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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Vorspeise!«
    »Wo ist Oliver?«
    »Bei einem Freund.«
    »Und die Kleinen?«
    »Bei meiner Mutter!«

    Angela setzte sich ihm gegenüber und funkelte ihn aus begehrlichen Augen an.
    »Nachher gibt es Seeteufel unter Basilikumkruste auf Artischocken …«
    »Das klingt aber sehr verführerisch.« Röhrdanz beugte sich über den Küchentisch und küsste Angela auf den Mund, während er in ihr appetitliches Dekolleté starrte.
    »Und?«, fragte Angela kokett, während er sich die raffinierte Mischung aus Ziegenkäse und gegrillten Auberginenscheiben auf der Zunge zergehen ließ.
    »Ich bin … sprachlos. Das schmeckt himmlisch!« Röhrdanz verdrehte genüsslich die Augen. »Wer hat dir das beigebracht?« Er wedelte mit seiner Gabel. »Triffst du dich etwa heimlich mit einem Koch?«
    »Ach, weißt du, ich habe manchmal Langeweile, wenn ich mit den Kindern Klötzchen staple und ›Pu der Bär‹ spiele. Heute habe ich nebenher in Kochbüchern geblättert und etwas ausprobiert. Ich glaube, es ist mir gelungen …«
    Röhrdanz schüttelte beeindruckt den Kopf. »Du überraschst mich immer wieder, Angela Röhrdanz.«
    »Das will ich doch hoffen.« Angela ging um den Tisch herum und setzte sich auf seinen Schoß. »Die Artischockenspalten bei mittlerer Hitze bissfest garen …«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Röhrdanz spürte ein unbändiges Verlangen nach seiner Frau.
    Es war wirklich schon ziemlich lange her, dass sie …
    »Bist du sicher, dass …«

    Weiter kam Röhrdanz nicht. Offensichtlich war Angela sicher.
    Der Seeteufel kam jedenfalls unter seiner Basilikumkruste hervor und wollte auch mal gucken, wer da alles so am Tisch saß.
    »Wann kommen die Kinder wieder?«, fragte Röhrdanz heiser.
    »Nicht vor morgen früh.«
    »Aber du stillst doch noch.«
    »Ich habe abgepumpt … Heute stille ich nur unser Verlangen.« Angela hielt kurz inne: »Sollen wir ein Kondom benutzen?«
    »Hör auf«, stöhnte Röhrdanz leise. Er nahm seine Frau auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer.
    Hier brannten bereits Kerzen, und aus dem Lautsprecher kam ihr »Erstes-Mal-Lied«: »Je t’aime«.
    Mit dem Fuß stieß er die Schlafzimmertüre zu.

20
    Nur wenige Monate später kam Röhrdanz in der Krankenhauskapelle wieder zu sich. Er konnte sich nicht länger seinen Erinnerungen hingeben, er musste zurück zu Angela. Vielleicht brauchte sie ihn. Müde wankte er über den schwach beleuchteten Flur zurück zu ihrem Zimmer.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und näherte sich ihrem Bett. Der Geruch nach Desinfektionsmitteln hing in der Luft. Die Konturen Angelas samt den Schläuchen und Apparaten, an denen sie hing, waren nur schemenhaft zu erkennen. Draußen war es immer noch stockdunkel.
    Wie lange hatte er jetzt in der Krankenhauskapelle gesessen? Die Auszeit hatte ihm gutgetan.
    Doch die Realität war umso grausamer. Da lag sie, regungslos, genau so, wie er sie vorhin verlassen hatte - vor Minuten? Vor Stunden? -, und reagierte nicht.
    Ihre Hand war weich, aber kühl. Wie immer. Er setzte sich zu ihr und stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie seinen liebevollen Händedruck erwidern würde. Ob sie überhaupt merkte, dass er wieder da war? Ob auch sie in Erinnerungen versank, sich fragte, wie es den Kindern ging und dem Baby in ihrem Bauch?
    Ihre Welt blieb ihm verschlossen.
    Er wusste nur eines: Er würde sie nicht sterben lassen. Nie und nimmer.

    Jetzt hatte er sich seit Angelas Zusammenbruch zum ersten Mal die Zeit genommen, über sein Leben nachzudenken. Dabei war ihm klargeworden, wie sehr ihn das Schicksal verwöhnt hatte, seit Angela in sein Leben getreten war. Seit neun Jahren waren sie verheiratet und ergänzten einander wie Sonne und Mond. Ach, wie sehr wünschte er sich, diese Harmonie wiederzufinden! Doch von einem Moment auf den anderen war ihr Leben völlig aus dem Gleichgewicht geraten, und er begriff immer noch nicht, wie das alles hatte passieren können.
    Er räusperte sich. »Ich war … ein wenig in der Kapelle. Da habe ich einfach nur nachgedacht. An unsere guten Zeiten zurückgedacht.«
    Wie sehr hoffte er auf irgendeine Reaktion, auf eine winzige Geste, und sei es nur ein leichtes Zwinkern, das ihm signalisierte, dass alles wieder so werden könnte wie früher.
    Aber da war nichts. Ein maßloser Schmerz überkam ihn.
    »Wir hatten es so wunderschön zusammen, Angela. Du hast mich und die Kinder so glücklich gemacht. Du kannst uns jetzt nicht einfach verlassen …« Seine Stimme brach, und er verstummte.
    Nein, er

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