidium Martin Becks Tasche abgeholt hatten, fuhren sie dorthin. Das Hotel war ausgebucht, aber Kollberg bot seine ganze Überredungskunst auf, und es dauerte nicht lange, bis er sich doch noch ein Zimmer beschafft hatte.
    Martin Beck machte sich nicht die Mühe, seine Tasche auszupacken. Er überlegte einen Moment, ob er seine Frau auf der Insel anrufen sollte, sah aber nach einem Blick auf die Uhr ein, dass es zu spät war. Sie wäre kaum begeistert, im Dunkeln über den Sund rudern zu müssen, nur um von ihm zu hören, dass er nicht wusste, wann er kommen würde.
    Er zog sich aus und ging ins Bad. Während er unter der Dusche stand, hörte er an der Tür zum Flur Kollbergs charakteristisches Klopfen. Da er vergessen hatte, den Schlüssel außen abzuziehen, dauerte es nur eine Sekunde, bis Kollberg ins Zimmer stürmte und nach ihm rief.
    Martin Beck drehte die Dusche ab, schlug sich ein Badelaken um und ging zu Kollberg.
    »Mir ist plötzlich ein entsetzlicher Gedanke gekommen«, sagte Kollberg.
    »Vor fünf Tagen war Krebsfest, und du hast wahrscheinlich keinen einzigen Krebs bekommen. Oder haben sie in Ungarn Krebse?«
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Martin Beck. »Ich habe keine gesehen.«
    »Zieh dich an. Ich habe einen Tisch bestellt.« Das Restaurant war gut besucht, aber für sie war ein Ecktisch reserviert, auf dem bereits eine Schüssel Krebse wartete. Auf ihren Tellern lag jeweils ein Lätzchen, worauf in Rot ein Vers gedruckt war, und eine Papiermütze. Sie setzten sich, und Martin Beck betrachtete finster seine Mütze aus blauem Krepp, auf deren Schirm aus Glanzpapier in Golddruck »Polizei« stand. Die Krebse schmeckten hervorragend, und die beiden wechselten nicht viele Worte, während sie aßen. Nachdem sie die Krebse aufgegessen hatten, war Kollberg noch nicht satt, was er ohnehin selten war, und bestellte sich ein Tournedos. Während er darauf wartete, sagte er:
    »Am Abend vor seiner Abreise war er mit vier Typen und einer Puppe unterwegs. Ich habe dir eine Aufstellung gemacht. Liegt oben auf meinem Zimmer.«
    »Sehr gut«, sagte Martin Beck. »War es schwierig?«
    »Nicht besonders.
    Melander hat mir geholfen.«
    »Melander, ja. Wie spät ist es?«
    »Halb zehn.«
    Martin Beck stand hastig auf und ließ Kollberg mit seinem Tournedos allein.
    Melander war natürlich schon im Bett, und Martin Beck ließ es geduldig klingeln, bis endlich abgenommen wurde. »Hast du schon geschlafen?«
    »Ja, aber das macht nichts. Bist du wieder zu Hause?«
    »In Malmö. Was hast du in Sachen Alf Matsson erreicht?«
    »Ich habe mich um das gekümmert, worum du mich gebeten hast. Willst du es jetzt gleich wissen?«
    »Ja, bitte.«
    »Warte einen Moment.« Melander verschwand, kam aber sofort wieder.
    »Ich habe einen Bericht geschrieben, aber der liegt bestimmt noch in meinem Büro. Ich kann es dir vielleicht aus dem Gedächtnis erzählen«, sagte er.
    »Das kannst du mit Sicherheit«, erwiderte Martin Beck. »Es geht also um Donnerstag, den 21. Juli. Am Vormittag war Alf Matsson zuerst im Verlag, wo er bei der Redaktionssekretärin die Flugtickets

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