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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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nicht, dass ich einer bin, der sich als der große Manager versuchen will. Ich sage es Ihnen ganz offen: Ich glaube nicht, dass ich die Bereitschaft habe, die Opfer dafür zu bringen. Ich möchte meine Zeit nicht dafür aufgeben. Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich brauche das Geld. Aber ich gehöre einfach nicht zu denen, die auf Dauer abends und an den Wochenenden und so weiter arbeiten können. Vermutlich gehört auch noch mehr dazu als das. Ich bin keiner von denen, die voll und ganz im Beruf aufgehen – ich kann mich nicht zu der Überzeugung durchringen, dass meine Arbeit das Wichtigste auf der Welt ist. Ich habe einen Krieg durchgemacht. Vielleicht kommt noch ein anderer. Wenn es dann so weit ist, möchte ich zurückschauen und denken können, dass ich die Zeit zwischen den Kriegen mit meiner Familie verbracht habe, so wie es auch sein sollte. Ganz abgesehen vom Krieg möchte ich aus den Jahren, die mir noch bleiben, das Beste machen. Vielleicht klingt das albern. Es ist nur so, wenn ich mich jede Minute meines Lebens in eine Arbeit vergraben muss, dann sehe ich darin keinen Sinn. Und ich weiß, dass ich mich, um die Arbeit zu machen, die Sie von mir erwarten, in die Arbeit vergraben müsste, und, tja, das möchte ich einfach nicht.«
    Er hielt inne, außer Atem, halb in Angst, Hopkins anzusehen. Und dann passierte es – Hopkins stieß ein seltsames hohes, unbeschreiblich kleines Lachen aus, das in die Luft aufstieg und sogleich wieder abgeschnitten wurde. Es war ein Lachen, das Tom nie vergessen sollte, und ihm folgte ein Augenblick vollkommener Stille. Dann sagte Hopkins leise: »Ich bin froh, dass Sie ehrlich sind. Das habe ich schon immer an Ihnen geschätzt.«
    Nun musste Tom nervös lachen. »Tja, nun ist es raus«, sagte er. »Ich weiß nicht, was jetzt wird. Möchten Sie immer noch, dass ich für Sie arbeite?«
    »Aber natürlich«, sagte Hopkins freundlich, stand auf und schenkte sich noch ein Glas ein. »Es gibt reichlich gute Stellen, wo man nicht ungewöhnlich viel Arbeit investieren muss. Es kommt jetzt nur darauf an, das Richtige für Sie zu finden.«
    »Ich bin bereit, mich dem zu stellen«, sagte Tom. »In meinem Denken stecken viele Widersprüche, mit denen ich mich auseinandersetzen muss. Trotz allem, was ich gesagt habe, bin ich doch ehrgeizig. Ich will so weit kommen, wie es nur geht, aber ohne mein ganzes Privatleben dafür zu opfern.«
    Hopkins stand mit dem Rücken zu Tom da, und als er sprach, klang seine Stimme seltsam fern. »Ich glaube, wir finden etwas für Sie«, sagte er. »Wie fänden Sie es, wenn Sie zum Komitee für psychische Gesundheit zurückkehrten? Das wird sich zu einer kleinen, dauerhaften Organisation entwickeln. Ich überlege, mein Haus in South Bay zu ihrem Sitz zu machen. Das wäre doch ganz schön für Sie – Sie müssten nicht einmal mehr pendeln. Wie fänden Sie es, Direktor dieses Ladens zu werden? Die Stelle wäre auch ganz gut dotiert. Ich hätte doch gern einen Mann mit Ihrer Integrität dort, und alle wichtigen Entscheidungen würde ich treffen.«
    »Da wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagte Tom leise.
    Plötzlich wirbelte Hopkins herum und blickte ihn an. » Einer muss ja die großen Arbeiten tun! «, sagte er leidenschaftlich. »Die Welt wurde von Männern wie mir erbaut! Um eine Arbeit richtig zu machen, muss man sie leben, mit Leib und Seele! Und ihr, die ihr nur mit halbem Herzen bei der Arbeit seid, ihr reitet auf unseren Rücken!«
    »Das weiß ich«, sagte Tom.
    Fast sofort bekam Hopkins sich wieder in den Griff. Ein etwas gezwungenes Lächeln legte sich über sein Gesicht. »Ach, ich weiß wirklich nicht, warum wir das alles so ernst nehmen«, sagte er. »Ich glaube, Sie haben eine gute Entscheidung getroffen. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Sie das ganze Leben auf einer Stiftungsstelle sitzen. Ich fange auch noch andere Projekte an. Wir brauchen Männer wie Sie – ein paar von denen, die sich noch Augenmaß bewahrt haben.«
    »Danke«, sagte Tom.
    Wieder lächelte Hopkins, diesmal völlig spontan. »Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich glaube, ich muss ins Bett«, sagte er. »Es war ein langer Tag.«

38
    Am nächsten Morgen war Hopkins freundlich, aber auch brüsk und ein wenig distanziert. »Guten Morgen, Tom!«, sagte er, als sie sich zum Frühstück trafen. »Ich muss hier übrigens doch noch etwas länger bleiben, als ich dachte. Es gibt aber keinen Grund, warum ich Sie hier aufhalten müsste – Sie können also

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