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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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tollen
Zufall«, sagte ich.
    »Auch ich war so naiv, das zu
glauben«, seufzte Tybolt . »Es war nett, wirklich sehr
nett. Nach drei Tagen lud er mich zu einer Party ein, die ein Bekannter von ihm
gab — privat in einer Villa. Arglos ging ich hin, Boyd.«
    »Jetzt machen Sie mich aber
neugierig«, sagte ich.
    »Marihuana, jede Menge Mädchen,
und was für welche...« Tybolt zog zu jedem Wort eine
andere Grimasse. »Es war ein Fest. Hinterher sagte ich Harvey, ich hätte mich
noch nie so gut amüsiert, und er solle mich doch in New York mal besuchen.«
    »Das hat er auch getan — und
Ihnen die Fotos gezeigt?« sagte ich, wieder gelangweilt.
    Der Bariton nickte betrübt. »Er
erschien und redete von seiner >Salome< — und ob ich nicht die Rolle des
Baritons singen wolle. Er zog die Fotos aus der Tasche, noch ehe ich mit Lachen
fertig war, und legte sie auf den Tisch wie ein Pokerblatt. >Nun stellen Sie
sich mal vor, Sie sind der Redakteur eines Skandalmagazins, der das als erster
angeboten kriegt<, meinte er dazu. Ein Blick genügte, dann nahm ich einen
Füller und unterschrieb den Vertrag.«
    »Hat er wegen der Gage
gehandelt?«
    »Nein, dazu ist er wohl zu
raffiniert«, erklärte Tybolt sorgenvoll. »Er hat die
Stars der Branche verpflichtet — für eine Oper, die zu jeder Zeit Furore
gemacht hat. Es kann gar nicht anders ausgehen: Er wird ganz legal einen Haufen
Geld dabei scheffeln.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr«,
brummte ich. »Und das ist alles? Sonst hat er nichts auf Lager?«
    »Ich weiß nicht, wie Sie drüber
denken, Boyd«, sagte er und rubbelte kräftig seine Brust, »aber mir reicht es
jedenfalls.«
    »Okay.« Ich stand auf und
starrte trübsinnig in die Nebelwand vor mir. »Könnten Sie mir vielleicht
zeigen, wo man hier hinauskommt?«
    »Ich gehe jetzt in die heiße
Abteilung«, erklärte er verheißungsvoll.
    »Ach, du grüne Neune!« Ich sah
ihn bewundernd an. »Und wie nennen Sie das hier?«
    »Es ist nur eine Sache der
Gewöhnung«, meinte er. »Wenn Sie wieder zurückkommen, glauben Sie, hier sei es
kühl.«
    »Ohne mich«, sagte ich. »Ich
komme mir ohnehin schon wie eine Dampfkartoffel vor. Ich finde auch allein
hinaus.«
    »Werden Sie wegen Earl Harvey
etwas unternehmen?« fragte er sachlich.
    »Um Ihnen aus der Klemme zu
helfen?« Ich zuckte die Schultern und hätte ums Haar das blöde Handtuch
verloren. »Ich weiß noch nicht; schließlich sind Sie nicht mein Klient.«
    »Dieser Fotos wegen — und der
Negative, natürlich — könnte ich’s vielleicht werden«, sagte er.
    »Wenn sich etwas tut, melde ich
mich«, sagte ich.
    »Gut«, meinte er und nickte
lässig.
    Zwei Sekunden, nachdem ich in
den Nebel eingedrungen war, ertönte plötzlich seine markige Stimme: »Boyd!«
    »Ja?« Ich wandte mich um, aber
ich konnte ihn nicht sehen.
    »Sie sagten da etwas, daß Donna
Alberta mich mit dieser albernen Entführung in Verbindung bringt — wegen des
Hundes.«
    »Stimmt.«
    »Wie, zum Teufel, kommt sie
bloß darauf?«
    »Das habe ich Ihnen schon
erklärt«, sagte ich. »Sie ließ Sie abblitzen — und deswegen wollten Sie sich
rächen.«
    »Sie scheint nicht alle Tassen
im Schrank zu haben, wenn sie mir so etwas zutraut.«
    »Das würde mich nicht
überraschen.«
    »Ich meine«, fuhr er nervös fort,
»daß sie so verrückte Anschuldigungen erhebt, ohne einen Beweis in der Hand zu
haben.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß sie
keine Beweise hat«, berichtigte ich.
    »Aber was denn für Beweise?«
zeterte er erregt. »Ich will das wissen, Boyd, ich habe ein Recht darauf!«
    »Wie könnte sie denn Beweise
besitzen, wenn Sie mit der Hundefängerei gar nichts
zu schaffen hatten?« bohrte ich behutsam.
    »Tja, natürlich kann sie keine
haben«, stammelte er mit belegter Stimme. »Aber vielleicht hat sie sich welche
ausgedacht. Donna Alberta ist durchaus zu so etwas fähig — diese Hexe!«
    »Wenn sie etwas erfunden hat,
bewahrt sie das Geheimnis fest in ihrem geräumigen Busen«, sagte ich. »Sie hat
es mir nicht anvertraut.«
    »Ich verstehe«, sagte er nach ein
paar Sekunden Schweigen. »Tut mir leid, wenn ich so aus dem Häuschen geriet,
Boyd. Sie wissen ja, wie das so geht — man ist halt neugierig.«
    »Und davon kriegt man Ärger«,
sagte ich, »wie in Acapulco.«
    Ich wartete die fünf folgenden
Sekunden stehend ab, dann tappte ich wieder in den wirbelnden Nebel hinein. Ich
hatte Glück und entdeckte schließlich die Tür. Eine kalte Dusche ließ meine
Muskeln fast zu Eis erstarren, aber

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