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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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»Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich wollte nur nicht, dass diese Versammlung mit dem Wort Slum endet.«
    Das Publikum hörte aufmerksam zu.
    »Die Kinder brauchen eine neue Schule«, fuhr Betsy fort. »Lassen Sie nicht zu, dass unser Bauvorhaben als Waffe gegen eine …«
    »Das wird nur der Anfang sein …«, unterbrach Parkington sie.
    »Mr Parkington!«, fuhr Betsy ihn mit beachtlicher Selbstbeherrschung an. »Ich glaube nicht, dass Wachstum dieser Stadt unbedingt schadet. Und auch wenn ich es mir vielleicht zunutze mache, dass ich eine Frau bin, weigere ich mich, Ihnen das letzte Wort zu überlassen!«
    Das Publikum lachte, dann sagte Parkington noch etwas, aber niemand hörte ihn. Bernstein schlug mit dem Hammer zu. Allmählich wurde es im Saal still. »Ich glaube, jetzt wurden alle wesentlichen Meinungen hinreichend geäußert«, sagte Bernstein. »Ich erinnere Sie daran, dass wir heute in einer Woche über dieses Thema abstimmen. Die Versammlung ist vertagt!«
    Auf dem Weg aus dem Rathaus klammerte sich Betsy fest an Toms Arm, und er sah, dass sie aufgewühlt war. »Ich war stolz auf dich«, sagte er.
    Sie lächelte zu ihm hinauf. »Ich war auch auf dich stolz«, antwortete sie. »Du warst wunderbar.«
    Auf der Heimfahrt saß sie ganz dicht bei ihm. Nachdem sie den Wagen im alten Kutschenhaus abgestellt hatten, gingen sie Arm in Arm zum Haus. Die Babysitterin, die sie bei den Kindern gelassen hatten, kam an die Tür. »Es hat einen Anruf für Sie gegeben, Mr Rath«, sagte sie. »Ein Mr Hopkins aus New York. Er hat seine Nummer hinterlassen und bittet Sie um Rückruf.«
    Tom wählte sogleich. Hopkins nahm den Anruf selbst entgegen. »Hallo Tom!«, sagte er. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so spät noch störe, aber ich habe gerade beschlossen, morgen nach Hollywood zu fliegen, und ich dachte, vielleicht würden Sie ja gern mitkommen.«
    »Hollywood?«
    »Ja. Wir erwägen, dort eine Tochtergesellschaft aufzubauen, um einige unserer Programme als Filme zu produzieren, deshalb muss ich hin. Ich dachte, es könnte eine gute Gelegenheit für Sie sein, dabei etwas über diesen Bereich des Geschäfts zu lernen.«
    »Danke«, sagte Tom. »Ich würde sehr gern mitkommen. Wie lange würden wir weg sein?«
    »Nur vier, fünf Tage. Ich habe Plätze für den Flug 227 von La Guardia um zehn Uhr morgens reservieren lassen. Treffen wir uns dort.«
    »Gewiss!«, sagte Tom. »Gewiss! Haben Sie vielen Dank.«
    Er hängte den Hörer ein und sagte etwas verwirrt zu Betsy: »Hopkins will, dass ich mit ihm nach Hollywood fliege.«
    »Wozu?«
    »Keine Ahnung. Er findet, ich soll etwas über die dortigen Geschäfte des Unternehmens lernen.«
    »Er versucht wirklich, etwas für dich zu tun«, sagte Betsy. »Das ist eine fantastische Gelegenheit.«
    »Vermutlich«, antwortete Tom. »Ich hoffe nur, ich bin zur Schulabstimmung wieder da.«
    »Die ist nicht so wichtig wie das«, sagte sie. »Was meinst du, wie lange bist du weg?«
    »Hopkins zufolge nur vier, fünf Tage. Ich hoffe, es dauert nicht länger.«
    Betsy setzte sich und machte plötzlich ein ernstes Gesicht. »Ach, das wird dann aber einsam hier«, sagte sie. »Ist dir klar, dass wir seit dem Krieg nicht mehr so lange voneinander getrennt waren?«
    »Es wird auch für mich einsam sein«, sagte Tom und setzte sich neben sie. Sie hatte sich für die Schulversammlung fein gemacht und trug ein dunkelblaues Kleid mit silbernen Knöpfen. Wie jung sie aussieht, dachte er – fast so jung wie vor dem Krieg.
    »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit füreinander«, sagte sie. »In letzter Zeit war alles so hektisch.«
    »Ja.«
    »Was glaubst du, wann kannst du Urlaub nehmen?«
    »Ich nehme an, ich könnte jederzeit eine Woche frei machen.«
    »Wenn alles gut läuft«, sagte sie, »wollen wir zusehen, ob wir jemanden wie Mrs Manter finden, die sich dann hier um die Kinder kümmert. Ich würde zu gern irgendwohin fahren – nur du und ich allein zusammen. Es müsste ja nicht weit sein.«
    »Das wäre toll«, sagte er.
    »Vielleicht könnten wir ja ein Häuschen in Vermont mieten. Wir könnten einfach hin und vielleicht in einem See schwimmen und reden. So wie jetzt alles läuft, sehen wir uns ja kaum, Tommy! Es gefällt mir gar nicht, dass du jedes Wochenende arbeitest. Immerzu rennst du zum Zug. Wir sollten einfach mal allein irgendwohin. Das haben wir ewig nicht mehr gemacht.«
    »Vielleicht geht’s ja.« Er schaute auf die Uhr. »Es ist schon fast Mitternacht«, sagte er. »Gehen

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