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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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keine solchen Mittel für die Erforschung der psychischen Gesundheit gibt und dass die Geisteskranken über die Hälfte der Krankenhausbetten besetzen. Den Werbeerfolg erwähnen, der es ermöglicht hat, seriös über Geschlechtskrankheiten zu sprechen. Darüber reden, wie viel Geld ein geisteskranker Patient den Staat pro Jahr kostet. Sagen, dass jemand ein nationales Komitee für psychische Gesundheit gründen soll. Sagen, dass es ein Arzt sein soll – den Ausdruck ›eine voll qualifizierte Person‹ verwenden …«
    Er hielt inne. »Nein, verflixt«, sagte er. »Ich finde, wir gehen es zu direkt an. Vielleicht könnten wir ja mit einer Art historischer Parallele beginnen. Was meinen Sie …«
    Es klopfte an der Tür, und Hopkins sprang auf, um sie zu öffnen. Zwei imposante Männer mit Aktentaschen kamen herein. »Wie schön, dass Sie gekommen sind!«, sagte Hopkins herzlich. »Setzen Sie sich! Wir sind hier auch gleich fertig. Brandy? Einen Likör?«
    »Danke, Ralph«, sagte der größere der beiden Männer. »Was Sie gerade dahaben. Guten Abend, Bill.«
    Nach kurzen Vorstellungen und nachdem jeder ein Glas hatte, sagte Hopkins: »Also, Tom, meinen Sie, Sie haben mitbekommen, was ich in Atlantic City sagen will?«
    »Ich glaube schon«, sagte Tom.
    »Würde es Ihnen zu viel Mühe bereiten, wenn ich Sie bäte, mir in, sagen wir, drei, vier Tagen einen ersten Entwurf zu bringen?«
    »Ich werde etwas für Sie haben«, sagte Tom.
    »Prima! Ganz herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, wie schwer es ist, noch länger in der Stadt zu bleiben, wenn man in Connecticut lebt. Ich bin Ihnen sehr verbunden!«
    Bill Ogden stand auf. »Danke für alles, Ralph«, sagte er. »Ich muss jetzt los.«
    »Danke Ihnen , Bill«, sagte Hopkins.
    Das ist ja wohl der höflichste Haufen, dem ich je begegnet bin, dachte Tom. Als er und Ogden zur Tür hinausgingen, hörte er Hopkins zu den beiden anderen Männern sagen: »Das freut mich sehr , dass Sie Ihren Abend dafür hingegeben haben! Haben Sie die Beförderungspläne, über die wir letzte Woche gesprochen haben, ein wenig weiter ausgearbeitet?«
    Wie sich zeigte, wohnte Ogden in Stamford, und er fuhr mit Tom im Taxi zur Grand Central Station. Sie hatten den Zug um neun Uhr fünfunddreißig gerade verpasst, und der nächste fuhr erst über eine Stunde später. Sie gingen in die Bar auf der unteren Ebene des Bahnhofs und bestellten Highballs.
    »Ich bin nun mal neugierig«, sagte Tom. »Arbeitet Mr Hopkins jeden Abend?«
    »Er macht öfter lange Wochenenden auf einer eigenen Insel in Maine«, sagte Ogden.
    Tom dachte eine Weile darüber nach. »Sie meinen, er lebt allein in dieser Wohnung und hat dort jeden Abend Geschäftstermine?«, fragte er ungläubig.
    »Oh, er fährt ziemlich häufig zu seinem Haus in South Bay«, sagte Ogden. »Er sieht seine Familie oft – besonders um Weihnachten herum.«
    Tom trank ein paar Schlucke.
    »Er wird einfach nie müde«, sagte Ogden. »Viele arbeiten hart, aber er ist immer frisch. Ich habe ihn in meinem ganzen Leben noch nie müde gesehen.«
    Als Tom, zurück in Westport, zur Haustür hineinging, fiel ihm als Erstes auf, dass alles verdächtig ordentlich aussah und dass ein Tisch mit einer großen Vase mit Malven darin an die Wohnzimmerwand gerückt war, um den Riss im Putz zu kaschieren.
    Betsy hatte auf ihn gewartet. »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
    »Gut«, sagte er. »Ich muss eine Rede schreiben. Das heißt, ich muss Mr Hopkins bei einer Rede helfen. Ich kann mir die Terminologie dort auch gleich angewöhnen.«
    Zu seiner Überraschung wirkte Betsy gekränkt. »Ich fände es schön, wenn du nicht so verdammt clever und zynisch wärst«, sagte sie. »So tritt man keine neue Stelle an. Du solltest begeistert sein. Verdammt, Tommy, versuch, naiv zu sein!«
    »Was ist denn in dich gefahren?«, sagte er verblüfft.
    »Ich wette, Hopkins läuft nicht rum und reißt Witze!«, sagte sie. »Oder?«
    »Nein.«
    »Das macht keiner, der vorankommt. Du musst positiv und begeistert sein!«
    »Woher weißt du denn plötzlich so viel darüber, wie man vorankommt?«
    »Ich weiß es eben«, sagte sie. »Ich hab’s satt, schlau und pleite zu sein.«
    »Okay«, sagte er. »Ich mache ganz auf Eule. Mein einziger Lebenszweck ist es, im Dienst der psychischen Gesundheit zu arbeiten. Ich selbst bin völlig unwichtig. Ich bin ein aufopferungsvoller Mensch.«
    »Na schön, dann sei eben witzig. Aber das bereitet mir schon lange Kummer. Du hast über

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