Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
dass die Welt wahnsinnig ist.
Etwas zog an seinem Hosenbein, und er blickte hinab. Es war Janey, sie sagte, das Mittagessen sei fertig. Sie machte ein besorgtes Gesicht. Ihre Hand lag in seiner weich wie eine Taube, als er sie ins Haus führte.
24
Wichtig ist, Geld zu verdienen, dachte Tom, als er am folgenden Montag im Zug nach New York saß. Wichtig ist, in einem Meer von Chaos eine Insel der Ordnung zu schaffen – das hatte jemand sehr Kluges gesagt, jemand, dessen Namen er vergessen, dessen Schriften er aber am College gelesen hatte. Eine Insel der Ordnung muss offensichtlich aus Geld geschaffen werden, denn ohne Geld kann man Kinder nicht ordentlich großziehen, ohne Geld kann man nicht einmal ordentlich essen oder sich ordentlich kleiden oder auch nur ordentlich denken. Geld ist die Wurzel aller Ordnung, sagte er sich, und das einzig Dumme daran ist, es ist so verdammt schwer zu kriegen, erst recht, wenn man eine Arbeit hat, die daraus besteht, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen und rein gar nichts zu tun.
Im Fahrstuhl zu seinem Büro hinauf sah er Caesar nicht – dafür war er dankbar. Und er hatte nicht länger als eine Viertelstunde am Schreibtisch gesessen und nichts getan, als die Sprechanlage knisterte und summte. Er schaltete sie an.
»Rath?«, flüsterte Ogdens Stimme heiser.
Tom stellte das Gerät lauter. »Guten Morgen«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
»Können Sie heute Nachmittag nach Atlantic City fliegen – ins Stockton House Hotel? Ich habe gerade erfahren, dass sich das Haus schon mit Tagungen füllt, und ich möchte sicher sein, dass wir für Mr Hopkins die angemessene Unterkunft im fünfzehnten bekommen.«
»Aber natürlich«, sagte Tom. Er war so dankbar, dass man ihm etwas zu tun gab, dass seine Stimme lächerlich eifrig klang.
»Ich möchte Sie bitten, alle Vorbereitungen zu treffen, für die Zimmer wie auch für die Rede. Schauen Sie sich das Podium an. Finden Sie heraus, in welchem Raum seine Rede vorgesehen ist, wo genau er sich befindet und durch welche Tür er hineingehen sollte.«
»Das mache ich!«, sagte Tom. Er merkte, dass er mit Ausrufezeichen sprach, genau wie Ralph Hopkins.
»Überprüfen Sie die Verstärkeranlage, und wenn sie nichts taugt, soll das Hotel sie richten. Achten Sie darauf, dass es ein Pult ist – Mr Hopkins steht gern hinter einem Pult, das groß genug ist, um darauf ein fünfundzwanzig mal dreißig Zentimeter großes Notizbuch aufschlagen zu können. Schreiben Sie mit?«
»Ja!«, sagte Tom und schrieb wie ein Wilder.
»Er möchte, dass das Pult einhundertfünfunddreißig Zentimeter hoch ist«, fuhr Ogden fort, »und das Mikro soll genauso hoch sein, rechts vom Pult, nicht davor. Es wird nur das Mikro für die Lautsprecher sein – die Rede wird nicht gesendet.«
Das überraschte Tom nicht. Wenn der Vorstandsvorsitzende eines Fernsehsenders seine Rede übertragen ließe, selbst wenn er maximale Öffentlichkeit haben wollte, dann wäre das ein Kinderspiel. Die Manager von Fernsehsendern lechzten nach Raum in Zeitschriften und Zeitungen, und die Verleger von Zeitschriften und Zeitungen lechzten nach Berichterstattung in Funk und Fernsehen.
»Hab ich«, sagte Tom.
»Nun zu seinen Zimmern. Besorgen Sie eine Suite mit drei. Er mag eine harte Matratze. Probieren Sie sie aus – er hasst weiche.«
»Gut«, sagte Tom.
»Aber klumpig darf sie auch nicht sein. Zögern Sie nicht, dass das Hotel Ihnen eine gute beschafft – hart, aber glatt.«
»Ist notiert«, sagte Tom.
»Unmittelbar nach der Rede sollte im Wohnzimmer von Mr Hopkins’ Suite ein Barmann bereitstehen, und er sollte so ausgestattet sein, dass er fünfzig Personen alles servieren kann, was sie wollen. Falls nötig, sollte er den ganzen weiteren Abend zur Verfügung stehen.«
»In Ordnung«, sagte Tom.
»Nun zu den Blumen. Mr Hopkins hat manchmal Heuschnupfen, sorgen Sie also dafür, dass keine Goldrute oder etwas auch nur annähernd Ähnliches dabei ist – die stecken sie nämlich manchmal in Herbstgebinde. Und er verabscheut Chrysanthemen. Er mag Rosen – langstielige Rosen. Sorgen Sie dafür, dass in seinen Zimmern mehrere Dutzend stehen.«
»Gut«, sagte Tom.
»Und sorgen Sie dafür, dass er eine gute Schlafzimmersuite bekommt. Mr Hopkins’ Zimmer sollten alle aufs Meer hinausgehen. Drei Zimmer, und das Wohnzimmer sollte groß genug sein, dass fünfzig Personen bequem hineinpassen – er verabscheut überfüllte Räume. Dann brauchen wir auch noch
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