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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ein »Genau-richtig-Gefühl« war.
    »Wir flirten uns hier beide um unseren Job.«
    »Ich liebe dich, Angela«, flüsterte Röhrdanz, während er versuchte, seine Zigarette am Treppengeländer auszudrücken.
    Angela schmiegte sich an ihn. »Ich liebe dich auch, Michael«, hauchte sie.
    Nur das Gesicht ihres Vaters wollte sie sich dabei nicht vorstellen.
    Und das ihrer Mutter erst recht nicht.
    Aber das konnte Röhrdanz zu diesem Zeitpunkt alles gar nicht wissen.
     
    A ls es am Samstagnachmittag bei Röhrdanz klingelte, war sein Herz schon einen Marathon gelaufen. Er hatte die Stunden gezählt, die Minuten, die Sekunden.
    Er hatte die Küche geputzt, im Wohnzimmer Kerzen aufgestellt, das Schlafzimmer gelüftet, das Bett frisch bezogen und das Badezimmer auf Hochglanz gebracht.

    Dann hatte er sich schnell umgezogen und nach langem Hin und Her einen dunkelgrauen Rollkragenpullover zur grauen Tweedhose gewählt - halb lässig, halb elegant, männlich, herb.
    Er hatte sich schon lange nicht mehr für eine Frau schöngemacht und hoffte, sie würde ihn nicht auslachen. Die Tweedhose hatte er noch nie getragen, sie kratzte.
    Atemlos riss er die Tür auf, und da stand sie vor ihm: die Haare noch feucht vom Schwimmen, die Augen voller Glanz. Sie trug ein witziges Kapuzen-Sweatshirt, das er noch nie an ihr gesehen hatte, Jogginghosen und Turnschuhe, um den Hals hatte sie ein rot gepunktetes Tuch geschlungen.
    »Zweitausend Meter«, platzte sie stolz heraus. »In neunundvierzig Minuten.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie olympiaverdächtig das ist.« Röhrdanz zog sie am Arm hinein. Die Nachbarn mussten nicht unbedingt alles mitbekommen.
    Sie strahlte ihn an. »Das ist schon fast die Goldmedaille.«
    »Da habe ich ja noch einen Grund mehr, stolz auf dich zu sein.«
    Sie schwiegen, und für einen unerträglich langen Augenblick war es so still, dass sie die Wanduhr in der Küche ticken hörten.
    Röhrdanz musterte sie prüfend: War das jetzt der richtige Ort, der richtige Moment, um sie zu halten, zu berühren …
    »Du siehst verdammt süß aus«, brachte er schließlich mit rauer Stimme hervor.

    Angela lächelte schüchtern. Verlegen strich sie sich eine nasse, widerspenstige Strähne hinters Ohr. »Du auch«, meinte sie schließlich.
    »Ich?« Röhrdanz war ganz verdattert. »Süß ist für mich nicht unbedingt der richtige Ausdruck.«
    »Mir fällt kein anderer ein.«
    Sie sah ihn an, und er glaubte, ein Zittern in ihrer Stimme wahrzunehmen, als sie hinzufügte: »Eigentlich wollte ich damit ausdrücken, dass du der Mann meines Lebens bist. Aber ich bin nicht so geübt in solchen Sachen …«
    Röhrdanz’ Herz machte einen Purzelbaum. Dass sie den Mut gefunden hatte, es zu sagen!
    Sie fiel ihm in die Arme, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, lachte und weinte gleichzeitig. Er hob sanft ihr Kinn, einen Moment lang sahen sie sich ganz tief in die Augen. Dann küsste er sie immer wieder, erforschte mit seinen Lippen ihr Gesicht und sog den Chlorduft ein, den er normalerweise verabscheute. Doch jetzt kam er ihm vor wie ein kostbares Parfüm. Ihr Kuss schmeckte so unberührt und rein, als hätte sie noch nie zuvor geküsst.
    Sie streichelte etwas unbeholfen seine Brust, spürte seine Haut durch den eng anliegenden Rolli, die Geborgenheit in seinen starken Armen, und als sie ihre Finger erst zaghaft, dann immer fordernder in seinen Haaren vergrub, begann sie vor Erregung zu zittern. Sie schien ihr ganzes junges Leben lang auf diesen Moment gewartet zu haben.
    Sie konnten gar nicht mehr aufhören, sich zu küssen, obwohl sie noch immer im Flur standen. Schließlich löste
sich Röhrdanz aus der Umarmung, um sie durch die Küche ins Wohnzimmer, von dort ins Arbeitszimmer und schließlich ins Schlafzimmer zu führen. Er schlug die Tagesdecke zurück, und während sie sich ganz selbstverständlich auszog, ließ er die Jalousien herunter.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie das gemeinsam gekaufte Venlo-T-Shirt mit einer raschen Bewegung über den Kopf zog. Der Sport-BH darunter war kein bisschen raffiniert geschnitten, wirkte aber dennoch unglaublich sexy. Sie sah ihn verschmitzt an, und ganz langsam wanderte ihre Hand zur Jogginghose. Sie löste die Schleife unterhalb ihres niedlichen Bauchnabels, und die Hose glitt auf den Fußboden.
    Verzaubert von ihrer mädchenhaften Natürlichkeit beobachtete Röhrdanz, der immer noch am Fenster stand, wie sie sich entspannt auf sein Bett fallen ließ. Das Ganze sah fast ein bisschen nach

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