Der Mann, der wirklich liebte
Kissenschlacht aus. Sollte er sich jetzt auf sie werfen und mit ihr raufen? Was erwartete sie? Nun, das würde sich gleich zeigen. Hastig entledigte er sich seiner grauen Bügelfaltenhose und zog sich den Rolli über den Kopf, sodass ihm die vorher noch sorgfältig gekämmten Haare nach allen Seiten hin vom Kopf abstanden, und legte sich zu ihr. Er wusste gar nicht, wie er es anfangen sollte. O Gott, dachte er, bitte mach, dass sie mich nicht auslacht oder in der Firma herumerzählt, wie peinlich ich war!
Er spürte die Hitze ihrer weichen Haut, noch nie hatte er so eine Begierde verspürt, solch tief empfundene Gefühle gehabt, ganz ohne Netz und doppelten Boden. Das war ja verrückt! Mit seiner Exfrau Irene war es immer
so geplant gewesen, so … vorprogrammiert! Sie hatte vorher jedes Mal eine halbe Stunde im Bad gebraucht, und dabei war ihm schon wieder alles vergangen. Nie hatte er sich richtig vergessen bei ihr, nie seinen Verstand verloren! Seine Lippen suchten Angelas Mund mit einer Leidenschaft, die er früher für albern gehalten hätte. Ihre Körper fühlten sich an wie für einander gemacht, so als würden die fehlenden Stücke eines Puzzles endlich aneinandergefügt.
»Ich liebe dich«, stieß Röhrdanz rau hervor. »Du bist das Beste, was mir je passiert ist!«
Er spürte, wie sie ihm entgegenkam, ihre Hände krallten sich in seine Schultern.
»Ich liebe dich auch, Michael«, flüsterte sie mit bebender Stimme, »bitte komm ganz schnell zu mir!« Dann drang er in sie ein. Sie schrie leise auf, und in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass sie noch nie einem Mann gehört hatte.
»Ich tu dir nicht weh, ich bin ganz vorsichtig«, stammelte er überwältigt.
»Du tust mir nicht weh«, stöhnte sie. »Bitte mach weiter, es ist wunderschön!«
Röhrdanz überkam ein bisher nie gekanntes Glücksgefühl. Er wusste, dass er die Richtige gefunden hatte. Ab sofort würden sie ihr Leben gemeinsam gestalten. Von nun an würde es nur noch sie beide geben, und er würde nie mehr allein sein.
I rgendwann schien die schmale Sichel des Mondes durch einen Jalousiespalt, und sie merkten beide, dass sie
den ganzen Tag im Bett verbracht hatten. Sie hatten sich mehrmals geliebt und zwischendurch zärtlich gestreichelt. Sie hatten geredet, Pläne geschmiedet, sich gegenseitig ihr Leben erzählt oder das, was der jeweils andere noch nicht wusste.
»Was ist eigentlich mit deiner Familie?«, hatte er gefragt, während er ihr mit zwei Fingern sanft über den Nacken strich. Mit der anderen Hand hielt er seine Vorher-nachher-Zigarette so weit von ihr weg, dass sie möglichst nichts von dem Rauch abbekam. Auf der Bettdecke stand der gläserne Aschenbecher.
»Meine Eltern sind beide kaum älter als du.« Angela hatte ihn herausfordernd angelächelt: »Du musst meinen Vater eigentlich um Erlaubnis fragen …«
»Aber du bist volljährig!«
»Für Eltern ist man das nie.« Angela strich ihm zärtlich über den Oberschenkel. »Meine Mutter wird dich mögen. Sie muss sich nur erst mal an den Gedanken gewöhnen, dass es bald noch einen Mann aus Papas Generation in der Familie geben wird …«
»Ich werde ihr einen Blumenstrauß überreichen und deinen Vater ganz artig um deine Hand bitten.«
»Du willst mich heiraten?«, hatte sie völlig überrascht gefragt und sich aufgerichtet.
»Natürlich. Oder dachtest du, dass du nur eine Büroaffäre für mich bist?«
»Nein. Das dachte ich nicht.«
Er nahm ihre Hand, spielte zärtlich mit ihren Fingern. »Jetzt, wo ich dich kenne, ist mir bewusst geworden, dass ich eigentlich noch nie eine Frau geliebt
habe. Meine Ex war eine sehr elegante Erscheinung …«
Röhrdanz ließ seine Finger an Angelas Nackenwirbeln entlanggleiten. »Ich habe mich irgendwie von ihrem guten Aussehen blenden lassen. Aber innerlich war sie eiskalt.«
»Und ich bin äußerlich hässlich und innerlich warm?«, neckte ihn Angela mit gespielter Empörung.
Röhrdanz zog sie lachend an sich. »Du bist äußerlich ein heißer Feger und innerlich brennst du lichterloh!« So eine bedingungslose Hingabe und Leidenschaft hatte er noch bei keiner Frau gespürt. »So jemand wie du ist mir noch nie begegnet. Insofern werde ich dich heiraten müssen. Damit du mir nicht wegläufst.«
Sie hatte glücklich aufgelacht. »Ich laufe dir nicht weg. Zu wem sollte ich denn laufen? Ich gehöre doch zu dir!«
»Ich für meinen Teil möchte auf jeden Fall den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Ich weiß, das klingt
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