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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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der Fieber?«
    Plötzlich sah Angela, dass die Volontärin auf den Ring an ihrem Finger starrte.
    »Ich geh dann mal«, sagte Angela, die sich das Lachen kaum noch verbeißen konnte.

15
    »Meine Eltern wollen dich kennenlernen!«
    Röhrdanz war gerade nach einem langen Arbeitstag dabei, sein Auto aufzuschließen, als Angela plötzlich hinter ihm stand.
    »Oh! Hallo! - Wo kommst du denn her?«
    »Ich arbeite hier.« Angela grinste. Sie hatte sich auf leisen Sohlen angeschlichen, und obwohl er ununterbrochen an sie dachte, hatte sie ihn soeben überrumpelt. Sie war heute in ihrer letzten Prüfung gewesen, und er hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen. Sein Herz begann wieder zu hämmern.
    Angela trug ein dunkelblaues Kostüm mit einer weißen Bluse, dazu hochhackige schwarze Pumps, die ihre langen schlanken Beine zusätzlich betonten.
    »Und?« Röhrdanz blickte sich verstohlen um und schielte zu den offen stehenden Fenstern, hinter denen jetzt hoffentlich nur noch die Putzfrauen ihres Amtes walteten. »Wie war die Matheprüfung?«
    Mathe war das einzige Fach gewesen, das Angela Schwierigkeiten bereitet hatte, und er hatte ihr heimlich Nachhilfeunterricht gegeben.
    »Ich habe mit Zwei bestanden!« Sie zog ihr Zeugnis aus der Handtasche und wedelte glücklich damit vor seiner Nase herum.

    »Das ist ja fabelhaft«, jubelte Röhrdanz. In diesem Moment vergaß er jede Vorsicht und umarmte sie direkt auf dem Firmenparkplatz. »Ich bin so stolz auf dich, mein Mädchen!«
    »Jetzt bin ich endgültig kein Azubi mehr.«
    Röhrdanz küsste sie lange und zärtlich. Ihre Lippen waren so weich, dass er gar nicht mehr aufhören konnte. Röhrdanz war einfach nur glücklich.
    »Meine Eltern wollen dich kennenlernen«, wiederholte Angela, als er sie endlich frei gab.
    »Oh.« Er sah irritiert an sich herunter. »Heute?«
    »Ja. Ich war kurz zu Hause, um von meiner Prüfung zu erzählen, und da habe ich ihnen auch gleich das mit dir gebeichtet.« Sie strahlte ihn entwaffnend an. »Ich dachte, das ist ein guter Moment.«
    »Also … äh …«
    »Oder machst du jetzt einen Rückzieher?«
    Röhrdanz sah, wie sie in der Abenddämmerung vor ihm stand. Ihr Rock umspielte ihre Beine, und ihre Bluse flatterte im lauen Sommerwind.
    »Nein, natürlich nicht. Steig ein!«
    Schweigend fuhren sie zu ihrem Elternhaus. Vor Jahren hatte Röhrdanz Angela schon mal hier abgesetzt, nachdem ihr nach dem Gutenberg-Museum auf der Fahrt schlecht geworden war. Damals hatten die Eltern sich höflich bei ihm bedankt …
    Röhrdanz spürte, wie Angela sich auf einmal verkrampfte. Kaum hatten sie die Wohnung betreten, war sie ganz plötzlich verschwunden.
    Plötzlich hatte er Herzklopfen.

    Röhrdanz sah sich einem dunkelhaarigen Mann ungefähr seines Alters gegenüber, der einen halben Kopf größer war als er. Er machte nicht gerade einen freundlichen Eindruck. Röhrdanz ahnte Schlimmes.
    »Guten Abend.« Der Mann ließ ihn so widerwilligförmlich eintreten, als wäre er ein Gerichtsvollzieher. Im Halbdunkel des Flurs stand seine Frau, eine brünette Enddreißigerin in einem brav geblümten Kleid. Sie musterte ihn abwartend und sagte keinen Ton.
    »Tja …« Röhrdanz fehlten plötzlich die Worte. »Dann hallo erst mal …« Wo war denn nur Angela abgeblieben?
    Schweigend führte man ihn ins Esszimmer. Es war konventionell, aber nicht ungemütlich eingerichtet, mit einer Durchreiche zur Küche, in der für alle Fälle drei grüne Saftgläser neben einer ebenso grünen Glaskaraffe standen. Er ließ den Blick über die Einbauschränke, die Anrichte und das Bücherregal schweifen.
    »Setzen Sie sich«, sagte Angelas Vater steif, als hätte man ihn zum Verhör geladen. Die Mutter nahm schweigend auf dem dritten Stuhl Platz, der am Esstisch stand.
    »Das ist ja ziemlich ungeheuerlich, was mir meine Tochter heute offenbart hat«, begann der Vater das Gespräch mit strenger Miene.
    Röhrdanz hätte ihm am liebsten kumpelhaft auf die Schulter geklopft und gesagt: »Jetzt mach dich mal locker. Wir könnten ehemalige Schulfreunde sein.«
    Die Mutter trug eine steife Frisur, so als ob sie eben noch Lockenwickler auf dem Kopf gehabt hätte.
    »Helga, hol uns mal was zu trinken«, sagte der Vater barsch, von dem Röhrdanz wusste, dass er Gerd hieß.

    Mit spitzen Fingern holte Helga die drei Gläser aus der Durchreiche und füllte sie zur Hälfte mit Apfelsaft. Eines davon schob sie Röhrdanz hin, aber erst, nachdem sie es auf einen Filzuntersetzer gestellt hatte.
    »Na

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