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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überheblich.
    «Ich glaube, Ihre Befürchtungen sind übertrieben, Sir Eustace. Es wird keine große Gefahr für Sie in Johannesburg geben.»
    Die Frauen blickten ihn schmachtend an. Das ärgerte mich maßlos. Ich bin mindestens so tapfer wie Race, wenn ich auch nicht danach aussehe.
    «Ich darf wohl annehmen, dass Sie ebenfalls dort sein werden», sagte ich kühl.
    «Höchstwahrscheinlich. Vielleicht fahren wir zusammen hin.»
    «Vielleicht, aber es ist auch möglich, dass ich doch etwas länger bei den Fällen bleibe», entgegnete ich unverbindlich. Was geht es Race an, ob und wann ich nach Johannesburg fahre? Mir scheint, er ist hinter Anne her. «Was sind eigentlich Ihre Pläne, Miss Anne?»
    «Das hängt ganz davon ab…», kopierte sie mich.
    «Und ich dachte, Sie seien meine Sekretärin», warf ich ein.
    «Oh, ich bin überflüssig geworden. Sie haben doch jetzt Miss Pettigrew!»
     
    Donnerstagnacht
    Wir haben soeben Kimberley verlassen. Race wurde bedrängt, die Geschichte von dem Diamantendiebstahl nochmals in allen Einzelheiten zu wiederholen. Warum sind Frauen eigentlich so interessiert an allem, was mit Diamanten zusammenhängt?
    Endlich hat Anne Beddingfeld den Schleier ihres Geheimnisses gelüftet. Sie scheint eine Zeitungsreporterin zu sein. Heute früh hat sie ein ellenlanges Telegramm nach London gesandt. Nach all dem, was ich in der Nacht aus Mrs Blairs Abteil hörte, muss sie ihr eine ganze Artikelserie vorgetragen haben.
    Anscheinend ist sie die ganze Zeit hinter dem «Mann im braunen Anzug», her gewesen. Aber auf der Kilmorden hat sie ihn dennoch nicht erkannt. Nun, ich muss zugeben, dass sie auch wenig Gelegenheit dazu hatte. Doch jetzt ist sie eifrig beschäftigt mit einem Bericht mit dem Titel «Meine Reise mit dem Mörder an Bord», und natürlich erfindet sie Märchen über Gespräche, die sie mit ihm geführt haben will. Ich weiß, wie so etwas vor sich geht.
    Immerhin ist das Mädchen gescheit. Ganz auf eigene Faust hat sie herausgefunden, dass die Frau, die in meinem Haus ermordet wurde, eine russische Tänzerin namens Nadina ist. Ich habe Anne gefragt, ob sie ihrer Sache sicher sei. Sie meinte, es sei lediglich eine Schlussfolgerung. Doch der Zeitung hat sie es natürlich als feststehende Tatsache gekabelt. Frauen haben manchmal solche Intuitionen – ich zweifle nicht daran, dass Anne Beddingfeld völlig Recht hat –, aber es ist schon ein starkes Stück, das eine «Schlussfolgerung», zu nennen.
    Langsam geht mir Verschiedenes auf. Race sprach davon, dass die Polizei glaube, Rayburn sei nach Rhodesien geflohen. Möglicherweise hat er sich im Montag-Zug versteckt. Er ist zwar telegrafisch avisiert worden, und man hat keinen Menschen entdeckt, der auf seine Beschreibung passt, aber das will natürlich nichts heißen. Er ist ein listiger Bursche, und er kennt Südafrika zur Genüge. Wahrscheinlich hat er sich als altes Kaffernweib verkleidet, während die einfältigen Polizisten nach einem hübschen jungen Mann Ausschau hielten.
    Wie dem auch sei, Anne Beddingfeld ist hinter ihm her. Sie will ihm auf eigene Faust nachspüren und den Triumph für sich und das Daily Budget einheimsen. Die jungen Mädchen von heute sind sehr kaltblütig. Ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich ihr Benehmen für unweiblich halte – sie lachte mich nur aus. Ihr Glück sei gemacht, wenn sie ihn zur Strecke bringe, erklärte sie. Race gefällt diese Art auch nicht, das konnte ich deutlich sehen. Vielleicht fährt Rayburn sogar in unserem Zug mit? Dann kann es uns passieren, dass wir alle in unseren Betten umgebracht werden. Das sagte ich auch zu Mrs Blair, aber sie fand den Gedanken sehr spaßhaft und meinte, es wäre ein fabelhafter Treffer für Anne, wenn sie als Erste meine Ermordung dem Daily Budget melden könnte. Frauen sind brutal.

23
     
    Annes Bericht
    Die Fahrt nach Rhodesien war herrlich. Jeden Tag gab es etwas Neues zu sehen. Erst die prächtige Szenerie des HexRiver-Tales, dann die einsame Größe der Karru, und schließlich den weiten Horizont des Betschuanalandes. Suzanne erwarb an jeder Station eine ganze Kollektion der reizenden geschnitzten Holztiere, die die Eingeborenen zum Verkauf anboten, und ich musste einfach ihrem Beispiel folgen.
    Suzannes Staunen, als ich in Kapstadt plötzlich in ihrem Abteil erschien, war unvorstellbar. Doch erst, als wir in unseren Betten lagen, konnten wir uns aussprechen. Dafür dauerte die Unterhaltung die halbe Nacht.
    Mir war klar, dass ich nun nicht

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