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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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lauschte sie und legte wieder auf.
    »Earl sagt, wir sollen nichts
unternehmen«, teilte sie Benny mit. »Wir sollen warten, er kommt sofort.«
    Bennys Züge verrieten, wie
enttäuscht er war. »Was ist nur mit Earl los?« fragte er betrübt. »Muß er denn
jeden Spaß für sich selber reservieren?«
    »An deiner Stelle würde ich mir
keine Sorgen machen. Ich wette, du bekommst den Spaß, auf den du scharf bist.
Du mußt nur ein bißchen warten, das ist alles.«
    »Sicher hast du recht.« Bennys
Miene erhellte sich wieder. »Nehmen Sie Platz, Boyd. Ich möchte, daß Sie es
bequem haben. Mr. Harvey sorgt sich immer sehr um seine Gäste, nicht wahr,
Marge?«
    »Aber sicher.« Die harten
Konturen ihres Gesichts schienen noch kantiger zu werden, als sie mich
betrachtete. »Vor allem um so hübsche wie ihn! Meinst
du nicht auch, daß er recht hübsch ist, Benny, mit diesem Profil und
überhaupt?«
    Ich sank in einen Sessel und
griff langsam nach meinen Zigaretten. »Etwas dagegen, wenn ich rauche?« fragte
ich.
    »Bitte sehr, durchaus nicht.«
Benny nickte. »Sie lernen rasch, Boyd. Immer schön höflich sein, dann kommt man
überall viel besser zurecht.«
    »Wirklich hübsch«, sagte Marge
wie zu sich selbst. Ihre blitzblauen Augen funkelten, während sie mich
anstarrte, und die hohlen Wangen bekamen Grübchen, als sie die Lippen schürzte.
    »Weißt du was, Benny«, sagte sie
schnell, »er ist so ziemlich das Hübscheste, was ich je gesehen habe.«
    »Nun ist aber Schluß, Marge!«
sagte er scharf. »Er gehört mir! Und überhaupt wissen wir ja noch gar nichts.
Erst muß Earl hier sein.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte dünn.
»Aber ich habe da so eine Ahnung — und Earl ist mein Bruder, das weißt du
doch?«
    »Erst warten wir ab, was er
sagt«, schnauzte Benny. »Also tu mir den Gefallen und halt den Mund.«
    Sie zuckte die Schultern unter
dem hautengen Seidenkleid und formte mit den Lippen einen kurzen aber
treffenden Ausdruck für den blonden Knaben. Und die ganze Zeit über betrachtete
sie mich, als sei ich ein kostbares Gemälde, das ihr noch zu ihrer Sammlung
fehle.
    Ich rauchte die Zigarette auf
und war mitten bei der zweiten, da marschierte Earl Harvey ins Zimmer. Das
mausfarbene Haar hing ihm noch immer in die Stirn, die schmalen Lippen waren zu
einem dünnen Strich zusammengepreßt, und die kalten grauen Augen sprühten Zorn,
als er mich ansah.
    »Er hatte seine eigenen
Schlüssel, Mr. Harvey«, sagte Benny höflich und ließ sie an den Fingern
schaukeln. »Ich fürchte, er ist ein wirklich lästiger Mensch, der einfach
nichts begreift.«
    »Da hast du völlig recht«,
näselte Harvey. »Wie oft muß man es ihm wohl beibringen?«
    »So ein Tropf«, meinte Benny
verächtlich. »Er bringt nicht mal ein Schießeisen mit, wenn er zu Besuch kommt.
Aber das paßt zu ihm — heute früh hat er ja auch nicht mal versucht, sich zu
wehren.«
    Harvey wanderte um den
Schreibtisch, bezog den Drehstuhl und musterte mich grimmig.
    »Was soll das heißen, in mein
Büro einzubrechen?« bellte er.
    »Ich habe in Ihren Akten
nachgesehen, Earl«, erklärte ich freundlich. »Unter >E< wie Erpressung,
aber wahrscheinlich bewahren Sie diesen Ordner in der Bank auf?«
    »Sie sind verrückt«, sagte er
gelassen.
    »Ich kann auch genauer werden,
wenn Sie wünschen«, sagte ich. »Oder möchten Sie es Benny lieber selbst
erklären?«
    »Weiter«, sagte Earl knapp.
    »Ich habe mir gedacht, daß Sie
diesen Acapulcogag mit Tybolt sicher nur einmal angewandt haben«, sagte ich. »Und da war ich eben neugierig,
wie Sie es bei Margot Lynn und Donna Alberta angestellt haben.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie
reden.«
    »Mit einem Male ist alles so
einfach«, sagte ich nachdenklich. »Sie erpressen die drei, in Ihrer Oper zu
singen, und alles scheint in Ordnung. Dann fängt Donna Alberta — die nicht nur
eine Primadonna ist, sondern auch wie eine solche lebt — plötzlich an, aus der
Reihe zu tanzen. Das schafft ein Problem, Earl, ich kann Ihnen das durchaus
nachfühlen. Sie können Donna auch nicht von Benny traktieren lassen, weil man
das sehen würde. Wenn Sie also Donna nichts antun konnten, mußten Sie sie
anderswie treffen — zum Beispiel, indem Sie ihren Hund umbrachten.«
    »Wie kann ein Mensch nur so
wirr im Kopf werden, Mr. Harvey?« fragte Benny scheinbar erstaunt. »Glauben
Sie, es geht vorüber — oder ist sein Fall schon hoffnungslos?«
    »Schnauze, Benny!« schnarrte
Harvey. »Ich möchte auch den Rest hören.«
    »Die

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