Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
Straße.
»Möchten Sie sich nicht setzen?«, fragte Hopkins. »Was kann ich Ihnen zu trinken bringen?«
»Irgendetwas. Was haben Sie denn?«
Hopkins ging zu einem Tisch beim Fenster, auf dem ein kleiner Wald aus Flaschen, ein Tablett voller Gläser und ein Eiseimer standen. »Offenbar haben wir hier eine ganz ordentliche Sammlung«, sagte er, als würde er sie jetzt zum ersten Mal sehen. »Ich glaube, ich nehme einen Scotch on the rocks. Wäre Ihnen das auch recht?«
»Ja, danke.«
Hopkins nahm eine silberne Eiszange und ließ achtsam Eiswürfel in ein Glas fallen. Nachdem er Whisky darübergegossen hatte, stellte er das Glas auf ein kleines Tablett, schritt mit großem Zeremoniell zu Tom und reichte es ihm. »Danke«, sagte der und dachte, dass er gerade vom bestbezahlten Barmann der Welt bedient wurde. »Kann ich Ihnen bei etwas helfen?«
»Setzen Sie sich einfach und machen Sie es sich bequem. Bill Ogden wird auch jeden Moment da sein.«
Tom setzte sich auf einen kleinen, harten Lederstuhl. Hopkins schenkte sich ein Glas ein, wobei er sich wie eine beflissene Hausfrau aufführte, die den Rektor bewirtet, wuselte im Zimmer herum, bot Tom erst mit Kaviar bestrichene Cracker an und dann ein Porzellankistchen mit Zigaretten. Endlich setzte er sich zu Tom und nippte nachdenklich an seinem Glas. »Das ist ein aufregendes neues Projekt, an dem wir da gemeinsam arbeiten werden«, sagte er, womit er Tom zum Partner machte. »Ich glaube, es besteht ein echter Bedarf danach, und in jedem Fall ist es eine Herausforderung!«
Er klang so, als wollte er nichts so sehr auf der Welt wie eine Herausforderung. Tom, der sich aufgerufen fühlte, es ihm an Begeisterung gleichzutun, sagte: »Ich kann mir nichts vorstellen, was dringender gebraucht würde!«
Glücklicherweise klopfte es an die Tür, bevor er sich über dieses Thema verbreiten musste. Hopkins sprang federnd von seinem Stuhl auf, sauste zur Tür und ließ Ogden ein. » Hallo , Bill!«, sagte er, als hätte er Ogden seit einem Vierteljahr nicht mehr gesehen. »Wie reizend von Ihnen, dass Sie Ihren Abend dafür hingeben!«
»Aber gern, Ralph«, sagte Ogden urban, wechselte einen kurzen Gruß mit Tom und schlenderte zum Spirituosentisch. »Was dagegen, wenn ich mir einen Drink mixe?«
»Nehmen Sie sich, was Sie wollen – nehmen Sie sich, was Sie wollen!«
Ogden machte sich einen Scotch on the rocks und setzte sich auf ein Betkissen. »Wie geht’s Helen und Susan?«, fragte er Hopkins.
»Prima! Susan fängt im Herbst in Vassar an!«
Tom blickte sich in der Wohnung um. Sie sah nicht so aus, als würde eine Familie darin leben. Kamen Hopkins und seine Familie zusammen, um auf dem Dachrasen Crocket zu spielen? Dann fiel ihm ein, dass Hopkins ja eben ein Haus in South Bay gekauft hatte. Hopkins benutzt das hier wohl nur für Geschäftstreffen, dachte er.
Ogden warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich habe mir einige Gedanken über die Rede gemacht, die Sie in Atlantic City halten müssen«, begann er. »Ich denke, wir sollten sie hauptsächlich darauf bündeln, dass wir um mehr Verständnis in der Öffentlichkeit werben müssen …«
Eine halbe Stunde lang erging sich Ogden nun darüber, wobei er ungefähr das sagte, was er auch Tom am Vormittag gesagt hatte. Hopkins hörte zu und nickte beifällig, sagte aber wenig. Seine Hauptbeschäftigung schien darin zu bestehen, dafür zu sorgen, dass jeder immer ein volles Glas hatte. Gegen Viertel nach acht kam ein uniformiertes Dienstmädchen durch die Tür bei den Borden mit den Bleisoldaten und verkündete, das Essen sei nun fertig. Sie gingen alle in ein kleines Esszimmer, wo Venusmuscheln, blutiges Roastbeef und Apfelkuchen serviert wurden. Während des ganzen Essens verbreitete sich Ogden weiter über die Rede. Als sie ins Wohnzimmer zurückgingen, räusperte sich Hopkins und sagte: »Das ist sehr hilfreich, Bill. Nun wollen wir mal sehen, ob ich einiges davon zusammenfassen kann.«
»Machen Sie Notizen«, zischte Ogden Tom zu.
Tom zog rasch einen Block aus der Tasche und saß mit gezücktem Bleistift da. »Punkt eins«, sagte Hopkins. »Die Ärzteschaft hat bei Problemen mit psychischer Gesundheit Großartiges geleistet. Punkt zwei: Die Öffentlichkeit muss mehr Geld und mehr Verständnis aufbringen. Viel mit ›Zu wenige erkennen dies‹ und ›Zu wenige erkennen das‹ einfügen. Hinweise darauf, dass es spezielle Mittel für Polio, Krebs und Herzkrankheiten gibt. Sagen, dass zu wenige erkennen, dass es
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