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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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einiger Sicherheit davon ausgehen, daß sie uns in einem der nächsten Jahrhunderte besuchen werden. Und wenn sie kommen, stehen wir vor einer Menge Probleme. Daher hat man die Entscheidung getroffen, vorzeitig mit den Bewohnern von Beta Hydri IV Beziehungen aufzunehmen … sozusagen als Rückversicherung für jenen Tag.“
    „Wollen Sie damit sagen“, fragte Muller, „daß wir sicherstellen wollen, mit der zweiten intelligenten Spezies in dieser Galaxis auf gutem Fuß zu stehen, bevor die anderen auftauchen?“
    „Ganz genau.“
    „Jetzt möchte ich gerne einen Drink“, sagte Muller.
    Boardman lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich selbst zu bedienen. Muller betätigte mehrere Knöpfe auf der Konsole und erhielt ein hochprozentiges Getränk. Er kippte es in einem Zug hinunter und ließ sich gleich danach noch ein Glas einschenken. Auf einmal hatte er große Schwierigkeiten, das alles zu verdauen. Er wandte den Blick von Boardman ab, nahm den Würfel vom Tisch und betastete ihn vorsichtig, so als handele es sich dabei um eine geheiligte Reliquie.
    Einige Jahrhunderte lang hatte die Menschheit die Sterne erforscht, ohne auf Spuren einer zweiten Rasse zu stoßen. Es gab massenhaft Planeten, von denen auch etliche bewohnbar waren. Und eine erstaunlich hohe Anzahl war sogar erdähnlich. Aber man hatte ohnehin mit einer größeren Menge kolonisierbarer Welten gerechnet. Der Himmel war voll von Sonnen im Mittelbereich, unter denen es unzählige Sterne vom F- und G-Typ gab, die Leben hervorbringen konnten. Der Prozeß der Planetengenese ist nichts Außergewöhnliches. Die meisten dieser Sonnen besaßen im Schnitt zwischen fünf und zwölf Planeten. Einige dieser Welten besaßen sogar die richtige Größe, Masse und Dichte, um eine Atmosphäre zu entwickeln und zu behalten, und auch die anderen Voraussetzungen, die zur Entstehung und Evolution von Leben führten. Und von diesen Planeten bewegten sich einige in der geeigneten Umlaufbahn, in der sie vor extremen Temperaturen geschützt waren. Somit wimmelte es in der Galaxis von Leben – sehr zur Freude der Zoologen.
    Doch bei seinem ungestümen Ausbruch aus dem eigenen System und seiner Expansion ins All war der Mensch nur auf Spuren von früheren intelligenten Rassen gestoßen. Tiere tummelten sich heute in den Ruinen von unvorstellbar alten Zivilisationen. Der spektakulärste Fund war das alte Labyrinth auf Lemnos. Doch auch andere Welten besaßen ihre Stadtruinen, verwitterten Bauwerke, Friedhöfe und verstreuten Scherbenhaufen. Somit wurde das All auch zur Fundgrube für die Archäologen. Die Sammler und Erfasser außerirdischer Tierarten und die Erforscher uralter Relikte blieben auf lange Zeit beschäftigt. Ganz neue Wissenschaftsdisziplinen schossen wie Pilze aus dem Boden. Man bemühte sich nun, Zivilisationen, die geblüht hatten, als auf der Erde noch keine Pyramiden standen, zu rekonstruieren.
    Aber über all diese fremden Rassen in der Galaxis schien ein seltsamer Fluch gekommen zu sein, der sie ausgelöscht hatte. Offensichtlich waren ihre Zivilisationen schon vor so langer Zeit untergegangen, daß nicht einmal degenerierte Nachfahren bis heute überlebt hatten. Sie waren wie Ninive oder Tyrus ausgelöscht worden, waren einfach verschwunden. Genauere Überprüfungen hatten ergeben, daß die jüngste dieser etwa zwölf bekannten, extrasolaren Kulturen vor etwa achttausend Jahren untergegangen war.
    Doch die Galaxis ist groß, und so suchten die Menschen weiter, ließen sich von einer sonderbaren Mischung aus Neugierde und Grauen weiter dazu treiben, nach Gefährten im All Ausschau zu halten. Aber obwohl der Warpantrieb rasche Flüge an alle Orte im Universum ermöglichte, reichten weder das zur Verfügung stehende Personal noch die vorhandenen Schiffe aus, die Erforschung der ungeheuren kosmischen Weite planvoll anzugehen. Etliche Jahrhunderte nach ihrem Vorstoß ins All machte die Menschheit tagtäglich immer noch neue Entdeckungen, manche sogar nicht weit vom Sol-System entfernt. Der Stern Beta Hydri besaß sieben Planeten. Und auf dem vierten lebte eine zweite intelligente Spezies.
    Die Menschen landeten nicht auf dieser Welt. Die Möglichkeit der Entdeckung einer weiteren Spezies war schon lange vor dem eigentlichen Ereignis beraten und vorausgeplant worden. Man hatte einen Maßnahmenkatalog erstellt, der darauf abzielte, alle Fehler und Schnitzer bei einer ersten Begegnung zu vermeiden, aus denen unabsehbare Konsequenzen erwachsen könnten. Die

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