Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
Einzelzimmer für Sie, mich und Miss MacDonald auf demselben Stock, alle für den 15. September reserviert.«
»In Ordnung«, sagte Tom.
»Eines noch. Mr Hopkins will einen elektrischen Kühlschrank und ein paar Flaschen Scotch im Schlafzimmer. Er mag es nicht, wenn er ständig den Zimmerservice rufen muss.«
»Schön«, sagte Tom.
»In seinem Schlafzimmer sollten ein Fernseher mit großem Bildschirm und ein Radio sein.«
»Besorge ich.«
»Wir brauchen jemanden mit einem Drahttongerät, der Mr Hopkins’ Rede aufzeichnet – er hört sie sich immer gern noch einmal an.«
»Mach ich«, sagte Tom.
»Sorgen Sie dafür, dass die Presse benachrichtigt ist. Unsere Public-Relations-Abteilung wird ihnen Vorabmitteilungen zukommen lassen, aber es ist hilfreich, wenn man bei ihnen reinschaut und ein wenig plaudert.«
»Wird gemacht«, sagte Tom.
»Das dürfte es wohl sein – ganz allgemein, sorgen Sie dafür, dass alles für Mr Hopkins bereit ist. Rufen Sie mich an, wenn Sie zurück sind. Sagen Sie der Reiseabteilung, dass Sie einen Flugschein brauchen.«
Bevor Tom »In Ordnung« sagen konnte, hatte Ogden schon sein Sprechgerät abgeschaltet. Tom wollte gleich Betsy anrufen, um ihr zu sagen, dass er am Abend nicht nach Hause kommen werde, doch bevor die Verbindung stand, knisterte die Anlage erneut. Diesmal war es Hopkins. »Tom«, sagte er, »könnten Sie heute Abend zu mir in die Wohnung zum Essen kommen?«
»Bill Ogden hat mich gerade gebeten, nach Atlantic City zu fliegen, um die Hotelunterkunft für Ihre Rede vorzubereiten«, sagte Tom.
»Oh, gut, aber dann kommen Sie, wenn Sie zurück sind, ja?«
»Gern«, sagte Tom und hoffte, Hopkins sagte ihm noch, was er von ihm wollte. Doch Hopkins sagte nur fröhlich »Gute Reise«, dann war das Sprechgerät wieder stumm.
Am Nachmittag bestieg Tom ein Flugzeug und setzte sich auf einen der bequem gepolsterten Sitze. Als die Maschine die Motoren hochjagte und die vertraute, rasende Alles-oder-nichts-Fahrt über die Piste begann, schnallte er sich an und lehnte sich zurück, und noch immer fragte er sich, was Hopkins wohl von ihm gewollt hatte. Immerhin muss ich diesmal nicht abspringen, dachte er – diesmal fliege ich, um eine Matratze zu testen und langstielige Rosen zu besorgen Er lachte auf. Ich besorge Rosen mit den längsten verdammten Stielen der Welt, dachte er.
Das Hotel war groß, zwanzig Stockwerke hoch, und es gab kein Zimmer unter zweiundzwanzig Dollar die Nacht, und bitte weit im Voraus zu reservieren. Tom suchte den Geschäftsführer auf, der sich sehr willig zeigte, mit ihm zusammenzuarbeiten, damit auch alles zu Mr Hopkins’ Zufriedenheit geschah. Das richtige Pult wurde beschafft, und auch die Lautsprecheranlage erwies sich als geeignet. Der Geschäftsführer fand, dass eine Hochzeitssuite, ausgeschmückt mit Bildern französischer Höflinge, für Mr Hopkins genau das Richtige sei. Mit großer Gebärde legte Tom sich auf das breite Doppelbett und befand die Matratze für zu weich. Rasch brachten vier Bedienstete eine andere. Tom, der sich wie Goldlöckchen im Haus der drei Bären vorkam, befand sie für zu klumpig. Grummelnd brachten die vier eine dritte, die Tom als genau richtig erklärte.
»Die Stiele müssen richtig lang sein«, sagte er zur Hotelfloristin. »Auf dem Tisch im Wohnzimmer sollten ungefähr vier Dutzend, im Schlafzimmer zwei Dutzend Rosen stehen.«
»Sie können sich auf mich verlassen«, sagte die Floristin.
Gegen sieben Uhr abends hatte Tom seine Vorbereitungen abgeschlossen. Er ging an die Hotelbar und bestellte sich einen Martini. Es war eine kunstvolle, runde Bar, in deren Mitte sich langsam eine beleuchtete Pyramide aus Flaschen drehte. Irgendwo in einem Saal in der Nähe spielte ein Orchester Tanzmusik. Unvermittelt platzte eine Gruppe junger Leute in die Bar, sie setzten sich an Tische nahe Tom. »So richtig glaube ich dir das nicht, Harry«, sagte eine junge Frau von höchstens zwanzig zu ihrem Begleiter, »aber trotzdem vielen Dank.«
Beim Anblick der jungen Paare und bei den Klängen der Tanzmusik fühlte sich Tom plötzlich alt. Er betrachtete das ihm nächste Paar. Die sind noch keine zwanzig, höchstens einundzwanzig, dachte er. Mein Gott, beim Überfall auf Pearl Harbor konnten die nicht mal zehn Jahre alt gewesen sein! Und als Betsy und ich uns kennenlernten, damals, 1939, waren sie sieben!
Die Kapelle im Nebenraum spielte nun einen Walzer. In einem Hotel hatte Tom auch Betsy kennengelernt, einem Hotel in
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