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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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gebildet ist, in allen Medien präsent ist, und ich möchte, dass das vollständige Komitee einen Monat nach der Sitzung des Sondierungskomitees steht. Sie müssen also schnell sein.«
    »Das schaffen wir«, erwiderte Tom.
    Hopkins lächelte. »Danke, Tom.«
    Tom stand auf, um zu gehen. Zu seiner Überraschung sagte Hopkins aber noch: »Nur keine Eile. Setzen Sie sich wieder und trinken Sie ein Glas.«
    »Gern«, erwiderte Tom und setzte sich hin. »Gern.« In Erwartung weiterer Anweisungen das Komitee für psychische Gesundheit betreffend zog er seinen Block aus der Tasche und hielt ihn bereit.
    »Stecken Sie das wieder weg«, sagte Hopkins, und dann mit einem ungewöhnlichen Zögern in der Stimme: »Ich weiß auch nicht, ich dachte gerade, es wäre nett, sich noch ein wenig zu unterhalten.«
    »Natürlich«, sagte Tom, merkwürdig verlegen. Ein Moment der Stille entstand. Hopkins stand auf, mixte zwei kräftige Highballs und reichte einen Tom. Tom war verblüfft, dass er so schnell trank. Die Stille wurde peinlich.
    »Haben Sie Kinder?«, fragte Hopkins unvermittelt.
    »Ja«, sagte Tom.
    »Wie viele?«
    »Drei.«
    »Das ist eine schöne Familie«, sagte Hopkins. Er mixte sich noch einen Drink, dann streckte er sich zu Toms Verblüffung auf dem Sofa aus. Er schien Tom geradezu anzustarren – nie nahm er den Blick von ihm. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den Tom noch nie bei ihm gesehen hatte: von Erschöpfung, Verwirrung und, was nicht so recht passen wollte, großer Freundlichkeit.
    »Arbeiten Sie gern für dieses Komitee für psychische Gesundheit?«, fragte Hopkins nach einer weiteren peinlichen Schweigeperiode.
    »Ja«, sagte Tom. »Sehr gern.«
    »Welche Pläne haben Sie?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Tom. »Ich möchte meine Arbeit machen, so gut ich kann, und dann sehe ich mal, was kommt.«
    »So ist es am besten. Als ich in Ihrem Alter war, hatte ich auch keine Pläne – ich dachte immer nur an die Arbeit, die gerade anstand.«
    Eine weitere Schweigeperiode entstand, in der Hopkins offenbar nachdachte, aber nicht ein einziges Mal nahm er den Blick von Toms Gesicht.
    »Ich hatte einmal einen Sohn«, sagte Hopkins plötzlich. »Er ist im Krieg gefallen.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte Tom, obwohl er es schon vorher einmal gehört hatte.
    »Waren Sie im Krieg?«
    »Ja.«
    »Damals im Ersten Weltkrieg war ich Leutnant, aber ich bin dann doch nicht nach Übersee gekommen. Der Krieg war ungefähr zwei Tage nach meiner Ernennung zu Ende.«
    »Da haben Sie aber Glück gehabt.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Hopkins.
    Tom trank einen Schluck. Er war angespannt und wachsam und sich schrecklich bewusst, dass es wichtig war, dass Hopkins ihn mochte.
    »Wie sind Sie dazu gekommen, sich für die Arbeit für das Komitee für psychische Gesundheit zu interessieren?«, fragte Hopkins abrupt.
    Tom wollte gerade sagen: »Ich habe mich schon immer für psychische Gesundheit interessiert«, aber dann fiel ihm ein, wie lächerlich das schon beim letzten Mal geklungen hatte. Ich habe mich entschlossen, immer ehrlich mit ihm zu sein, dachte er, und das soll auch jetzt so sein. Laut sagte er: »Ich habe bei der Schanenhauser-Stiftung gearbeitet. Ich brauchte mehr Geld, und ein Freund hat mir gesagt, in Ihrer Werbeabteilung würde eine Stelle frei. Ich habe mich beworben, und dann hat Mr Walker mich hierhergelotst.«
    »So habe ich auch beim Radio angefangen«, sagte Hopkins. »Nachdem ich die Armee verlassen hatte, arbeitete ich einige Jahre in einer Maklerfirma, das fand ich schrecklich. Ein Freund erzählte mir, eine Zeitschrift stelle Leute ein. Ich ging hin, und sie hatten nichts für mich, aber der Mensch von der Personalabteilung sagte, im selben Gebäude werde gerade ein Rundfunkunternehmen gegründet. Da bin ich hin und wurde gleich eingestellt.«
    Wieder eine Pause. »Als Junge wollte ich Schauspieler werden«, fuhr Hopkins fort, »Shakespeare-Schauspieler. Das war ungefähr fünf Jahre lang mein Ehrgeiz. Ich habe es bei allen Stücken an der Highschool versucht, aber ich war nicht besonders gut, und so haben sie mich immer zum Inspizienten gemacht.«
    »Ich glaube, ich habe nie gewusst, was ich mal werden will«, warf Tom ein.
    »Ich frage mich, ob dieses Projekt mit der psychischen Gesundheit das Richtige für Sie ist«, sagte Hopkins nachdenklich. »Ich finde, Sie haben eine Menge Fähigkeiten. Sie betrachten die Dinge geradeaus – es hat mir gefallen, wie Sie die Rede auf die Füße gestellt haben. Und

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