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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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fertig unterschrieben, als seine Sprechanlage ominöse Knistergeräusche von sich gab, wie ein Radio bei Gewitter. Er drückte einen Schalter, woraufhin Ogdens Stimme ihn so laut anbrüllte, dass er zusammenfuhr: »Sind Sie da, Rath?«
    Tom stellte es leiser, um Ogden höflicher zu machen. »Soeben eingetroffen«, sagte er.
    »Kommen Sie in einer halben Stunde zu mir«, flüsterte Ogden nun geradezu. Es folgte weiteres Rauschen.
    »Ich werde da sein«, sagte Tom.
    Es kam keine Antwort, also schaltete er die Anlage aus. Eine Weile beschäftigte er sich damit, die Schubladen seines Schreibtischs durchzusehen, und begutachtete voller Bewunderung eine Schreibmaschine, die er auf einem speziellen Bord herauszog. Dann drehte er sich auf seinem Stuhl und schaute zum Fenster hinaus. Unter ihm erstreckte sich die Stadt wie ein Plan. Weit hinten auf dem Hudson River nahm eine Flottille Zerstörer Dampf auf. Einer sandte ein Signal aus. Tom konnte den Morsecode noch lesen. »Wo zum Teufel bleibt die Barkasse?«, fragte der Signalgast.
    Zwanzig Minuten später brach Tom zu Ogdens Büro auf. Im Vorraum bog er in einen falschen Korridor ab und landete am Eingang zu einem riesigen Raum, in dem ungefähr dreißig Mitarbeiter an Schreibtischen in sauberen Reihen wie in einem Klassenzimmer arbeiteten. Als er Ogdens Büro fand, waren es fünf Minuten nach der verabredeten Zeit, was aber nichts machte, weil Ogden ihn eine weitere Stunde warten ließ.
    »Freut mich, dass Sie heute anfangen konnten«, sagte Ogden, nachdem die Frau in dem rosa Pullover ihn endlich zu ihm gebracht hatte. »Ist mit Ihrem Büro alles in Ordnung?«
    »Alles bestens«, sagte Tom lässig.
    »Zum Titel für Sie«, sagte Ogden. »Ich finde, wir sollten Ihnen einen Titel geben. Sie sind natürlich direkt mir verantwortlich, aber ich glaube, wir könnten Sie ›Sonderassistent von Mr Hopkins‹ nennen. Es wird Zeiten geben, da dieser Titel nützlich ist.«
    Ogden machte eine Pause, dann sagte Tom: »Ein guter Titel, glaube ich.«
    »Denken Sie nur daran, dass er nicht bei Unternehmensdingen gilt«, sagte Ogden. »Sie sind Sonderassistent von Mr Hopkins bei diesem speziellen Projekt – sonst nichts. Das wird innerhalb des Unternehmens deutlich gemacht werden, aber natürlich besteht keine Veranlassung, dies auch anderweitig zu tun.«
    »Natürlich«, sagte Tom.
    »Können Sie heute Abend mit Mr Hopkins essen gehen?«
    »Ja«, sagte Tom und versuchte, nicht überrascht zu klingen. »Ich glaube, das kann ich einrichten.«
    »Treffen Sie sich mit uns um halb acht in seiner Wohnung«, sagte Ogden und nannte ihm eine Adresse in der Park Avenue, die Tom sich auf einen Zettel schrieb und in die Tasche steckte.
    »Dann gebe ich Ihnen jetzt die Instruktionen«, fuhr Ogden fort. » Am 15. September …« Bevor er fortfahren konnte, klingelte sein Telefon. »Nein«, sagte Ogden in den Hörer. »Auf gar keinen Fall.« Er horchte eine volle Minute, dann fuhr er fort: »Das überzeugt mich noch immer nicht. Sprechen Sie mich später darauf an. Wiedersehen.«
    Er legte auf und sah wieder Tom an. Fast ohne Pause sagte er: »Folgendes. Am 15. September findet in Atlantic City ein großer Medizinkongress statt. Hopkins wurde gebeten, dort eine Rede zu halten, und er findet, es wäre eine gute Gelegenheit, für dieses ganze Projekt einen Versuchsballon zu starten. Die kleine Gruppe Ärzte, die ihn darauf gebracht haben, kann er dabei nicht erwähnen. Wir müssen ihm bei der Rede helfen.«
    »Heißt das, dass ich sie schreiben soll?«
    Ogden sah Tom voller Widerwillen an. »Wir schreiben keine Reden für Mr Hopkins«, sagte er. »Die schreibt er schon selbst. Wir helfen ihm nur bei den Recherchen und indem wir etwas zu Papier bringen, womit er arbeiten kann.«
    »Verstehe«, sagte Tom in dem Gefühl, einen strategischen Fehler begangen zu haben.
    »Heute Abend werden wir die Rede durchkauen«, sagte Ogden. »Sie sollten sich überlegen, was er sagen sollte. Er wird Ihre Ideen hören wollen.«
    Tom hatte nicht die leiseste Ahnung, was der Vorstandsvorsitzende von United Broadcasting vor einem Ärztekongress über psychische Gesundheit sagen sollte. »Haben die Ärzte ein Thema vorgeschlagen, als sie ihn einluden?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Vielleicht könnte er über das zunehmende öffentliche Verständnis für das Problem der psychischen Gesundheit sprechen«, sagte Tom zögernd. Der Gedanke ödete ihn schon jetzt an.
    »Kann sein. Aber bedenken Sie den Zweck der Rede. Wenn wir den

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