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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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wir jetzt mal ins Bett – ich muss morgen früh um acht los, damit ich’s zum Flugzeug schaffe.«
    »Acht Stunden«, sagte sie. »Wir haben noch acht Stunden – das ist immer noch ganz schön viel Zeit.«
    Verblüfft sah er sie an. Sie lächelte ihm zögernd zu. Es stimmte: Die Zeit war wieder kostbar geworden.

37
    Am nächsten Morgen war Tom schon vor Hopkins am Flughafen. Er wartete an dem Gate, wo Flug 227 angekündigt war. Wenige Augenblicke später sah er Hopkins auf ihn zukommen. Hopkins wirkte klein – ein fast zerbrechlicher Mann, wie er so durch den Terminal eilte, in der Hand eine riesige feste Ledertasche. »Guten Morgen, Tom!«, sagte er lebhaft. »Schön, dass Sie so kurzfristig mitkommen konnten!«
    »Überhaupt kein Problem«, erwiderte Tom, wobei er noch immer Hopkins’ Namen mied, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er nun »Ralph« zu ihm sagen sollte oder nicht. Sie bestiegen das Flugzeug, und Hopkins widerstand höflich den Bemühungen der Stewardess, seine Tasche ins Gepäckfach zu legen – sie war so groß, dass die Frau sie für einen Koffer hielt. Niemand in der Maschine erkannte Hopkins. Tom hatte sich so daran gewöhnt, dass man im United-Broadcasting-Gebäude in allem auf ihn einging, dass es für ihn ein Schock war, dass er wie jeder andere auch behandelt wurde. Hopkins störte das offensichtlich nicht – wenn überhaupt wirkte er verzagter und um Höflichkeit bemühter als jeder sonst im Flugzeug. Widerstandslos ließ er sich von dem Platz, auf den er zugesteuert war, wegdrängen, und als die Stewardess ihm Kaugummi anbot, sagte er: »Danke – vielen Dank, aber lieber nicht. Ich kaue keinen Kaugummi«, und lächelte entschuldigend in der fast schon absurden Sorge, sie gekränkt zu haben. Sie lächelte ihn an. So ein netter kleiner Mann, dachte sie.
    Tom setzte sich neben Hopkins. Noch bevor das Flugzeug losgefahren war, klappte Hopkins seine Tasche auf, zog einen dicken Bericht zwischen hellblauen Deckeln heraus und machte sich an die Lektüre.
    Als die Motoren röhrten und sie zur Startbahn rollten, blickte er kurz auf. »Das könnte Sie interessieren, Tom«, sagte er, beugte sich vor und nahm einen weiteren Bericht aus der Tasche. »Bill Ogdens Entwurf der Pläne für eine Tochtergesellschaft, die aus unseren Programmen Filme machen soll – er ist natürlich noch im vorläufigen Planungsstadium.«
    »Danke«, sagte Tom und nahm das Dokument entgegen. Als das Flugzeug die Startbahn entlangbrauste und abhob, öffnete er den Bericht. »Auf der Basis aller verfügbaren, freilich noch unvollständigen Daten könnte es von erheblichem Vorteil sein, eine Tochterfirma aufzubauen, statt zu versuchen, die Arbeit selbst zu machen«, las er. Er warf einen Blick aus dem Fenster. Sie waren schon auf einer Höhe von rund tausend Fuß. Er spannte die Schultern an, wollte unbewusst prüfen, ob das Fallschirmgeschirr fest genug saß, merkte dann, was er da tat, und lächelte in sich hinein. Er lehnte sich zurück und versuchte, sich auf Ogdens Bericht zu konzentrieren.
    Nachdem Hopkins zwei Stunden gelesen hatte, legte er sich die Tasche auf den Schoß und schrieb mit Bleistift Vermerke. Den ganzen Flug über arbeitete er stetig. Als das Flugzeug schließlich in Los Angeles landete, war Tom müde, Hopkins dagegen wirkte tatkräftig wie immer. »Genau pünktlich«, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr voller Befriedigung. »Jetzt fahren wir ins Hotel und machen uns frisch. Dann stehen einige Treffen auf dem Programm.«
    Im Hotel war eine Suite mit großen Räumen für Hopkins samt einem eigenen Raum mit Bad für Tom reserviert. Es war schon spät, aber Hopkins sagte nichts von Abendessen. Sie ließen ihr Gepäck zurück und eilten in die Führungsetage des Gebäudes der United Broadcasting Corporation in Hollywood. Hopkins stellte Tom einer Reihe Männer vor, die alle schnell und mit offenkundiger Dringlichkeit über Dinge redeten, die Tom kaum verstand. Er war froh, als sie in einen privaten Speiseraum neben einem der Büros gingen und sich an einen langen Tisch setzten. Insgesamt waren sie zu acht, und alle redeten sie gleichzeitig auf Hopkins ein. Eine hübsche Serviererin brachte Cocktails.
    »Ich sag’s Ihnen, Ralph«, sagte ein großer, aber ziemlich dickbäuchiger Mann mit dem seltsam passenden Namen Potkin. »Ob es uns passt oder nicht, mit Live-Sendungen geht’s abwärts. In zehn Jahren wird das ganze Fernsehgeschäft hier stattfinden. Sie müssen überlegen, ob Sie Ihre ganze

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