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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Ozean umspült wurden. Das Wasser war grün, die Landflora hatte einen leichten Stich ins Bläuliche, und die Luft wies ein wenig vom Prickeln jungen Champagners auf. Irgendwie hatten sie den Planeten in ein Ebenbild der Erde umgewandelt – einer Erde, wie sie zu einer unschuldigeren Zeit einmal ausgesehen haben mochte: überall Parklandschaft, saftige Wiesen und einladende Wirtshäuser. Es war eine ruhevolle Welt, deren Herausforderungen selbst zu wählen waren. Die Riesenfische im Ozean waren von Natur aus träge und ließen mit sich spielen. Die hohen Berge mit ihren Schneekuppen sahen tückisch aus, selbst für Bergsteiger in Gravitronstiefeln. Aber bisher war noch nie jemand in ihnen verloren gegangen. Die Tiere, von denen es in den Wäldern wimmelte, waren groß und mächtig, und sie schnaubten wütend, wenn sie angriffen. Aber sie waren lange nicht so gefährlich wie sie aussahen. Im Grunde genommen sagten Muller solche Orte nicht zu. Aber er hatte genug Abenteuer erlebt und war nach Marduk gekommen, um sich für einige Wochen einem Scheinfrieden hinzugeben. Ein Mädchen, das er vor einem Jahr, zwanzig Lichtjahre von Marduk entfernt, kennengelernt hatte, begleitete ihn. Sie hieß Marta und war groß und schlank. Sie hatte große, dunkle Augen, die mit modischen, roten Lidschatten umrahmt waren, und trug glänzendes, blaues Haar, das um ihre weichen Schultern spielte. Marta sah aus wie zwanzig, hätte aber genausogut eine Neunzigjährige nach der dritten Verjüngungsoperation sein können. Man wußte nie, wie alt jemand wirklich war, besonders nicht bei den Frauen. Aber Muller glaubte aus unerfindlichen Gründen zu wissen, daß sie wirklich noch so jung war. Es lag nicht direkt an der Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen und ihrer spontanen Agilität – solche Eigenschaften konnte man sich antrainieren –, sie besaß vielmehr einen unterschwelligen Enthusiasmus, so etwas wie unverfälschte Mädchenhaftigkeit, von dem er gerne annahm, er sei nicht das Produkt eines Chirurgen.
    Ob es nun beim Powerschwimmen war, beim Flößersport, bei der Blasrohrjagd oder im Bett, immer schien Marta sich so vollständig den Vergnügungen hinzugeben, daß sie ihr wirklich relativ neu gewesen sein mußten.
    Muller hatte kein Interesse daran, solchen Dingen intensiv nachzugehen. Marta war reich, eine Erdgeborene, hatte keine erkennbaren Familienverpflichtungen und ging einfach dorthin, wo es ihr gerade gefiel. Aus einem plötzlichen Impuls heraus hatte er sie angerufen und gefragt, ob sie ihn auf Marduk treffen wolle. Ohne Fragen zu stellen war sie gekommen. Und es machte ihr auch nichts aus, mit Richard Muller dieselbe Suite im Hotel zu teilen. Sicher wußte sie genau, wer er war, aber die Aura des Ruhms, die ihn umgab, war ihr gar nicht wichtig. Ihr kam es mehr darauf an, was er zu ihr sagte, wie er sie festhielt und was sie zusammen taten. Seine Erfahrungen und Kenntnisse, die er zu anderen Zeiten erworben hatte, spielten da gar keine Rolle mehr.
    Ihr Hotel war ein tausend Meter hoher, in der Sonne glitzernder Turm. Es erhob sich gerade und schlank wie eine Nadel aus einem Tal und bot einen herrlichen Ausblick auf einen glasklaren, ovalen See. Ihre Zimmer befanden sich im zweihundertsten Stock. Sie speisten auf einer hochliegenden Terrasse, die man mit einem Gravitrongleiter erreichte. Den ganzen Tag über standen ihnen alle Vergnügungen von Marduk zur Verfügung. Eine Woche lang blieb er ununterbrochen mit Marta zusammen. Das Wetter war ausgezeichnet. Ihre kleinen, frischen Brüste paßten sich wunderbar seinen zugreifenden Händen an. Ihre langen, schlanken Beine umschlossen ihn voller Wohlgefühl. Und bei den Höhepunkten stieß sie in plötzlicher wilder Unersättlichkeit ihre Fersen in seine Waden. Am achten Tag kam Charles Boardman auf Marduk an. Er nahm sich eine Suite, die einen halben Kontinent entfernt lag, und forderte Muller freundlich auf, ihm einen Besuch abzustatten.
    „Ich mache hier Urlaub“, erklärte ihm Muller.
    „Opfern Sie mir einen halben Tag.“
    „Ich bin nicht allein, Charles.“
    „Das weiß ich. Bringen Sie sie doch mit. Wir machen einen kleinen Ausflug. Es handelt sich um eine sehr wichtige Angelegenheit.“
    „Ich bin hierher gekommen, um den wichtigen Angelegenheiten zu entkommen.“
    „Es gibt kein Entkommen, Dick. Das wissen Sie auch. Sie sind so wie Sie sind, und deshalb brauchen wir Sie. Werden Sie kommen?“
    „Zum Teufel mit Ihnen“, sagte Muller leise.
    Am nächsten Morgen flogen

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