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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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Sie sind an einer wichtigen Etappe Ihrer Karriere. Wie alt sind Sie?«
    »Dreiunddreißig.«
    »Das ist ein wichtiges Alter. In den nächsten sechs, sieben Jahren sollten Sie wirklich wissen, wo Sie hinwollen.«
    »Glauben Sie, bei dem Komitee für psychische Gesundheit wird es viele Möglichkeiten geben?«
    »Ja – in gewisser Hinsicht. Natürlich gibt es bei solchen Dingen immer eine Grenze. Organisationen, die kein Geld verdienen, bezahlen nie viel, und die großen Planungen werden von Freiwilligen gemacht. Bei so etwas gibt es immer Grenzen, wie weit man als Angestellter kommen kann.«
    »Was meinen Sie also, was ich tun sollte?«
    »Ich weiß auch nicht«, sagte Hopkins nachdenklich. »Das hängt doch wohl davon ab, was Sie wollen. Ist Ihnen Geld wichtig?«
    »Ja.«
    »Ich könnte mich in der Firma umsehen, ob es vielleicht eine Stelle für Sie gibt.«
    »Das würde mich sehr freuen«, sagte Tom. Unter Hopkins’ freundlichem, aber stetem Blick war er so angespannt wie vor einem Fallschirmsprung.
    »Die Geschäftswelt ist anders als damals, als ich jung war«, sagte Hopkins. »Sie ist härter, und der Wettbewerb ist größer.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Als junger Mann muss man den richtigen Start haben. Ideal wäre eine Arbeit, bei der immer ein wenig mehr erwartet wird, als man bringen kann, aber nicht so viel, dass man zu überlastet ist. Eine Arbeit sollte einen immer an seine Grenzen bringen. So lernt man etwas.«
    »Kann ich mir denken«, wiederholte Tom.
    »Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeiten ein? Was mögen Sie am liebsten? Wenn Sie sich eine Branche aussuchen könnten, was würden Sie nehmen?«
    Es entstand eine Pause, in der Tom überlegte, ob er es mit der Ehrlichkeit bis zur Selbstabwertung treiben sollte. Ich kann ihm nichts vormachen, dachte er – einer wie er lässt sich nichts vormachen. Am besten sage ich ihm die Wahrheit. »Ich weiß nicht, wo meine Fähigkeiten liegen«, sagte er. »Aber ich würde es gern herausfinden. Leider sind die Seiten des Fernsehgeschäfts, die mir richtig Spaß machen, wohl diejenigen, über die ich am wenigsten weiß, und wenn ich da einsteigen würde, würden sie mir vielleicht gar nicht so gefallen, wie ich mir’s vorstelle.«
    »Welche sind das?«
    »Ich würde gern die Nachrichten analysieren«, sagte Tom, verblüfft über sich selbst. »Ich würde gern die Nachrichten untersuchen und meine Meinung dazu sagen. Dabei weiß ich, dass ich für so eine Arbeit überhaupt nicht qualifiziert bin.«
    Hopkins lächelte trocken. »So wie ich Schauspieler werden wollte«, sagte er. »Wenn Sie Nachrichtenkommentator werden wollten, müssten Sie wohl leider eine lange Lehrzeit bei einer Zeitung absolvieren, und dazu würde eine längere Stimmausbildung gehören. Es gibt nicht viele Stellen für Nachrichtenkommentatoren – und auf jede kommen mindestens hundert Bewerber.«
    »Ich weiß«, sagte Tom, »aber Sie haben mich gefragt, was ich richtig gern täte, und das ist mir dann eingefallen. Ich habe auch noch gar nicht darüber nachgedacht. Offen gestanden habe ich einfach immer nur genommen, was ich bekommen konnte.«
    »Wenn Sie wirklich Nachrichten vermitteln wollten und auch bereit wären, die nötige Zeit und Mühe dafür reinzustecken, dann könnten Sie es wohl auch«, sagte Hopkins. »Aber leider ist die Arbeit nicht so gut, wie Sie denken. Sie ist vergleichsweise schlecht bezahlt, und wenn Sie nicht gerade etwas Besonderes sind, ist viel Routine dabei.«
    »Ich weiß«, sagte Tom. »Bei mir ist es wohl nur ein Fall von den Kirschen in Nachbars Garten.«
    Eine Pause entstand, in der Tom seine Offenheit bereute. Ich habe mich zum Trottel gemacht, dachte er. Ich hätte ihm sagen sollen, am liebsten würde ich ein guter Bürokaufmann werden. Das ist ein Gebiet, auf dem er mir wirklich helfen könnte. Noch immer lag Hopkins’ Blick auf ihm. Er war verstörend, dieser stete, unverhohlene Blick, die Augen müde, das ganze Gesicht erschöpft, und dennoch so seltsam intensiv und freundlich.
    »Wie würde es Ihnen gefallen, mein persönlicher Assistent zu sein?«, fragte Hopkins plötzlich.
    »Was?«
    »Ich meine, nicht nur bei dieser Sache mit der psychischen Gesundheit – jemand, der mir bei allem hilft, was ich mache. Ich habe eigentlich gar keinen. Walker ist in der Werbung, und Ogden wird schon bald Vizepräsident. Ich hatte noch nie einen persönlichen Assistenten – ich wollte auch nie einen. Aber ich mag ihre Ehrlichkeit, und ich glaube, dass Sie mir in

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