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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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stehen.
    »Das ist doch überhaupt kein Alter, Mann!« Der Direktor lutschte übellaunig an seiner Zigarre und hüllte sich in eine Wolke beißenden Rauches, die er gleichzeitig hustend wegwedelte.
    »Vor dem Gesetz schon.« Röhrdanz sah sich nun schon zum zweiten Mal gezwungen, ihre Liebe vor einer sogenannten Autorität zu rechtfertigen. »Ich habe mir
offiziell nichts zuschulden kommen lassen.« Mann, war das alles schwierig. Die ganze Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben.
    »Und inoffiziell?« Der Boss hustete und spuckte einen Tabakkrümel aus.
    Eine Sekretärin schenkte ihm Kognak ein, bevor sie sich hastig verdrückte.
    Plötzlich sah Röhrdanz den Oberboss frech grinsen. »Aber jetzt mal ganz unter uns …«
    »Lassen Sie’s gut sein, Herr Direktor.« Röhrdanz grinste ebenfalls. »Wir sind sehr glücklich und wollen demnächst heiraten.«
    Der Boss schob Röhrdanz auch ein Glas Kognak hin.
    »Werde ich dann wenigstens eingeladen?« Der Bann schien gebrochen.
    »Aber natürlich, Herr Direktor. Wir werden am 11. Dezember heiraten, und alle Menschen, die uns aufrichtig Glück wünschen, sind herzlich willkommen.«
    Damit war alles gesagt. Röhrdanz prostete seinem Boss zu und stellte das Glas auf den Tisch, ohne daraus getrunken zu haben. Danach macht er auf dem Absatz kehrt und verließ den Konferenzraum.

16
    »Du solltest dieses Wochenende wieder zu deinen Kindern nach Mannheim fahren.« Angela stand in ihrer gemeinsamen kleinen Küche am Herd und versuchte, ein Schnitzel zu braten. Sie hatte sich eine Schürze über das T-Shirt und die Jeans gebunden und sah irgendwie rührend aus. Allerdings roch es nicht besonders verheißungsvoll, eher nach verbranntem Fett.
    »Das hat doch alles keinen Zweck …« Röhrdanz stand rauchend am Küchenfenster und spielte gedankenverloren mit den vertrocknenden Basilikumblättern auf der Fensterbank.
    »Michael!« Angela wischte sich die Hände an der Küchenschürze ab und umarmte ihn von hinten. »Das sind deine Jungs! Die darfst du doch nicht einfach so aufgeben!«
    Röhrdanz schwieg. Gab er seine Söhne auf? Das wollte er nicht. Er wollte nur nicht an ihnen zerren, wie so viele getrennte Eltern. Er wollte sie nicht als Spielball benutzen. Er wollte, dass sie eine schöne Kindheit hatten. Auch wenn er selbst nicht mehr darin vorkam.
    Seine Augen wurden feucht, und er blies schnell ein paar Rauchschwaden gegen die Fensterscheibe. Verlegen drehte er sich zu Angela herum und blinzelte seine Tränen weg.

    »Sie macht es mir so schwer … Immer wenn ich anrufe, legt sie einfach auf. Und wenn ich vor der Tür stehe, öffnet sie nicht.«
    »Dann schalte das Jugendamt ein.« Angela sah ihn prüfend an. »Michael, du musst kämpfen!«
    Röhrdanz presste die Lippen zusammen: »Meinst du? Vielleicht sind sie froh, wenn sie ihre Ruhe haben.«
    »Vielleicht sehnen sie sich aber auch ganz fürchterlich nach dir.« Angela strich ihm über den Arm. »Vielleicht warten sie nur auf ein Zeichen, vielleicht fühlen sie sich von dir abgelehnt?«
    »Aber nein!« Röhrdanz schrie es fast. »Ich lehne sie doch nicht ab! Ich vergöttere meine Jungs!« Seine Stimme brach. »Was haben wir zusammen Fußball gespielt auf dem Bolzplatz, und was haben wir für einen Spaß gehabt mit dem Lagerfeuer im Schrebergarten. Wie oft haben wir dort einfach im Gartenhaus übernachtet, weil die gnädige Frau nachts um die Häuser gezogen ist und am nächsten Tag ausschlafen wollte.«
    »Aber Michael! Wenn die so drauf ist, zieht die jetzt in Mannheim auch um die Häuser! Vielleicht brauchen dich deine Jungs mehr, als du denkst.«
    Röhrdanz straffte sich. Angela hatte recht! Er seufzte tief und sagte dann entschlossen: »Ich rufe das Jugendamt in Mannheim an. Alleine werde ich mit dieser Frau nicht fertig.«
    »Na also!« Angela strahlte. »So gefällst du mir! Du bist doch ein alter Kämpfer! Wer wird denn seine Kinder aufgeben, nur weil er Angst vor dieser Giftspritze hat?«

    Sie verstummte, als Röhrdanz anfing zu schnuppern. »Sag mal, riecht es hier irgendwie … verbrannt?!«
    »Verdammt, meine Schnitzel!« Angela eilte verzweifelt an den Herd zurück, wo das Fleisch in der Pfanne inzwischen bis zur Unkenntlichkeit verkohlt war.
    »Angela, das macht nichts! Ich werde sie essen wie ein Mann.«
    Röhrdanz krempelte die Ärmel hoch, setzte sich an den kleinen Küchentisch, auf dem schon zwei Gedecke standen, und stützte die Gabel auf. »Her mit dem Schnitzel.«
    Angela begutachtete die

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