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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nächstes trat er vor den Zollautomaten. Woher kommen Sie? Welches Reiseziel? Genehmigt. Seine Papiere waren in Ordnung. Ein Schlitz in der Wand erweiterte sich zu einem normalen Durchlaß. Durch ihn gelangte er in ein weiteres Zimmer, wo ihn zum ersten Mal seit der Landung ein Mensch erwartete.
    Boardman war zu seiner Begrüßung erschienen. Und er brachte Marta mit. Ein dicker brauner Mantel, der von matten Metallfäden durchwirkt war, hüllte Boardman fast vollständig ein. Die vielen Ringe an seinen Fingern schienen ihn zu Boden zerren zu wollen. Seine mächtigen Augenbrauen waren so dicht wie dunkles Tropenmoos. Marta trug ihr Haar kurz und seegrün gefärbt. Sie hatte silbernen Lidstrich aufgetragen und den langen, schlanken Hals golden gefärbt. Sie sah aus wie eine schmuckbehangene Statuette ihrer selbst. Muller, der sich noch erinnern konnte, wie sie nackt und naß aus dem kristallklaren See gekommen war, gefielen diese „Verschönerungsversuche“ nicht. Und er bezweifelte, daß sie ihm zuliebe gemacht worden waren. Aber er wußte, Boardman gefielen Frauen in solcher Aufmachung. Es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, daß die beiden zusammen ins Bett gestiegen waren. Muller hätte ein solches Geständnis kaum überrascht; im Gegenteil, er wäre sogar etwas schockiert gewesen, wenn es nicht dazu gekommen wäre, Boardmans Hand umschloß Mullers Handgelenk zum Gruß. Der Schreck des Nichtwahrhabenwollens ließ die Finger jedoch Sekundenbruchteile später schon wieder erschlaffen. Die Hand wurde rasch eingezogen, bevor Muller den Griff erwidern konnte. „Wie schön, Sie wiederzusehen, Dick“, sagte Boardman ohne Überzeugungskraft, während er ein paar Schritte zurücktrat. Seine Wangen schienen einzufallen, so als stünden sie unter starker Gravitation. Marta trat zwischen die beiden und drückte sich an Richard. Muller umarmte sie, berührte ihre Schulterblätter und ließ die Finger sanft bis zu ihrem kleinen, aber festen Hintern hinabwandern. Aber er küßte sie nicht. Ihre Augen blendeten ihn, als er in sie sah, und er kam sich zwischen den zurückprallenden Spiegelbildern seiner selbst verloren vor. Ihre Nasenflügel bebten. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Er spürte, wie ihre Muskeln sich unter dem dünnen Fleisch anspannten. „Dick“, flüsterte sie. „Ich habe jede Nacht für dich gebetet. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermißt habe.“ Sie kämpfte noch stärker gegen seine Umarmung an. Er ließ die Hände auf ihre Hüften sinken und preßte sie so heftig an sich, daß er glaubte, die Biegungen und Verrenkungen ihres Beckens spüren zu können. Seine Beine zitterten, und er fürchtete, sie würde hinfallen, wenn er sie losließe. Sie drehte den Kopf zur Seite. Er legte seine Wange an ihr zartes Ohr. „Dick“, wisperte sie, „ich fühle mich so seltsam … Ich bin so froh, dich wiederzusehen, daß in meinem Innern alles durcheinandergeraten ist … Laß mich los, Dick, ich fühle mich so, als müßte ich mich übergeben …“
    Ja, sicher. Natürlich. Er ließ sie los.
    Boardman schwitzte und fuhr sich nervös mit einem Tuch über das Gesicht. Er schluckte rasch ein Beruhigungsmittel, konnte trotzdem seiner Nervosität nicht Herr werden und marschierte unruhig auf und ab. Muller hatte noch nie zuvor ein solches Verhalten bei ihm bemerkt. „Ich glaube, ich lasse Euch beide jetzt ein paar Minuten allein, was?“ meinte Boardman schließlich. Seine Stimme klang eine halbe Oktave höher als gewöhnlich. „Dieser ständige Wetterwechsel macht mir doch zu schaffen, Dick. Wir sehen uns morgen und reden. Für Ihre Unterbringung ist bestens vorgesorgt worden.“ Boardman floh geradezu. Muller spürte jetzt zum ersten Mal, wie Panik in ihm aufstieg.
    „Wo gehen wir hin?“ fragte er.
    „Draußen wartet ein Kokongleiter – automatisch, natürlich. Wir haben ein Zimmer im Starport Inn. Hast du kein Gepäck?“
    „Ist noch an Bord des Schiffes“, antwortete Muller. „Aber es kann warten.“
    Marta biß sich unablässig auf die Unterlippe. Er nahm ihre Hand, und sie verließen auf dem Gleitband die Empfangshalle in Richtung Parkplatz. Nun mach schon, dachte Muller, sag mir, daß du dich im Moment nicht wohl fühlst. Erzähl mir endlich, daß du ganz urplötzlich von einer sonderbaren Übelkeit befallen worden bist.
    „Warum hast du dir das Haar schneiden lassen?“
    „Das ist eines der weiblichen Vorrechte. Gefällt dir meine neue Frisur

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