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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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Firma hierher verlagern. Wenn nicht, dauert’s nicht mehr lange, dann wedelt der Schwanz hier mit dem Hund in New York.«
    »Davon bin ich noch nicht ganz überzeugt«, sagte Hopkins. »Und das ist nicht die einzige Erwägung, die bei der Gründung einer Tochtergesellschaft eine Rolle spielt. Es gibt auch noch rechtliche Gesichtspunkte …«
    So lief das Gespräch weiter. Erst um neun Uhr war es zu Ende. »Kommt doch alle auf ein Glas mit zu mir«, sagte Potkin.
    »Nein«, erwiderte Hopkins. »Ich bin ein wenig müde. Es ist wohl besser, ich gehe ins Hotel und ruhe mich aus. Kommen Sie mit, Tom?«
    »Ja«, sagte Tom.
    Sie fuhren mit dem Taxi zum Hotel. Im Fahrstuhl sagte Hopkins: »Wollen Sie vor dem Schlafengehen noch auf ein Glas mit hereinkommen?«
    »Das wäre schön«, erwiderte Tom.
    Als sie in Hopkins’ Suite kamen, sah Tom, dass jemand vom Hollywooder Büro des Unternehmens all die Vorbereitungen getätigt hatte, die er selbst noch vor einem Monat in Atlantic City gemacht hatte. Auf dem Tisch stand eine große Vase mit langstieligen Rosen, im Schlafzimmer waren ein elektrischer Kühlschrank und ein Schränkchen mit einer kleinen Bar darin bereitgestellt. Tom hatte plötzlich den Verdacht, dass Hopkins nie um solche aufwendigen Vorkehrungen bat, sondern dass sie alle Ogdens Idee waren oder von einem, der ihm zu gefallen suchte, und dass Hopkins einfach zu höflich war, um sich dagegen zu wehren. Er wünschte, er könnte es herausfinden, aber es schien keine Möglichkeit zu geben, ihn danach zu fragen. Hopkins machte zwei Gläser Scotch on the rocks und streckte sich auf dem Sofa aus, wie er es an dem Abend getan hatte, als er und Tom sich unterhielten. Zu seinem wachsenden Unbehagen merkte Tom, dass Hopkins ihn erneut anstarrte. Auf seinem Gesicht lag dieselbe Mischung aus Müdigkeit und Freundlichkeit, derselbe unverwandte Blick. Nervös nippte Tom an seinem Glas.
    »Na, was meinen Sie?«, fragte Hopkins unvermittelt.
    »Wozu?«
    »Zu dem ganzen Unternehmen, über das wir gesprochen haben. Finden Sie, wir sollten eine getrennte, aber angeschlossene Organisation aufbauen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Tom. »Es hängt von so vielem ab …«
    »Sicher – jetzt können wir noch keine Entscheidung treffen. Wie fänden Sie es, wenn Sie hierherzögen und in diesem Bereich hier ein Jahr lang oder so arbeiteten?«
    »Was?«, fragte Tom voller Erstaunen.
    »Sie könnten mit Potkin arbeiten. Er hat in einem recht – dieser Geschäftszweig wird immer wichtiger. Wenn Sie ein, zwei Jahre darauf verwenden, dürften Sie eine Menge aufschnappen, was Ihnen nützen würde, wenn Sie dann wieder nach New York kämen.«
    Sofort fuhren Tom mehrere Gedanken durch den Kopf. Das ist seine Art, mich loszuwerden, wusste er plötzlich – diese Sache mit dem persönlichen Assistenten ist ihm ebenso unbehaglich wie mir. Aber trotzdem versucht er, etwas für mich zu tun – jetzt will er es aber aus der Ferne tun, per Fernsteuerung. Es ist eine großartige Chance, dachte er, aber was würde dann aus unserem Bauprojekt werden? Plötzlich erfüllten ihn all die Wirren eines Umzugs, des schnellstmöglichen Verkaufs des großmütterlichen Hauses und der Suche nach einer Bleibe in Hollywood. Aus diesem Tumult von Eindrücken drang ein einziges Wort: Nein. Aber er sagte es nicht. Vielmehr sagte er: »Gott, das ist aber ein ziemlich großer Schritt …«
    »Gefällt es Ihnen nicht?«
    Moment, dachte er. Wenn ich nein sage, wird er sich fragen, was zum Teufel er mit mir in New York anfangen soll. Dann bringe ich seine ganzen Pläne durcheinander. Wenn ich bockig bin, geht er vermutlich auf mich los. Das ist wie einen Tiger streicheln. »Ich weiß es nicht«, sagte er vorsichtig. »Ich bräuchte ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.«
    »Wollen Sie denn nicht das Geschäft lernen?«, fragte Hopkins ruhig, aber mit offensichtlichem Nachdruck.
    »Natürlich, doch …«, begann Tom. Dann hielt er inne und trank einen Schluck. Zum Teufel damit, dachte er. Es hat keinen Sinn, ihm etwas vorzuspielen. Ich habe bei ihm bisher immer mit offenen Karten gespielt, also mache ich das jetzt auch weiter. Einem wie ihm kann man ohnehin nichts vormachen. Er blickte auf und sah, dass Hopkins ihn mit großer Freundlichkeit anlächelte. Das klappt nicht, dachte Tom, und dann kamen die Worte aus ihm herausgesprudelt. »Schauen Sie, Ralph«, sagte er, wobei er den Vornamen unbewusst benutzte. »Ich glaube, ich will das Geschäft nicht lernen. Ich glaube

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