Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
Jungen gekommen, und ich hab mir gedacht, ob Sie vielleicht was für sie tun könnten.«
Tom sagte nichts.
»Klar, ich hab länger nichts mehr von ihnen gehört«, fuhr Caesar fort, »aber wenn Sie wollen, könnte ich es rausfinden – Ginas Mutter könnte es mir leicht sagen. Maria ist eine Cousine von Gina.«
Noch immer sagte Tom nichts.
»Damit meine ich Folgendes«, fuhr Caesar ernst fort. »Wir haben es hier viel leichter als die dort. Gina und ich können ihnen monatlich ein bisschen was schicken. Und ich dachte, so wie sich das zwischen Maria und Ihnen entwickelt hat …«
»Ich habe hier eine Frau!«, sagte Tom. »Eine Frau und drei Kinder!«
»Ich will Ihnen hier keinen Ärger machen«, sagte Caesar hastig. »Ich hab nur gedacht, falls Sie ein bisschen Geld haben und nicht wissen, was Sie damit machen sollen …«
»Aber …«, begann Tom.
»Ich will damit nur sagen, für sie wäre es ein Segen«, unterbrach ihn Caesar. »Alles, was Sie tun könnten, wäre ein Segen.«
»Aber ich weiß ja nicht mal, ob Maria überhaupt wollte, dass ich was für sie tue!«, sagte Tom. »Vielleicht würde das ja Louis nicht gefallen.«
»Ich weiß nicht, ob Louis überhaupt noch lebt«, sagte Caesar. »Als ich zuletzt von ihm gehört habe, war er ziemlich krank. Und selbst wenn er noch lebt, in Rom ist es schwer, Arbeit zu finden, wenn man krank ist.«
»Aber Sie wissen es eben nicht genau. Es könnte ihnen ja auch ganz gut gehen.«
»Ich habe ein Jahr lang nichts mehr gehört«, sagte Caesar. »Aber ich könnte es in Erfahrung bringen.«
»Sie verstehen nicht«, sagte Tom. »Ich bin praktisch pleite. Und ich könnte Maria rein gar nichts schicken, ohne dass meine Frau dahinterkäme, und wie könnte ich erwarten, dass sie so etwas versteht?«
»Ich will Ihnen keinen Ärger machen«, sagte Caesar. »Ich dachte nur, ich rede mal mit Ihnen drüber. Sie müssten doch wissen, dass es dort ganz schön hart ist.«
»Ich kann nichts versprechen«, sagte Tom. »Ich würde gern erfahren, wie es ihnen geht, aber ich kann nichts versprechen.«
»Ich schreibe einen Brief«, sagte Caesar. »Es könnte eine Weile dauern, bis ich was höre …«
»Gut!«, sagte Tom. Er atmete schwer. »Reden wir nicht mehr darüber. Essen wir jetzt.«
»Okay«, sagte Caesar.
Tom winkte dem Kellner, und sie bestellten scharfes mexikanisches Chili con Carne, das ihnen auf der Zunge brannte. Hank Mahoneys Name war beständig in Toms Gedanken, doch Caesar erwähnte ihn gar nicht. Es ging ihm offenbar nur um Maria.
Eine Stunde später war Tom wieder in seinem Büro, und er war erschöpft. »Mr Ogden hat angerufen, während Sie weg waren«, sagte seine Sekretärin. »Er hat Sie gebeten, jetzt nichts mehr zu unternehmen.«
»Was?«, fragte Tom.
»Er sagte, er habe gerade Ihre Mitteilung bekommen, und Sie sollten mit niemandem über das Komitee für psychische Gesundheit sprechen. Vorerst nicht, sagte er.«
»Gut«, erwiderte Tom. »Danke.« Er setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Kurze Zeit später stand er auf und ging zur Bibliothek. Trotz allem war es nötig, dass er seine Arbeit erfolgreich machte, dachte er – vielleicht war das jetzt nötiger denn je.
21
»Wie ist es heute gelaufen?«, fragte Betsy, als sie ihn am Abend vom Bahnhof abholte.
»Gut«, sagte Tom, wie er es immer sagte. Es hat keinen Zweck, den Ärger mit nach Hause zu nehmen, hat jemand mal gesagt. Man soll ihn im Büro lassen.
»Ein Mann namens Bugala möchte dich sprechen«, sagte sie. »Er ist Bauunternehmer. Der hat den ganzen Vormittag damit verbracht, sich das Kutschenhaus anzusehen.«
»Bugala?«, fragte Tom. »Den habe ich aber nicht angeschrieben.«
»Davon weiß ich nichts«, erwiderte sie, »jedenfalls möchte er dich sprechen. Und er scheint mir einer zu sein, der was auf die Beine stellen kann.«
Als sie zum Haus kamen, wartete Antonio Bugala schon, in einem ramponierten Chevrolet Pick-up. Er war untersetzt und dunkelhaarig, und einmal hatte eine Frau zu ihm gesagt, er sehe aus wie Napoleon als junger Mann auf Bildern. Dieses Kompliment hatte er nie vergessen – bei weitem zog er es der zweifelhaften Auszeichnung vor, die ihm durch seinen Spitznamen verliehen wurde, der »Buggy« lautete. »Buggy« Bugala war in South Bay aufgewachsen und hatte während der vergangenen fünf Jahre jedermann erstaunt, indem er fast so erfolgreich wurde, wie er es immer vorhergesagt hatte. Schon mit achtundzwanzig Jahren hatte Bugala ein
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