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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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waren, das wie ein Armee-Schiffchen geformt war. Quer über dem dicken Nacken, nur so eben über dem Kragen sichtbar, verlief eine dünne weiße Narbe. In den hängenden schmalen Schultern und der tiefen Stimme lag etwas verblüffend Vertrautes. Tom trat zur Seite, um ihn besser sehen zu können, aber dann wurde der Fahrstuhl voll, und er konnte sein Gesicht nicht von vorn sehen.
    »Stockwerk, bitte?«, wiederholte der Mann, als die Leute in die Kabine strömten. »Stockwerk, bitte?«
    »Sechsunddreißig«, sagte Tom. Der Mann drehte sich ihm zu, und ihre Blicke begegneten sich. Das Gesicht des Fahrstuhlführers war fett, fast rund, und er trug einen schmalen, adretten Schnurrbart, der nicht dazu passen wollte. Seine Augen waren schwarz und unbewegt. Er starrte Tom mehrere Sekunden lang an. Es mochte ein rasch unterdrücktes Aufleuchten des Erkennens gegeben haben, aber Tom war sich nicht sicher. Das Gesicht wirkte teilnahmslos. Tom schaute weg. Die Türen rumpelten zu, und die Maschine schoss nach oben. Ein Augenblick der Stille trat ein, bevor sie anhielt, dann rumpelten die Türen auf. Tom wollte hinaus.
    »Das ist zwanzig«, sagte der Fahrstuhlführer mit seiner tiefen Stimme.
    Tom trat zurück in den Fahrstuhl. Als er ihn auf seiner Etage verließ, war er merkwürdig durcheinander. Ein Stück den Flur entlang sah er eine Herrentoilette und ging hinein, um sich das Gesicht zu waschen und die Haare zu kämmen, bevor er zu Walker hineinging. Es war absurd, einer Zufallsbegegnung mit einem Fahrstuhlführer eine solche Bedeutung beizumessen. Selbst wenn er ihn gekannt hätte, was würde das schon ändern?
    Wenige Minuten später fand Tom Walker wie immer auf seinem verstellbaren Stuhl liegend vor. Vor Walkers Schreibtisch saß ein gut aussehender, kantiger Mann, den Walker ihm als Bill Ogden vorstellte. Ogden gab Tom ziemlich steif die Hand und sagte während des weiteren Gesprächs fast nichts. Anscheinend war er einfach nur als Beobachter dabei.
    »Wir haben uns Ihre Qualifikationen angesehen und sind nun bereit, über weitere Details zu sprechen«, sagte Walker und lächelte fröhlich. »Ich glaube, ich beginne am besten, indem ich sage, dass die Stelle in der Public-Relations-Abteilung, die wir erwägen, kein gewöhnlicher Job ist. Wir stellen uns einen jungen Mann vor, der mit Mr Hopkins, dem Vorsitzenden des Unternehmens, an einem speziellen Projekt arbeitet …«
    Er machte eine Pause und erwartete offenbar, dass Tom etwas sagte. »Das klingt sehr interessant«, sagte Tom.
    Walker nickte. »Auch wäre diese Stelle eigentlich nicht bei United Broadcasting, nur in einem rein technischen Sinn. Sie würden direkt für Mr Hopkins an einem Außenprojekt arbeiten, das mit dem Unternehmen nichts zu tun hat. Wir glauben, Sie könnten dafür geeignet sein, weil Sie eng mit den Stiftungen zusammenarbeiten würden. Wir hoffen, dass das Projekt irgendwann von den Stiftungen unterstützt wird.«
    »Und was für ein Projekt ist das nun?«
    »Mr Hopkins wurde gebeten, ein nationales Komitee für psychische Gesundheit zu gründen«, sagte Walker.
    Es folgte eine kurze Stille, in der Tom ein Feuerwehrauto hörte, das, weil alle Sirenen für Fliegeralarm vorgesehen waren, seiner Sirene beraubt weit unten auf der Straße dahingluckste und dabei ein schrilles, allerdings wenig sirenenartiges mechanisches Getröte ausstieß. »Ein Komitee für psychische Gesundheit?«, fragte er blöde.
    »Mr Hopkins plant, vierzig oder fünfzig nationale Kapazitäten aus vielen verschiedenen Bereichen zusammenzubringen und ein Programm zu entwickeln, mit dem Menschen in den gesamten Vereinigten Staaten ermuntert werden sollen, etwas für ihre psychische Gesundheit zu tun«, sagte Walker.
    »Was denn für ein Programm?«, fragte Tom ungläubig.
    »Das wissen wir noch nicht. Vielleicht wird es eine Aktion für bessere Nervenkliniken oder psychische Beratungszentren. Etwas, was Ähnliches für psychische Gesundheit wie die Kampagne gegen Polio bewirken könnte.«
    »Scheint mir eine gute Idee zu sein«, sagte Tom, der merkte, dass Begeisterung von ihm erwartet wurde.
    »Mr Hopkins möchte also einen jungen Mann, der ihn bei den Recherchen für die Reden unterstützt, die er wird halten müssen, um das Projekt vom Stapel zu lassen. Später wird er einen brauchen, der ihm dabei hilft, einen Prospekt für eine Organisation zu entwerfen und die Leute zusammenzubringen. Haben Sie Interesse?«
    »Allerdings!«, sagte Tom energisch. »Für psychische

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