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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Verbrechens hinterlassen?“ Er reichte die Karteikarte und die abgezogenen Fingerabdrücke über den Tisch. Eine Weile herrschte Schweigen. Der Kommissar sagte nichts. Er blickte grübelnd auf die Karteikarte.
    Nach einer Weile nahm er den Hörer vom Apparat. Er ließ sich mit dem Pentonville Gefängnis verbinden. In freundlichem Ton sprach er mit dem Anstaltsdirektor.
    „Wie heißt der Mann? Spencer Willow? All right, Sir! Schicken Sie ihn sofort zu mir. Ich brauche ihn in einer dringenden Angelegenheit.“
    „Es wird eine halbe Stunde dauern“, sagte Morry, als er den Hörer aufgelegt hatte. „Bleiben Sie solange hier, Kirk! Ich habe Spencer Willow herbestellt. Er ist der Aufseher der Todeszellen in Pentonville. Er war bis zuletzt bei Joseph Hattan. Er nahm an der Hinrichtung teil und sogar an der Verbrennung des Leichnams. Wenn er uns bezeugen kann, daß Joseph Hattan wirklich tot ist, so werden Sie das sicher glauben. Oder nicht?“
    „Ganz bestimmt, Sir!“
    Kommissar Morry erhob sich und trat ans Fenster. Tief unten lag das Victoria Embankment. Von den Alleebäumen wirbelten die Blätter. Graue Schleier hingen über der belebten Prachtstraße.
    „Joseph Hattan war mir gut bekannt“, murmelte der Kommissar nach einer Weile in halblautem Selbstgespräch. „Er saß oft mit seinen Freunden in der Sidney Bar am Hoxton Gate herum. Ich hatte ihn im Verdacht, daß er an zahlreichen Einbrüchen beteiligt war. Er hatte nämlich immer Geld in der Tasche, obwohl er nachweislich nie etwas arbeitete. Obendrein war er ein Frauenheld und Mädchenverführer. Er hatte es faustdick hinter den Ohren sitzen. Wissen Sie, was ihn zuletzt an den Galgen brachte?“
    „No, Sir! Ich erinnere mich an nichts mehr“,, gestand Hilfsinspektor Kirk kleinlaut.
    „Er hat eines Nachts in die Villa Calvin am Green Park eingebrochen. Ob er das Ding allein drehte, oder ob ihm seine Freunde Hilfe leisteten, das ist bis heute ungeklärt. Die Burschen haben hartnäckig geleugnet, und Joseph Hattan hat sie nicht verraten.
    Auf jeden Fall war der Einbruch in die Villa Calvin für Joseph Hattan der Anfang vom Ende. Er war kaum in das Haus eingedrungen, da wurde er von dem alten Lord Calvin überrascht. Joseph Hattan tat das Dümmste, was er tun konnte: Statt das mißglückte Vorhaben aufzugeben, fiel er hinterrücks über den alten Herrn her. Er erwürgte ihn. Anschließend floh er. Aber er wurde von Stanley Calvin, dem Sohn des Hauses, verfolgt. Der junge Mann konnte uns die Kleidung und das Äußere des Mörders gut beschreiben.“
    „Wie ging es weiter, Sir?“ fragte der Hilfsinspektor Kirk gespannt.
    „Wir machten Jagd auf den Mörder“, murmelte Morry zerstreut. „Wir hatten das Glück, daß uns ein kleiner Angestellter Hilfe leistete. Er war nämlich hinter dem Liebhaber seiner untreuen Frau her. Und während er eines Abends das leichtfertige Pärchen nach Hoxton verfolgte, erinnerte er sich plötzlich an die Zeitungsaufrufe. Er sah, daß der Begleiter seiner Gattin einen Trenchcoat mit Pelzkragen und einen breitkrempigen Hut trug. Vor allem fielen ihm die hohen Stiefel des Mannes auf. Er verfolgte die beiden bis zum Ivy Square und verständigte von einer Telephonzelle aus die Polizei. Der Mann, den wir schließlich in Carters Palmengarten festnahmen, war Joseph Hattan. Er versuchte zwar zu leugnen, aber wir fanden in der Villa Calvin seine Fingerabdrücke. Da war er dann natürlich verloren.“
    „Die Fingerabdrücke“, murmelte Hilfsinspektor Kirk verwundert. „Da sind wir wieder bei diesen Fingerabdrücken, Sir! Ich glaube, sie werden mich von heute an im Schlaf verfolgen. Die Hautleistenbilder, die wir bei Evelyn Bloom in der Richmond Ave fanden . . .“
    Kommissar Morry wandte sich ruckartig vom Fenster ab. Seine Augen waren scharf und wachsam, wie immer, wenn er eine lohnende Fährte witterte. „Wie hieß die Frau?“ fragte er hastig.
    „Evelyn Bloom, Sir.“
    „Und der ermordete Ehegatte?“
    „Oliver Bloom, Sir.“
    Kommissar Morry griff sich an den Kopf. „Das ist die tollste Sache, die ich je erlebt habe“, stieß er hervor. „Dieser kleine Angestellte, der uns Joseph Hattan verriet, der hieß Oliver Bloom. Und seine Frau, diese leichtfertige Person, die sich mit einem Mörder einließ . . .“ „Was reden Sie denn da?“ fragte Hilfsinspektor Kirk verständnislos. „Soll das heißen, daß es Evelyn Bloom und Joseph Hattan waren, hinter denen der betrogene Ehegatte damals herschlich? War es der Ermordete, der

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