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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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drei Autos. Das alles konnte er sich schon vor langer Zeit leisten und könnte es auch weiter, wenn er morgen aufhören würde zu arbeiten. Weshalb arbeitet er also weiter fünfzehn, zwanzig Stunden täglich?«
    »Hat wohl nicht alle Tassen im Schrank«, sagte Tom.
    »Von wegen! Das arme Schwein will Ruhm! Und er ist in der Lage, ihn sich zu kaufen. Also bestellt er Ogden und Walker zu sich und sagt: ›Jungs, macht mich berühmt. Heute in einem Jahr will ich berühmt sein, oder ihr seid gefeuert!‹«
    »Ach, komm«, sagte Tom lachend. »Das ist doch Blödsinn, und das weißt du verdammt genau.«
    »Vielleicht läuft es ja nicht ganz so«, sagte Bill, dem die Sache offensichtlich Spaß machte. »Er würde sagen: ›Meine Herren, ich glaube, um des Unternehmens willen sollten die leitenden Angestellten ihren eigenen Public Relations mehr Aufmerksamkeit widmen, und ich hoffe, wir können in naher Zukunft etwas ausarbeiten.‹«
    »Ich möchte doch bezweifeln, dass ein Mann in seiner Position so etwas sagt.«
    »Okay – dann sei eben ein Haarspalter. Tatsächlich wäre es wohl so, dass jemand anregt, Hopkins könnte doch einem Komitee für psychische Gesundheit vorstehen – Leute wie er werden ständig um so was gebeten. Meistens lehnen sie ab. Aber diesmal glaubt Hopkins, er hat die Chance, ins nationale Rampenlicht zu treten. Mit einem hast du recht – er würde niemals etwas darüber sagen. Das müsste er auch gar nicht. Er würde Ogden und Walker zu sich rufen, und die werden dafür bezahlt, dass sie wissen , was er denkt, ohne dass man es ihnen sagt. Als Einziges würden sie alle sagen, dass es die Pflicht eines jeden Bürgers ist, etwas gegen die Probleme mit der psychischen Gesundheit zu unternehmen. Die wären so nobel, dass einem schlecht wird. Aber dabei wüssten sie verdammt genau, dass sie es nur tun, um Hopkins ein Stück Publicity zu verschaffen, und genau das ist der Grund, dass du, mein Junge, auf der Gehaltsliste der United Broadcasting Corporation stehen wirst und dass jeder Cent, den Hopkins für dieses Projekt ausgibt, vom Spesenkonto seines Unternehmens kommt.«
    »Aber warum gerade psychische Gesundheit?«, fragte Tom. »Warum so ein Thema?«
    »Na, überleg doch mal. Was würdest du tun, um Hopkins berühmt zu machen? Den Erfolg, den er mit seinem Unternehmen hat, kannst du nicht hochspielen, weil das niemanden interessiert und weil Zeitungen und Zeitschriften nicht mehr als unbedingt nötig über Radio- und Fernsehunternehmen berichten – schließlich konkurrieren sie alle um die Werbeeinnahmen. Du musst was aus seinem Privatleben nehmen, nicht aus dem Geschäft. Und du kannst ihn nicht Revuetänzerinnen heiraten oder einen Preis beim Wasserski gewinnen lassen – es muss was Seriöses sein. Was würdest du tun?«
    »Na schön, ich gebe dir die Antwort, die du hören willst«, sagte Tom. »Ich würde ihm raten, ein nationales Komitee für psychische Gesundheit oder irgendeine andere gemeinnützige Sache anzufangen, und ich würde es nach allen Regeln der Kunst ausschlachten.«
    »Genau«, erwiderte Bill, trank sein Glas leer und bestellte noch eins. »Du würdest der neuesten Maxime der Public-Relations-Jungs folgen: ›Willst du gute Publicity, tu was Gutes!‹ Das ist alles sehr tiefgründig. Auch noch einen?«
    »Ich glaube, ich bleibe mal lieber nüchtern«, sagte Tom. »Und ich glaube auch, dass an deiner Theorie etwas nicht stimmt.«
    »Du wirst ein guter Public-Relations-Mann!«, sagte Bill bewundernd. »Du verteidigst ihn ja schon!«
    »Blödsinn!«, erwiderte Tom. »Ich will nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Du sagst, er macht es, weil er Publicity will – und dennoch hat er anscheinend sein ganzes Leben lang Publicity verabscheut. Bestimmt hätte er das schon längst haben können, wenn er gewollt hätte. Warum hat er so lange damit gewartet, und was hat seine Meinung geändert?«
    »Schon gut, schon gut, es könnte mehr dahinterstecken, als man so meint«, sagte Bill. »Vielleicht will er ja persönlich keine Publicity. Aber vielleicht sorgt sich der Verwaltungsrat über den schlechten Namen, den das Unternehmen bekommt, weil es seine Fernsehshows genauso schlecht macht wie die Radiosendungen. Seit einiger Zeit geht das Gerücht, dass United Broadcasting vor allem Geld machen will und die Verbesserung des Geistes nur halbherzig angeht. Das Unternehmen könnte natürlich die Programme verbessern, aber billiger wäre es, den ganzen Spitzenmanagern des Unternehmens zu

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