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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nur eine Angriffs-, sondern auch eine Verteidigungstaktik planen musste. Solange ich mit Sir Eustace und Colonel Race reiste, war ich einigermaßen in Sicherheit. Beide waren gewichtige Persönlichkeiten, und meine Feinde würden wohl kaum wagen, hier in ein Wespennest zu stechen. In der Nähe von Sir Eustace blieb ich auch gewissermaßen in Verbindung mit Guy Pagett – und Pagett war der Mittelpunkt, um den sich alles drehte. Ich habe Suzanne gefragt, ob sie ihn für den mächtigen Colonel halte. Seiner untergeordneten Stellung nach war das zwar unwahrscheinlich, doch war mir ein paarmal aufgefallen, dass sich Sir Eustace stark von seinem Sekretär beeinflussen lässt. Die scheinbare Bedeutungslosigkeit dieser Stellung mochte eine gute Tarnung sein.
    Doch Suzanne verwarf diese Überlegung. Sie konnte nicht glauben, dass ein Guy Pagett der leitende Kopf eines solchen gewaltigen Unternehmens war. Ihrer Meinung nach hielt sich der «Colonel», viel mehr im Hintergrund und war wohl schon lange vor uns in Südafrika.
    Es sprach vieles für ihre Auffassung, und dennoch befriedigte sie mich nicht ganz, denn jedes Mal, wenn etwas Verdächtiges geschah, war Pagett daran beteiligt. Allerdings fehlte ihm die Autorität, die man bei einer leitenden Persönlichkeit voraussetzen dürfte.
    «Vielleicht ist er auch nur der Großwesir des Allerhöchsten», sagte ich, als ich an diesem Punkt angelangt war. «Ich wüsste übrigens gerne, wie Sir Eustace sein Vermögen gemacht hat.»
    «Verdächtigst du ihn schon wieder?»
    «Nicht unbedingt, aber immerhin ist er Pagetts Herr und Meister, und außerdem gehört ihm das Haus zur Mühle.»
    «Ich weiß, dass er nicht gern über sein Geld spricht», meinte Suzanne nachdenklich. «Aber das bedeutet nicht unbedingt Verbrechen – eher hat er ein sensationelles Haarwuchsmittel auf den Markt gebracht.»
    Auch von Pagetts Schuld war Suzanne noch immer nicht restlos überzeugt. Ich mochte jedoch nicht mehr mit ihr darüber streiten, denn es gab Vordringlicheres zu besprechen.
    Es schien notwendig, dass ich mich endlich zu irgendeiner Position bekannte, denn ich konnte nicht länger allen Fragen über meine Absichten ausweichen. Die Lösung dieser Schwierigkeit lag klar auf der Hand: das Daily Budget! Mein weiteres Schweigen konnte Harry Rayburn nichts mehr nützen; er war bereits ohne mein Zutun überall als der «Mann im braunen Anzug», bekannt. Am ehesten half ich ihm noch, indem ich mich scheinbar gegen ihn stellte. Der «Colonel», und seine Leute durften nicht wissen, dass zwischen mir und dem Mann, den sie als Sündenbock für den Mord in Marlow ausersehen hatten, eine Freundschaft bestand.
    Soviel mir bekannt war, hatte man die Frau im Haus zur Mühle noch nicht identifiziert. Ich würde Lord Nasby kabeln, dass es sich um die russische Tänzerin Nadina handle, die über eine so lange Zeit in Paris Triumphe gefeiert hatte. Eigentlich schien es mir ganz unfassbar, dass niemand sie erkannt haben sollte. Später erst erfuhr ich die Gründe: Nadina war nie in England aufgetreten und dem Londoner Publikum daher unbekannt. Die Aufnahmen, die man von dem Opfer in Marlow gemacht hatte, waren wie üblich verzerrt. Und Nadina hatte keinem Menschen gegenüber ihre Reise nach England erwähnt. Am Tag nach dem Mord hatte ihr Manager einen Brief erhalten, in dem sie ihm mitteilte, sie müsse aus privaten Gründen dringend für kurze Zeit nach Russland.
    Ich sandte also ein langes Telegramm an das Daily Bu d get. Wie ich hinterher erfuhr, wurden meine Angaben geprüft und für richtig befunden, und die Zeitung veröffentlichte sie als die Sensation des Jahres. Die Artikel selbst gerieten erst viel später in meine Hände, doch in Bulawajo erreichte mich ein Telegramm. Lord Nasby gratulierte mir höchstpersönlich, nahm mich in den Stab seiner Mitarbeiter auf und übertrug mir offiziell die Jagd nach dem Mörder. Und ich, nur ich allein wusste, dass Harry Rayburn nicht der Mörder war! Doch mochte die Welt glauben, was sie wollte, für den Moment war es so am besten.

24
     
    Am Samstagvormittag trafen wir in Bulawajo ein. Die Stadt gefiel mir gar nicht; es war entsetzlich heiß und das Hotel scheußlich. Sir Eustace war ebenfalls schlechter Laune. Ich glaube, unsere Holztiere ärgerten ihn, besonders die große Giraffe. Wir hatten unsere liebe Mühe mit ihnen, denn natürlich konnten wir sie nicht allein schleppen. Colonel Race half uns nach Kräften, und die große Giraffe drückte ich Sir Eustace in

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