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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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empfand Hochachtung für seine Angela.
    Er liebte alles an ihr, ihre riesengroße Narbe am Oberschenkel, die sie schon seit ihrer Kindheit hatte, und auch jedes Gramm, das sie während ihrer Schwangerschaft zugenommen hatte. Er hatte den großen braunen Strich geliebt, der sich über ihren immer praller werdenden Bauch gezogen hatte, er hatte mit Ehrfurcht gesehen, wie ihre schwerer werdenden Brüste wuchsen und ihre Brustwarzen von Zartrosa zu Schokoladenbraun wechselten - endlich, endlich bekamen sie das erste gemeinsame Kind. Sie hatten zusammen den Geburtsvorbereitungskurs besucht und sich kaputtgelacht beim »Wehen-veratmen-Üben«. Sie hatten sich über den Gebrauch von Stillkissen, Stoffwindeln und Stütztüchern informiert,
bevor Angela lachend beschlossen hatte, eine ganz normale moderne Mutter zu werden, Plastikwindeln und Wegwerfhöschen zu benutzen, zu stillen, wenn es eben ging, und auch nicht vor praktischen Errungenschaften wie Schnuller oder Kinderwagen haltzumachen. Sie war so herrlich unkompliziert und nahm sich selbst wo wenig wichtig!
    Seine Angela war eine wunderbare Schwangere gewesen, die Natur hatte sie mit jener selbstverständlichen Vorfreude auf das Kind ausgestattet, die keinerlei Wehleidigkeit zuließ. Röhrdanz schloss die Augen. Wenn es doch bitte bald vorbei wäre …
    Er hatte seit dem Vortag um diese Zeit nichts mehr gegessen vor lauter Aufregung. Nach dem Platzen der Fruchtblase war er nicht mehr von Angelas Seite gewichen.
    »Noch ein bisschen, noch ein bisschen, noch ein bisschen!«, hörte er die Hebamme rufen. »Jetzt haben Sie es gleich geschafft, man sieht schon das Köpfchen!«
    Röhrdanz atmete ein paarmal tief durch und schlüpfte wieder in den Kreißsaal.
    »Stellen Sie sich hier oben hin«, befahl ihm die Hebamme in einem Ton, der keine Widerworte zuließ. »Halten Sie die Hand Ihrer Frau, und lassen Sie sie machen. Sie schafft das!«
    Und dann ging alles ganz schnell.
    Seine völlig erschöpfte Frau hob noch ein- oder zweimal den Kopf, presste mit letzter Kraft, wobei sie noch nicht mal mehr schreien konnte, und die Hebamme zog geschickt zwischen ihren Beinen das Kind heraus. Zuerst
sah Röhrdanz nur etwas Bläuliches, ein schleimiges Etwas, das doch unmöglich ein süßes Baby sein konnte … Er konzentrierte sich darauf, Angela mit einem nassen Tuch die Stirn zu kühlen und ihr gut zuzureden. Das schien eine Missgeburt zu werden, was er ihr natürlich nicht sagte. Aber sie würden das gemeinsam schaffen und das Kind lieben … Im nächsten Moment machte es flutsch!, und die Hebamme legte Angela das winzige Etwas, das an einer bläulichen Nabelschnur hing, auf den Bauch. Es bewegte sich ein bisschen und gab winzige krähende Laute von sich. Es verzog, was ein Gesicht hätte werden sollen, und machte einen beleidigten Eindruck. Wo war denn da oben und unten?
    »Es ist ein Mädchen«, hörte er eine Stimme sagen, und sofort schossen ihm die Tränen in die Augen.
    Angela lachte vor Glück und Stolz.
    Wie kann man in der Verfassung noch lachen?, dachte Röhrdanz. Sie ist doch fast gestorben.
    »Ganz wunderbar haben Sie das gemacht, Frau Röhrdanz«, lobte die Hebamme. Es war die dritte, die hier inzwischen Schicht hatte. »Für eine Erstgebärende waren Sie ausgesprochen tapfer!«
    »Ja, das warst du, mein lieber Schatz!«, flüsterte Röhrdanz hingerissen. Fasziniert starrte er auf seine erste Tochter, die gerade damit kämpfte, die Augen zu öffnen.
    »Sie ist wunderschön, ganz wunderschön«, stammelte er, während er ganz vorsichtig mit dem Zeigefinger über ein kleines verbeultes Köpfchen strich.
    »Wollen Sie die Nabelschnur durchschneiden, Herr Röhrdanz?«

    »Ähm … nein danke, macht ihr mal, ihr könnt das besser …«
    Sofort nahmen geübte Hände das winzige Kind, es wurde gebadet, abgetrocknet, gewogen, gemessen … So geht doch vorsichtig mit meiner Tochter um, dachte Röhrdanz, während er Angela dabei half, den Kopf zu heben, damit auch sie ihr Kind sehen konnte.
    Als es kurz darauf frisch gewaschen, in einen hübschen Strampler gehüllt, mit irgendwie betörend duftenden, noch feuchten schwarzen Härchen an Angelas Brust gelegt wurde, begriff Röhrdanz, dass es ein ganz normales, gesundes Baby war.
    Er hatte eine Tochter!
    »Du bist das Wunderbarste, das mir je begegnet ist«, flüsterte er überwältigt und wusste selbst nicht, ob er Angela oder Denise damit meinte. Er blinzelte ein paar Freudentränen weg. »Jetzt ist mein Glück absolut

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