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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Ihnen damals den Mörder auslieferte?“
    „Genauso war es“, murmelte Kommissar Morry in tiefen Gedanken versunken. „Oliver Bloom hat Joseph Hattan an uns verraten. Und deshalb mußte er heute Nacht sterben. Er wurde erwürgt wie Lord Calvin. Daß man ihn dann noch in eine Schlinge hängte, das war eine besonders teuflische Rache.“
    „Eine Rache von wem?“ fragte Kirk aufhorchend. „Ein Toter kann doch nicht morden, Sir. Ich begreife nun überhaupt nichts mehr . . .“
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen. Es klopfte an der Tür. Die Sekretärin trat ins Zimmer. „Da ist ein Aufseher vom Pentonville Gefängnis“, meldete sie. „Er behauptet, er sei vorgeladen . . .“
    „Herein mit ihm“, rief Kommissar Morry ungeduldig. „Wir erwarten ihn schon.“
    Spencer Willow trat schon eine halbe Minute später über die Schwelle. Er trug einen dunkelgrauen Zivilanzug. Er feierte heute einen dienstfreien Tag, und man hatte ihn kurzerhand aus seinem gemütlichen Wohnzimmer weggeholt.
    „Womit kann ich dienen, Sir?“ fragte er und schaute dabei ehrfürchtig auf den berühmten Detektiv.
    Kommissar Morry bot ihm eine Zigarre an und reichte ihm Feuer. „Wann taten Sie zuletzt Dienst in Pentonville?“ fragte er dann.
    „Das war vorgestern Nacht, Sir“, sagte Spencer Willow bieder. „Ich hatte die traurige Pflicht, mit Joseph Hattan die letzte Nacht zu verbringen. Er durfte die ganze Nacht das Licht brennen lassen, wie das üblich ist. Ich leistete ihm dabei Gesellschaft. Die Zellentür stand halb offen. Alles genau nach Vorschrift, Sir.“
    „War es tatsächlich Joseph Hattan, bei dem Sie wachten?“ fragte Morry rasch.
    Spencer Willow blickte erstaunt auf. „Wie meinen Sie das, Sir?“ fragte er verständnislos.
    „Nun, es wäre doch möglich, daß Joseph Hattan auf unerklärliche Weise fliehen konnte und daß ein anderer für ihn den Weg zum Galgen...“
    Ein lautes Lachen fiel in seine Worte. Das belustigte Prusten kam von Spencer Willow. Er konnte sich kaum beruhigen. „Ich habe“, sagte er schließlich, „Joseph Hattan seit seiner Einlieferung betreut, Sir. Acht Monate lang versorgte ich ihn täglich mit Essen, Zigaretten und Zeitungen. Ich führte ihn täglich zum Spaziergang in den Hof. Und da fragen Sie nun, ob vielleicht ein anderer mit ihm die Rolle getauscht hätte. Ich sage Ihnen, Sir, so etwas gibt es nicht einmal im Märchen. Ich hätte den Betrug doch sofort gemerkt.“
    Kommissar Morry warf dem Hilfsinspektor einen bedeutsamen Blick zu. Dann fragte er weiter: „Bekam Joseph Hattan in der letzten Nacht Besuche?“
    „Nein, Sir! Er erhielt überhaupt nie Besuche, Seit seiner Verhaftung war er von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Es kam weder ein Freund noch sonst jemand. Hattan besaß keine Angehörigen.“
    Kommissar Morry blätterte zerstreut in seinen Papieren.
    „Sie waren Zeuge bei der Hinrichtung?“ fragte er dann.
    „Ja, Sir!“
    „Sie waren auch Zeuge, als der Arzt den Tod Joseph Hattans feststellte?“
    „Ja, Sir. Dazu hätte es nicht einmal eines Arztes bedurft. Ich sah selbst, daß er tot war. Ich legte ihn ja in den Fichtensarg. Er war schon starr.“
    „Und dann?“ fragte Morry ungeduldig weiter.
    „Ich wich nicht von dem Sarg, wie es Vorschrift ist“, murmelte Spencer Willow. „Von zwei Hilfsaufsehern ließ ich den Leichnam Joseph Hattans in das Anstaltskrematorium schaffen. Hätte er Angehörige besessen, so wäre er ihnen zur Beerdigung freigegeben worden. Aber da er keinen Menschen hatte, wurde die Verbrennung auf Staatskosten vorgenommen.“
    „Waren Sie auch bei dieser Verbrennung anwesend?“
    „Ja, Sir! Im Anstaltskrematorium wurde Joseph Hattan der Form halber noch einmal untersucht und dann der amtliche Totenschein ausgestellt.“
    „Und der Mann, den sie dort verbrannten, das war noch immer Joseph Hattan?“
    „Aber natürlich, Sir! Er trug noch die rote Jacke und den Strick um den Hals. Ich sagte Ihnen doch schon, daß ich mich keine Sekunde von dem Sarg entfernt habe,“
    „Gäbe es eine Möglichkeit, daß Joseph Hattan trotzdem noch am Leben ist?“ fragte der Kommissar gedämpft.
    „No, Sir“, lachte Spencer Willow behäbig. „Da seien Sie mal beruhigt. Joseph Hattan kommt nicht wieder. Dafür verbürge ich mich mit Kopf und Kragen.“
    „Danke, Mr. Willow“, sagte Morry höflich und drückte ihm eine Zigarre in die Hand. „Sollten Sie einmal eine Gefälligkeit brauchen, so wenden Sie sich ruhig an mich. Es war ein großer Dienst, den Sie

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