Der Mann, der starb wie ein Lachs
verwischt.«
»Er hatte einen Schuhschutz.«
»Gut, Therese. Vielleicht einfach nur ganz normale Plastiktüten aus dem Supermarkt über die Füße gezogen, aber trotzdem. Er war vorbereitet. Komm mal mit, komm …«
Ånderman folgte den Blutspuren durchs Haus, bis in die Küche. Vor der Arbeitsplatte blieb er stehen. Ein rußiger, unangenehmer Dunst hing in der Luft. Ånderman ließ es sie selbst entdecken.
»Der Herd …«
Sie beugte sich verblüfft über die rußige Platte.
»Sie war eingeschaltet, als die Gemeindeschwester hereinkam. Und ein verkohltes Teil lag direkt auf der Herdplatte. Ich habe es zur Analyse gegeben, aber ich denke, dass es von ihm stammt.«
»Vom Opfer?«
»Hier lag auch noch ein Küchenmesser. Der Täter muss das Teil herausgeschnitten haben. Vielleicht direkt vor dem Tod. Hat es abgeschnitten, den Herd eingeschaltet und das Objekt direkt auf die heiße Herdplatte gelegt.«
»War es ein Körperteil?«
Ånderman schaute weg, seine Schultern waren angespannt wie immer. Als trüge er die ganze Zeit eine Last. Etwas Schweres. Ein Elternteil.
»Ich habe gehört, du hast deine Großmutter gefunden«, sagte er plötzlich.
»Ja, vielen Dank für die Hilfe. Ich besuche sie jetzt regelmäßig.«
»Sie ist wohl schon ziemlich abwesend, oder?«
»Ja, aber trotzdem. Ich hatte ja gedacht, sie sei tot.«
»Mm«, sagte er. »Mm …«
»Und danke, dass du mich empfohlen hast«, sagte sie.
»Ich habe es immer als wichtig angesehen«, sagte er dann. »Innerhalb der Polizei. Dass Frauen weiterkommen.«
Er hustete unterdrückt. Er ist noch nicht ganz wiederhergestellt, dachte sie leicht besorgt.
Ånderman wandte sich wieder dem Herd zu, beugte sich vor und schnupperte. Schloss die Augen ein wenig.
»Aber was war es denn nun?«, fragte Therese.
Er richtete sich langsam wieder auf, wie nach einer standesgemäßen Verbeugung.
»Es war nicht mehr zu erkennen. Aber ein Organ ist dem armen Mann tatsächlich abgeschnitten worden. Du kannst ja mal raten.«
»Der Penis«, sagte sie schockiert.
Er starrte sie hinter seinem Mundschutz an. Sie konnte nicht sehen, ob er lachte.
»Nein«, sagte er. »Der Penis war es nicht.«
3
Sonny Rantatalo musste mehrere Male klopfen, bevor sie öffnete. Eine schlanke, kleine, leicht in sich zusammengefallene Frau mit müden Mundwinkeln.
»Polizei«, präsentierte er sich offiziell, obwohl er sie bereits kannte.
Rauha Jauhojärvi nickte. Ihr Gesicht war angeschwollen, als habe sie geschlafen.
»Jaksakkos sie? Schaffst du es?«
Sie nickte erneut. Drehte sich um, eilte in die Küche und begann unter großen Anstrengungen, Kaffee aufzusetzen. Er unterbrach sie und bat sie, sich an den Tisch zu setzen.
Sie hat Tabletten geschluckt, dachte er. Etwas Beruhigendes.
Mechanisch ratterte er ihre Personendaten herunter und zog gleichzeitig ein Aufnahmegerät heraus. Instinktiv beugte sie sich so weit wie möglich zum Mikrophon vor. Er registrierte es und begann zunächst einmal auf seinem feinsten Finnisch über die Hitze da draußen zu reden, über Bekannte, die er während des Marktwochenendes getroffen hatte. Sie antwortete einsilbig und begann langsam ruhiger zu werden. Nach einer Weile drückte er vorsichtig die Aufnahmetaste und wechselte ins Schwedische.
»Um wie viel Uhr bist du an Martin Uddes Haus angekommen?«
Ihre Stimme wurde tonlos, als sie anfing, Schwedisch zu sprechen. Es kostete sie Energie. Sie malte mit dem Finger Kreise auf die Tischdecke, rundherum und immer wieder rundherum, und sie erwiderte seinen Blick nicht. Es war wohl kurz nach zwei gewesen. Vielleicht zehn nach. Der Alte hatte nicht geöffnet, obwohl sie geklingelt und geklopft hatte. Schließlich war sie mit Hilfe ihres Notschlüssels hineingegangen. Sie hatte sofort bemerkt, dass es verbrannt roch. Sie war in die Küche gegangen und hatte gesehen, dass der Herd eingeschaltet war, also hatte sie die Platte ausgeschaltet.
»Der Herd war also eingeschaltet, als du hineingekommen bist?«
»Ja.«
»Erinnerst du dich noch, auf welcher Stufe der Schalter stand?«
»Wohl auf der Drei. Auf der Drei oder der Vier.«
»Bist du dir ganz sicher?«
»Er stand nicht auf der Sechs. Dann wäre die Platte rot gewesen, und so heiß war sie nicht.«
»Was glaubst du, wie lange die Platte schon eingeschaltet war?«
»Lange. Es war warm in der Küche. Und das, was drauf lag, war ja schon ganz verkohlt.«
»Wenn du die Zeit zu schätzen versuchst?«
»Na, eine Stunde bestimmt. Ich
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