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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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genauestens auszuführen. Sie begleitete mich zum Bahnhof und verabschiedete sich tief besorgt.
    Am nächsten Morgen erreichte ich meinen Bestimmungsort. Ein unbekannter Mann erwartete mich und brachte mich zu einem Wagen. In der Ferne grollte Kanonendonner. Wir fuhren zu einem etwas baufälligen Haus am Stadtrand. Der Mann führte mich durch eine schäbige Halle und öffnete eine Tür.
    «Die junge Dame, die Mr Harry Rayburn zu sehen wünscht», meldete er mich an und grinste.
    Ich trat in einen spärlich möblierten Raum. Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann und schrieb. Er blickte auf.
    «Du liebe Zeit», sagte er, «das ist doch Miss Beddingfeld!»
    «Verzeihen Sie bitte die Frage», sagte ich kühl, «aber soll ich Sie nun mit ‹Reverend Chichester› oder mit ‹Miss Pettigrew› anreden?»
    «Wie es Ihnen beliebt. Ich habe allerdings gerade meine Unterröcke ausgezogen. Wollen Sie nicht Platz nehmen?»
    Ruhig zog ich einen Stuhl heran.
    «Sie verstehen es wirklich großartig, in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen», sagte ich anerkennend. «Solange Sie Miss Pettigrew spielten, hatte ich Sie nie im Verdacht, nicht einmal damals in Kapstadt, als Sie vor Schreck über mein Erscheinen im Zug Ihren Bleistift zerbrachen.»
    Auch diesmal hielt er wieder einen Bleistift in der Hand und klopfte damit ärgerlich auf den Tisch.
    «Das ist alles gut und schön, Miss Beddingfeld, doch wir müssen zum Geschäft kommen. Vielleicht ahnen Sie bereits, weshalb wir Sie unbedingt hier haben wollten.»
    «Ich muss schon um Entschuldigung bitten», sagte ich liebenswürdig, «aber ich spreche über Geschäfte prinzipiell nur mit dem Chef. Ich denke gar nicht daran, mit Untergebenen zu verhandeln. Sie würden sich viel Ärger ersparen, wenn Sie mich gleich zu Sir Eustace Pedler führen würden.»
    «Zu…?» Er war sprachlos.
    «Ja», wiederholte ich, «zu Sir Eustace Pedler.»
    Er eilte aus dem Zimmer. Als er zurückkehrte, hatte sich sein Ton wesentlich geändert.
    «Wollen Sie bitte mit mir kommen, Miss Beddingfeld?»
    Ich folgte ihm die Treppe hinauf. Er klopfte an eine Tür, worauf ein kurzes «Herein!», erscholl und ich gelassen eintrat.
    Sir Eustace Pedler sprang auf, um mich herzlich und lächelnd wie immer zu begrüßen.
    «Miss Anne – wirklich, ich freue mich, Sie zu sehen.» Warm drückte er mir die Hand. «Setzen Sie sich bitte. Hat Sie die Reise nicht ermüdet?»
    Er nahm mir gegenüber Platz, immer noch strahlend und lächelnd. Das verwirrte mich einigermaßen, denn er wirkte so vollkommen natürlich und ungezwungen.
    «Sehr richtig von Ihnen, dass Sie verlangten, direkt zu mir geführt zu werden», sagte er munter. «Minks ist ein Narr – ein ganz guter Schauspieler, aber trotzdem ein Narr. Das war Minks, den Sie eben sahen.»
    «Wirklich?», erwiderte ich schwach.
    «Und nun lassen Sie uns Tatsachen besprechen, meine Liebe», fuhr er fort. «Seit wann wissen Sie, dass ich der ‹Colonel› bin?»
    «Leider erst seit dem Moment, da mir Mr Pagett in aller Harmlosigkeit verriet, dass er Sie in Marlow sah zu einer Zeit, als Sie eigentlich an der Riviera sein sollten.»
    «Ja, und dem Trottel ist nicht mal aufgegangen, was das zu bedeuten hatte. Alle seine Gedanken kreisten nur darum, ob ich ihn gesehen hätte. Keinen Augenblick überlegte er, was ich eigentlich in Marlow zu suchen hatte. Das Ganze war wirklich großes Pech für mich, und dabei war alles so sorgfältig geplant! Ich hatte ihn nach Florenz geschickt und im Hotel hinterlassen, dass ich für einen oder zwei Tage nach Nizza fahren würde. Und als der Mord entdeckt wurde, befand ich mich längst an der Riviera, ohne dass auch nur ein Mensch ahnte, dass ich nicht die ganze Zeit dort war.»
    Immer noch sprach er vollkommen ungezwungen. Ich musste mich in den Arm kneifen, um zu merken, dass ich nicht bloß träumte – dass der Mann mir gegenüber wirklich und wahrhaftig der lang gesuchte Verbrecher war.
    Ich ließ die Geschehnisse noch einmal an mir vorüberziehen. «Sie waren es also», sagte ich langsam, «der mich auf der Kilmorden über Bord zu werfen versuchte. Und Ihnen ist Pagett gefolgt.»
    Er zuckte mit den Schultern. «Es tut mir Leid, meine Liebe, wirklich sehr Leid! Ich habe Sie immer gern gemocht, aber Sie sind mir überall in den Weg getreten. Ich konnte Sie doch nicht meine ganzen Pläne durchkreuzen lassen.»
    «Großartig haben Sie das in jener Nacht an den Victoriafällen gemacht», sagte ich. «Ich hätte jeden Eid darauf

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