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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bekommen.« Mit feinem Grinsen legte er seine durchaus beachtliche Gehaltsabrechnung vor. Das Erröten der Mutter schien ein Zeichen dafür zu sein, dass Röhrdanz’ Gehalt wohl deutlich höher sein musste als das von Gerd.
    »Na ja«, murmelte Gerd schließlich. »Ein Hungerleider sind Sie nicht.«
    »Nein«, antworte Röhrdanz schlicht und steckte den Gehaltszettel wieder ein.
     
    S tunden später knallte tatsächlich der Sektkorken. Röhrdanz hatte den Schwiegereltern-Test mit Bravour bestanden. Er war schweißgebadet, und sein Magen knurrte vor Hunger.
    Die Mutter stand inzwischen in der Küche und machte Schnittchen, Gerd und er hatten sich ihrer Sakkos entledigt, über Fußball, Politik, die Stadtwerke, den öffentlichen Nahverkehr und die Vorteile ihrer jeweiligen
Autos diskutiert und auf dem Balkon zusammen eine geraucht.
    Endlich kam auch Angela herein, nachdem sie das Gelächter und gegenseitige Schulterklopfen gehört hatte.
    »Alles paletti«, sagte der Vater, »hol dir ein Glas und sag Mutti, sie soll auch eines mittrinken.«
    Angela strahlte Röhrdanz an, als sie endlich auf das »junge Glück« anstießen.
    »Was ist mit Dagmar?« fragte Röhrdanz. »Wann kann ich meine zukünftige Schwägerin kennenlernen?«
    »Dagmar, komm rein!« rief der Vater, und die Mutter rannte hinaus, um sie zu suchen.
    Aber da hörte man nur noch, wie die Wohnungstür zugeschlagen wurde.
    »Sie ist wahrscheinlich traurig, dass Angela uns bald verlässt«, erklärte Helga begütigend.
    »Was habt ihr eigentlich dazu gesagt?«, fragte Angela, die vor lauter Aufregung rote Flecken am Hals hatte.
    »Ich bin zwar nicht gerade begeistert, dass meine Tochter schon heiraten will, aber ich will euch auch nicht im Weg stehen«, sagte der Vater, schon milder gestimmt.
    »Heißt das, Sie geben uns Ihren Segen?«
    »Das heißt, dass wir uns jetzt duzen sollten. Ich bin der Gerd.«
    »Michael.« Röhrdanz wischte sich heimlich die schweißnasse Hand an seiner Hose ab.
    »Helga«, sagte Helga, und Röhrdanz durfte ihr ein Küsschen auf die Wange geben.
    »Na dann«, sagte Gerd.

    »Ja, dann also …«, fügte Helga hinzu. Unsicher sah sie von einem zum anderen.
    »Auf gute Zusammenarbeit ist jetzt wohl der falsche Spruch«, witzelte Röhrdanz.
    »Auf dass wir immer glücklich sein werden«, flüsterte Angela, und ihre Augen funkelten.
    »Auf dass wir immer glücklich sein werden«, sagte Röhrdanz bewegt.
     
    N achdem Angelas Eltern ihr Einverständnis gegeben hatten, bezogen Röhrdanz und Angela eine kleine Wohnung in einer anderen Stadt. Sie wollten nicht, dass jemand aus der Firma etwas mitbekam, und nahmen stattdessen lieber eine morgendliche Anreise von einer Stunde in Kauf. Trotzdem verdichteten sich in der Firma die Gerüchte, spitze Bemerkungen und neidische Blicke vergifteten die Arbeitsatmosphäre immer mehr, sodass Angela eines Tages beschloss, sich einen anderen Job zu suchen. Sie wurde sehr schnell fündig in einer Werbeagentur für Plakatierungen.
    Nun entspannte sich das Verhältnis in der Firma wieder. Angela hatte gekündigt und war kein Stein des Anstoßes mehr. Trotzdem ließen sie noch einige Zeit vergehen, bis sie ihre Verlobung bekannt gaben. Doch dann kam der Tag, den Röhrdanz für geeignet hielt, endlich konnte er auch in der Firma offen sagen, dass Angela und er heiraten wollten.
    Zu seiner Überraschung erntete er tosenden Applaus.
    »Mensch, Röhrdanz, du Glückspilz!«
    »Herr Röhrdanz, eine bessere Wahl hätten Sie gar
nicht treffen können! Wir mochten Angela schon immer!«
    »Michael, wenn ich nicht hier dein Kumpel wäre, würde ich dir den Hals umdrehen! Ich hatte selbst ein Auge auf sie geworfen!«
    »Herr Röhrdanz, wann wollen Sie denn heiraten?«
    »Und werden wir auch zur Hochzeit eingeladen?«
    »Wie sieht es denn mit der Familienplanung aus, alter Knabe?«
    Röhrdanz kratzte sich verlegen am Kopf. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er und Angela längst Gesprächsthema gewesen waren.
    Der Oberboss, der nur selten in die Firma kam, rief ihn mit strengem Gesicht zu sich in den Konferenzraum. Dort saß er ganz allein am Kopfende des langen Tisches. Er winkte Röhrdanz wie einen Schuljungen zu sich.
    »Was muss ich da hören, Röhrdanz? Sie haben mit einer Auszubildenden etwas angefangen? Wo bleibt denn da unser Moralkodex?«
    »Herr Direktor, ich habe sie nicht angerührt, bevor sie achtzehn war.«
    Röhrdanz wusste nicht, ob er Platz nehmen durfte, also blieb er in angemessenem Abstand

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