Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
vielerlei Hinsicht helfen könnten. Die Arbeit würde Ihnen die Gelegenheit geben, Einblick in alle möglichen Vorgänge im Unternehmen zu nehmen, und Sie könnten sehen, wozu Sie am besten geeignet sind. Wer weiß? Vielleicht könnten Sie ja etwas lernen.« Die letzten Worte wurden mit einem Versuch zur Scherzhaftigkeit und eigener Geringschätzung gesprochen, was Hopkins überhaupt nicht entsprach. Mit einem gewissen Unbehagen stand er auf und schenkte sich noch ein Glas ein.
»Bestimmt könnte ich da viel lernen«, sagte Tom. »Das wäre eine großartige Gelegenheit.«
Hopkins stand mit dem Rücken zu ihm da und tat Eis in sein Glas. Als er sich umdrehte, war seine Frische zurückgekehrt, und er schien wieder der Alte zu sein. »Ich werde morgen früh mit Ogden darüber sprechen«, sagte er. »Mal sehen, was wir da finden. Es wird nun leider schon spät – Ihre Frau wird zornig auf mich sein. Danke, dass Sie gekommen sind. Es war sehr nett von Ihnen, mir Ihren Abend zu schenken.«
Als Tom an dem Abend zur Grand Central Station kam, kaufte er sich eine Zeitung für die Bahnfahrt nach Hause. Auf der ersten Seite stand ein Artikel über die Heirat von Susan Hopkins mit Byron Holgate, dessen Alter mit achtundvierzig angegeben wurde, der aber auf dem Bild daneben viel älter aussah. Nachdem Tom den Artikel gelesen hatte, legte er die Zeitung zusammen und dachte auf der ganzen Fahrt nach South Bay über Hopkins nach. Als er nach Hause kam, war Betsy noch auf. »Hopkins möchte, dass ich beim Komitee für psychische Gesundheit aussteige und sein persönlicher Assistent werde«, sagte er.
»Ach, das ist wundervoll!«, antwortete sie. »Eine großartige Gelegenheit! Das muss ja heißen, dass er dich mag.«
»Wahrscheinlich.«
»Du klingst nicht gerade begeistert.«
»Ich weiß auch nicht«, sagte Tom. »Ich bin am Überlegen. Es ist ja schon eine großartige Gelegenheit – daran besteht kein Zweifel. Aber ich weiß nicht so recht, ob ich eine Stelle angeboten haben will, nur weil einer mich mag. Ich weiß nicht, ob das eine gute Sache ist.«
»Was meinst du damit?«
»Ich möchte nicht von einer Freundschaft abhängig sein. Ich möchte das Gefühl haben, dass ich immer, wenn ich eine Stelle kündigen will, oder jederzeit, wenn mein Chef stirbt oder in Rente geht, zwei Türen weiter gehen und was genauso Gutes oder Besseres bekommen kann. Es ist nicht klug, von einer Freundschaft abhängig zu sein – zu riskant.«
»Wie kommst du darauf, dass er dich aus freundschaftlichen Gründen einstellen will? Die Rede, die du geschrieben hast, hat ihm doch gefallen. Er denkt bestimmt, dass du der beste Mann für die Stelle bist.«
»Ich weiß nicht«, sagte Tom. »Er hatte noch nie einen persönlichen Assistenten. Und so, wie er heute Abend war – es ist schwer zu erklären. Er hat versucht, etwas für mich zu tun.«
»Und daran ist etwas nicht gut?«
»Nein – ich sollte dankbar sein. Aber ich weiß nicht, was er für mich überhaupt tun kann. Für ein Kind, ja – man kann dafür sorgen, dass ein Kind eine gute Ausbildung erhält und so weiter und so fort. Aber für einen anderen Mann, nein. Denn was könnte Hopkins schon für mich tun? Mich weiter als Ghostwriter beschäftigen? Als Vollzeitarbeit würde mir das nicht gefallen. Ghostwriter ist nichts Unehrenhaftes, aber schon beim Gedanken daran wird mir unbehaglich. Ich bin nicht gern der Schatten eines anderen. Soll ich ihn um eine Spitzenstelle in der Geschäftsleitung bitten? Ich wüsste nicht, was ich damit anfangen sollte, wenn ich sie bekäme. Ich werde wohl alt oder so was – allmählich erkenne ich meine Grenzen. Ich bin kein guter Manager – jedenfalls verglichen mit Leuten wie Hopkins oder Ogden. Und ich werde es nie sein, und der Hauptgrund dafür ist, dass ich es nicht will. Das klingt jetzt ein bisschen blöd, aber ich glaube, man kann nicht ins Spitzenmanagement, ohne das halbe Leben lang jedes Wochenende gearbeitet zu haben, und ich möchte meine Wochenenden doch lieber mit dir und den Kindern verbringen.«
»Manche gute Manager arbeiten nicht die ganze Zeit.«
»Einige wenige – verdammt wenige. Heutzutage ist es bei ihnen Mode, so zu tun, als arbeiteten sie nicht so hart. Schließlich ist die Leitung eines jeden Großunternehmens unglaublich harte Arbeit. Weißt du, was ein guter Manager machen muss? Er muss tausend Details im Kopf haben, und alle gleichzeitig, und er muss Leute führen können. Was glaubst du wohl, warum Hopkins so groß
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