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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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ruhige Kugel schieben, weil er davon ausging, eine neue Stelle zu bekommen.
    Am nächsten Morgen erwies sich Mrs Manter als eine strenge Bauersfrau von ungefähr fünfundsechzig Jahren, die wenigstens neunzig Kilo wog und eine Stimme ohne jeden Lautstärkeregler hatte.
    »Ich bin außerordentlich froh, dass Sie kommen konnten«, sagte Tom, als er sie abholte. »Sie wissen ja, wie es ist, wenn in einer Familie die Frau krank wird und man sich auch noch um kranke Kinder kümmern muss.«
    » DAS BRAUCHEN SIE MIR NICHT ZU SAGEN «, dröhnte sie. » ICH HATTE SELBER ACHT KINDER, UND EINMAL, ALS SIE ALLE MIT MASERN IM BETT LAGEN, HABE ICH MIR DAS BEIN GEBROCHEN! «
    »Das ist ja schrecklich!«, sagte Tom.
    » MEIN MANN WAR WEG «, sagte sie so laut, dass er sofort davon überzeugt war, dass sie taub war und sich selbst nicht hören konnte.
    » UND WAS HABEN SIE DANN GETAN? «, brüllte er.
    » SIE BRAUCHEN NICHT SO LAUT ZU SPRECHEN! «, schrie sie zurück. »Ich höre gut! Ich hab bloß das Knie auf einen Stuhl gelegt und es daran festgebunden. So konnte ich mich ganz gut im Haus bewegen, hab den Stuhl eben mit mir mitgezogen.«
    Tom fuhr sie schnell nach Hause, stellte sie Betsy vor, die ganz benommen aussah, und hetzte zum Zug.

7
    Als er ins Büro kam, erklärte er Dick Haver, warum er während der folgenden zwei Wochen die Arbeitszeit eines Halbpensionierten machen müsse.
    »Das geht in Ordnung, Tom«, sagte Dick freundlich. »Kann ich verstehen. Übrigens haben mich neulich Leute von United Broadcasting angerufen, um sich nach Ihnen zu erkundigen. Hat sich da schon was Definitives ergeben?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte Tom, da er es besser fand, noch sagen zu können, er wolle nicht zu United Broadcasting, falls Hopkins ihn doch nicht nahm.
    »Wir würden Sie gern hierbehalten, wenn das ginge«, sagte Dick, »aber ich möchte Sie auch nicht zu sehr beeinflussen. Es gibt allerdings einige Dinge, die Sie bei Ihrer Entscheidung vielleicht berücksichtigen sollten.«
    »Ich wäre natürlich für jeden Rat dankbar …«
    »Wenn Sie hierbleiben, können Sie ziemlich regelmäßige kleine Gehaltserhöhungen erwarten«, sagte Dick. »Gehen Sie dorthin, könnten Sie in kurzer Zeit einiges mehr verdienen, andererseits könnten Sie auch ohne Job dastehen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Sie lange in Ihrer gegenwärtigen finanziellen Lage bleiben, sollten Sie zu United Broadcasting gehen – es wird entweder auf- oder abwärtsgehen …«
    »Schwer einzuschätzen«, sagte Tom zögernd.
    »Zufällig kenne ich Mr Hopkins«, sagte Dick.
    Dann haben sie ihm also alles über die Stelle erzählt, dachte Tom. Wahrscheinlich weiß er mehr darüber als ich – eine ganze Menge mehr.
    »Er ist ein prima Kerl«, fuhr Dick fort. »Er ist einer der wenigen authentischen Wirtschaftsgenies in New York heute. Wenn Sie die Möglichkeit bekommen, für ihn zu arbeiten, ist das ein großes Privileg.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Tom.
    »Andererseits«, fuhr Dick nachdenklich fort, »ist es wohl so, dass Sie eigentlich gar nicht bei United Broadcasting arbeiten sollen, sondern bei einem privaten Projekt, das Ralph Hopkins sich ausgedacht hat. Und da liegen einige Gefahren für Sie …«
    Dick machte eine Pause. »Was meinen Sie damit?«, fragte Tom.
    »Er könnte das Projekt sattbekommen und aufgeben – einer wie Ralph Hopkins fängt immer Sachen an, probiert sie aus und verwirft das, was nicht läuft. Sollte das passieren, könnte er Sie fallenlassen – vielleicht dürften Sie es aber auch bei United Broadcasting versuchen. Vor allem müssen Sie aber bedenken, dass Sie, wenn Sie bei dem privaten Projekt eines Mannes wie Hopkins anfangen, keine klar definierte Karriereleiter haben. Sie müssten es darauf ankommen lassen und hoffen, dass Hopkins nicht das Interesse verliert. Sie werden keinen richtigen Beruf haben – Ihr Beruf wird sein, Hopkins bei Laune zu halten. Und wenn Sie darin scheitern, wird die Erfahrung, die Sie bei ihm gemacht haben, Sie nicht unbedingt auf eine sehr gute Stelle anderswo vorbereiten.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Tom.
    »Damit will ich sagen«, fuhr Dick fort, »für einen großen Mann zu arbeiten ist ein Beruf für sich, und das Dumme ist, wenn bei einem großen Mann Schluss ist, finden Sie nicht immer gleich einen anderen.«
    Er stellt es so dar, als würde ich ein professioneller Kriecher werden, dachte Tom. Er will mich überreden, es nicht zu tun. Er sagte nichts.
    »Ich sollte

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