Der Mann, der wirklich liebte
kohlrabenschwarzen Fleischstücke von allen Seiten. Doch anstatt sie in den Abfall zu werfen, servierte sie ihm eines stolz mit dem Satz: »Ein bisschen knusprig, aber mit Liebe gemacht!«
Das zweite legte sie sich selbst auf den Teller, band ihre Schürze ab und sagte feierlich: »Guten Appetit.«
Röhrdanz wusste nicht, ob sie das ernst meinte oder ihn einfach nur testen wollte.
Sie war immer für Schabernack zu haben. Deshalb sagte er zweifelnd: »Soll ich die jetzt essen oder mir unter die Schuhe nageln?«
Angela konnte sich das Lachen nicht länger verbeißen: »Ich glaube, die kann man gut als Topfkratzer benutzen. Aber genießbar sind sie nicht.« Plötzlich schlug ihre Stimmung um. »Ich bin eine miserable Köchin«, sagte sie verzweifelt.
Röhrdanz sprang auf, kam um den kleinen Küchentisch herum und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. »Du bist die beste Köchin, die sich je um mein leibliches
Wohl gekümmert hat. Und wenn dieses blöde Schnitzel verbrannt ist, dann nur, weil du dich mit mir und meinen Söhnen beschäftigt hast. Du hast mir einen wunderbaren Rat gegeben und darüber die Schnitzel vergessen. Du hast so ein großes Herz, mein Schatz! Wenn du kalt und egoistisch wärst, würdest du mich niemals ermuntern, um meine Söhne zu kämpfen! Durch dich habe ich gelernt, wie wichtig es ist, alles zu besprechen und sich gegenseitig Mut zu machen! Was ist im Vergleich dazu schon ein angebranntes Schnitzel!« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »War eh schon tot!«
»Aber du hast doch Hunger …«
»Weißt du was? Wir gehen zu dem Griechen gegenüber, der vor Kurzem aufgemacht hat!«
Röhrdanz zog Angela vom Küchenstuhl hoch. »Wir knofeln heute so viel, dass nur noch wir uns gegenseitig riechen können. Und wir trinken Ouzo. Weil du meine griechische Göttin bist.«
» S echzig Leute. Bist du sicher, dass die alle im Vereinshaus des Schrebergartens Platz finden?«
Angela hüpfte in freudiger Erwartung vor dem Spiegel herum. »Steht mir das? Sag! Oder sieht das doof aus?«
Sie drehte sich in ihrem schwarzen Cocktailkleid mit der gold-schwarzen Korsage hin und her, die ihr einwandfreies Dekolleté betonte. Sie sah umwerfend sexy aus, einfach bezaubernd. Er musste sich schwer beherrschen, sie nicht sofort ins Schlafzimmer zu tragen. Immerhin war heute ihr Polterabend. Und morgen würde ihre kirchliche Trauung sein.
»Erstens ja, zweitens auch ja, drittens nein.« Röhrdanz stand in seinem grauen Anzug und der goldenen Krawatte, die farblich genau zu ihrem Kleid passte, schmunzelnd in der offenen Wohnungstür. »Aber jetzt beeil dich, sonst erfrieren unsere Gäste noch!«
Glücklich und aufgeregt rannten sie zum Auto. Er hielt ihr die Tür auf und schnallte sie fürsorglich an: »Damit meinem Engel nichts passiert!«
»Was soll mir denn schon passieren?«, sagte Angela lachend, als er rückwärts aus der Einfahrt fuhr. »Ich bin doch nur ein kleiner Fisch.«
»Wie meinst du das?«, fragte er zerstreut, während er die Sitzheizung aufdrehte und die Scheiben von innen mit einem Tuch frei wischte.
»Das Schicksal sucht sich doch immer nur ganz besondere Leute aus.«
»Aber du BIST etwas ganz Besonderes.« Röhrdanz versuchte, das Gebläse auf erträgliche Lautstärke zu stellen. »Du hast also keine Bedenken, was meinen Fahrstil anbelangt?«
»Nein«, sagte Angela. »Ich fühle mich bei dir völlig geborgen, und du wirst immer auf mich aufpassen.«
»Aber natürlich werde ich das.« Er sah in den Rückspiegel und ordnete sich auf die linke Spur ein. Sie fuhren an einem gerade erst ausgehobenen Baggersee vorbei, dessen Wasseroberfläche hell erleuchtet war. Trotz der späten Stunde war noch jede Menge los auf der Baustelle. Kräne und Bagger rangierten im künstlichen Scheinwerferlicht hin und her. Es sah gespenstisch aus.
»Wenn ich in Not geraten würde, zum Beispiel beim
Schlittschuhlaufen im Eis einbrechen würde«, Angela schaute fröstelnd in Richtung Baustelle, »würdest du mich nie im Stich lassen. Das weiß ich.«
»Was erzählst du denn da für schreckliche Sachen, Liebes!« Röhrdanz wischte über den beschlagenen Rückspiegel. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Angela sah ihn von der Seite an. »Du würdest alle diese Bagger und Kräne in Bewegung setzen, damit sie das Eis aufhacken. Du würdest mich aus der dunklen Tiefe ziehen, damit ich wieder Luft bekomme …«
»Angela! Wir heiraten morgen! Hast du Angst? Sollen wir die Hochzeit … verschieben?«
»Nein.
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