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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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deiner Wohnung war. Denke, wir werden das verschweigen. Es ist am besten so.“
    Percy Coogan kehrte an den Tisch zurück. Seine schmierige Kappe warf er auf das nächste Fensterbrett. „Vielleicht hast du recht“, murmelte er tonlos. „Warum sollten wir den Cops viel erzählen. Wir wissen von nichts.“
    Ihr Gespräch verstummte. Sie hatten einander nichts mehr zu sagen. Bleiern schlichen die Minuten dahin. Unendlich langsam rückten die Zeiger auf Mitternacht vor. Von Uniformierten war noch immer nichts zu sehen.
    „Vielleicht hast du dich doch getäuscht“, murmelte der dicke Clift Murray mit einer zaghaften Hoffnung. „Es gibt sicher viele Frauen, die so aussehen wie Evelyn. Und der Tod verändert bekanntlich die Gesichter. Gib zu, daß du uns ein Märchen auf gebunden hast.“
    „No“, knurrte Jack Potter und deutete auf die Tür. „Da sind sie schon. Auf passen, Boys! Redet nicht soviel. Wartet ab, bis ihr gefragt werdet.“
    Sechs Augenpaare wandten sich unruhig der Tür zu. In sechs Gesichtern stand Bestürzung und Aufregung zu lesen. Beklommen sahen sie den nächsten Minuten entgegen. Hilfsinspektor Kirk ging langsam durch das Lokal. Zwei Sergeanten marschierten hinter ihm her. Sie trugen Uniform. In langsamer Prozession näherten sie sich dem Stammtisch.
    „Da sind Sie ja, Mr. Potter“, sagte Kirk förmlich. „Warum warteten Sie nicht am Hoxton Gate auf uns? Es wäre alles viel einfacher gewesen. Bisher konnten wir nur den Obsthändler Francis Miller vernehmen.“
    „Na und?“ brummte Jack Potter trotzig. „Das genügt doch. Ich kann auch nichts anderes sagen als er.“
    Hilfsinspektor Kirk zog sein Notizbuch hervor und stellte einige Fragen, die Jack Potter wahrheitsgemäß beantwortete. Es drehte sich in der Hauptsache darum, wie er die Tote aufgefunden hatte. Einen Hilferuf hatte er ja nicht gehört. Er war lediglich aus Gefälligkeit mit Francis Miller in den Neubau gegangen.
    „Erkannten Sie die Tote?“ fragte Hilfsinspektor Kirk plötzlich.
    Jack Potter zauderte ein paar Herzschläge lang. Er blickte hilfesuchend zu Percy Coogan hinüber. Der Reihe nach tastete er alle anderen Gesichter ab. Er wartete umsonst auf ein ermunterndes Zeichen. Niemand konnte ihm jetzt helfen. Er war ganz allein auf sich gestellt.
    „Erkannten Sie die Tote?“ fragte Kirk zum zweitenmal.
    „Ja, Sir!“ würgte Jack Potter dumpf hervor. „Ich hatte ja meine Taschenlampe dabei. Ich leuchtete den Körper und das Gesicht ab. Es war Evelyn Bloom.“  
    „Richtig!“ nickte Hilfsinspektor Kirk. „Es war Evelyn Bloom.“
    Nun wußten sie es alle. Auch Percy Coogan mußte es einsehen, ob er wollte oder nicht. Sein Gesicht verfärbte sich. In seine Augen trat ein gehetztes Flackern.
    „Es ist merkwürdig“, murmelte Kirk lauernd, „daß Evelyn Bloom gestern Abend noch inmitten Ihrer Runde war. Sie hatte ziemlich viel getrunken, wenn ich nicht irre. Wissen Sie, wohin die Frau nachher gegangen ist?“
    Nun war die Reihe an Percy Coogan, eine klare Antwort zu geben.
    „No, das wissen wir nicht, Sir“, stieß er hastig hervor. „Sie ist zwar mit uns weggegangen, aber wir haben sie draußen im Nebel aus den Augen verloren. Hätten wir natürlich gewußt, daß sie so verzweifelt war und ihrem Leben ein Ende setzen wollte, so hätten wir sie mitgenommen.“
    „Sie hat keinen Selbstmord verübt“, sagte Kirk leise.
    „Keinen Selbstmord verübt?“ wiederholte Percy Coogan mit zitternder Stimme. „Was soll das heißen, Sir? Drücken Sie sich bitte genauer aus.“
    „Evelyn Bloom wurde ermordet.“
    „Ermordet?“ fragte die Runde einstimmig. „Das ist doch nicht möglich, Sir. Wer sollte es auf diese unglückliche Frau abgesehen haben?“
    Hilfsinspektor Kirk musterte eindringlich die verschlagenen Gesichter ringsum. Er traute diesen Burschen nicht. Er durfte niemals erwarten, daß sie freiwillig die Wahrheit sagten. „Der Polizeiarzt konnte feststellen“, fuhr er langsam fort, „daß Evelyn Bloom genau das gleiche gräßliche Ende fand wie ihr Mann. Auch sie wurde erst erwürgt und dann in eine grobe Hanfschlinge gehängt. Der Doktor konnte die Würgespur am Hals einwandfrei feststellen. Überdies fanden wir Fingerabdrücke an der Handtasche der Toten. Raten Sie mal, von wem diese Fingerabdrücke stammen?“
    „Keine Ahnung!“ murmelte der Chor.
    „Von Joseph Hattan“, sagte Kirk rasch. „Wir hatten seine Karteikarte dabei. Wir konnten die Hautleistenbilder an Ort und Stelle vergleichen. Es gibt

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