Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
ging dann in die Küche und mixte sich einen Martini. Bevor er damit fertig war, klingelte es an der Tür, Dr. Grantland war da.
»Oje«, sagte er, als Tom ihm aufmachte, »ich glaube, dieses Asthma wird mit jedem Tag schlimmer.«
»Das tut mir furchtbar leid«, sagte Tom. »Betsy ist oben. Kann ich Ihnen die Tasche hinauftragen?«
»Nein«, sagte Dr. Grantland tapfer. »Es geht schon.«
Tom folgte ihm nach oben. Der Arzt setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett, öffnete seine Tasche und zog einen Zerstäuber heraus, mit dem er sich in den Rachen sprühte. »Ah«, sagte er dankbar. »Das hilft wirklich.«
»Ich habe Kopfschmerzen und neununddreißig vier Fieber, und mir geht’s dreckig«, sagte Betsy. »Tom glaubt, ich habe Windpocken.«
»Hatten Sie die schon mal?«, fragte der Arzt.
In dem Moment kamen die drei Kinder herein, strahlend über ihre ganzen schorfigen Gesichter. »Geben Sie ihr eine Spritze?«, fragte Janey.
»Meine Güte!«, sagte der Arzt und keuchte schon wieder. »Euch hat’s ja schlimm erwischt!«
»Ich glaube, ich hatte noch nie Windpocken«, brummelte Betsy. »Mutter hat mich immer von anderen Kindern ferngehalten, und ich hatte nie etwas.«
»Machen Sie sich bitte oben frei«, sagte der Arzt.
»Geben Sie ihr eine Spritze?«, wiederholte Janey.
»Ab ins Bett!«, befahl Betsy. »Auf der Stelle!«
»Ich komme zu euch und erzähle euch eine Geschichte«, sagte Tom zu den Kindern. »Und jetzt ins Zimmer, ich bin gleich da.«
Die Kinder zogen sich in ihr Zimmer zurück. Tom lief nach unten, holte seinen Martini und ging zu ihnen.
»Erzähl uns was von Bubbley«, sagte Barbara.
Vor langer Zeit hatte er eine Geschichte über einen kleinen Hund namens Bubbley erfunden, der ein Stück Seife verschluckte und Blasen machte, wenn er bellte. Barbara wollte sie unablässig erzählt haben, in genau denselben Worten, die er beim ersten Mal gebraucht hatte.
»Da war mal so ein kleiner Hund namens Bubbley«, begann er lustlos, nachdem er einen langen Schluck getrunken hatte.
»Nein!«, sagte Barbara. » Es war einmal ein kleiner Hund namens Bubbley.«
»Na gut«, sagte er gereizt. »Unterbrich mich nicht.«
»Dann erzähl es aber auch richtig !«, sagte Barbara.
Pete, der erst vier Jahre alt war, sah seinen Vater ernst an, den Daumen im Mund. »Ich hasse die Geschichte von Bubbley«, sagte er leise vor sich hin.
»Du bist still!«, giftete Barbara ihn an.
»Eines Tages verschluckte er ein Stück Seife«, sagte Tom. »Und von da an …«
Bevor er die Geschichte zu Ende erzählt hatte, ging die Tür auf, und Dr. Grantland kam herein. »Es werden wohl Windpocken sein«, sagte er. »Könnten Sie mir ein Glas Wasser bringen?«
»Gern«, sagte Tom, »aber bevor Sie gehen, könnten Sie sich bitte auch die Kinder ansehen?«
Der Arzt warf den Kindern einen widerwilligen Blick zu. »Ich bin aber kein Kinderarzt«, sagte er.
»Ich weiß«, erwiderte Tom. »Vor zwei Tagen war einer hier, aber ich dachte, wo Sie gerade da sind …«
»Ich sehe mir Kinder nur bei einem Notfall an«, sagte der Arzt. »Meine Patienten müssen alle zwölf Jahre oder älter sein.«
»Ich bringe Ihnen ein Glas Wasser«, sagte Tom.
Der Arzt folgte ihm nach unten. Als Tom ihm das Glas Wasser gab, steckte er sich eine Pille in den Mund und schluckte sie.
»Danke«, sagte er ernst. »Nun zu Mrs Rath. Das Einzige, was wir tun können, ist, den Dingen ihren Lauf lassen. Hier sind ein paar Rezepte, die ein wenig helfen werden, aber viel können wir nicht tun. Sorgen Sie dafür, dass sie viel Ruhe hat. Sie sollte eine Woche im Bett bleiben, vielleicht länger.«
»Ich versuche, jemanden zu finden, der auf die Kinder aufpasst«, sagte Tom.
Zwei Stunden später, nachdem die Kinder ihr Abendessen bekommen hatten und das Haus aufgeräumt war, setzte sich Tom ans Telefon, um eine Frau als temporäre Haushälterin zu suchen. Keine, die er kannte, stand zur Verfügung, allerdings meinte eine ältere Frau namens Mrs Manter, die von einem Freund empfohlen worden war, sie käme für sechzig Dollar die Woche, was ein besonderer Gefallen sei, vorausgesetzt, Tom hole sie mit dem Wagen ab, aber nicht vor neun, und bringe sie nicht später als sechs Uhr nachmittags wieder nach Hause. Das hätte bedeutet, dass er nicht vor elf Uhr bei der Arbeit war und schon um vier Uhr wieder wegmusste, auch würde es ein Loch in der Haushaltskasse bedeuten, doch ihm blieb keine Wahl. Er hoffte nur, Dick Haver würde nicht denken, er werde nun eine
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